Christian Borchert »
Tektonik der Erinnerung
mit Dr. Bertram Kaschek
Kuratorenführung:
Sat 25 Jan 14:00
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Residenzschloss, Taschenberg 2
01067 Dresden
0351-49142000
besucherservice@skd.museum
www.skd.museum
Wed-Mon 10-18
Christian Borchert (1942–2000) zählt zu den herausragenden Fotografen der DDR und des wiedervereinten Deutschlands. In Dresden geboren und hauptsächlich in Berlin und seiner Heimatstadt tätig, hat er mit seinen distanziert-analytischen Aufnahmen eine ebenso behutsame wie eindringliche Bildsprache entwickelt. Seine serielle Arbeits- und Erzählform, seine eigenwillige archivarische Praxis und sein quasi-archäologischer Umgang mit visuellen Medien wie Film und Fernsehen weisen ihm in der deutschen Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Position zu.
Fast zwanzig Jahre nach Borcherts frühem Tod bietet das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit einer vierteiligen Retrospektive den ersten umfassenden Überblick über sein vielseitiges Schaffen.
Die Hauptausstellung im Residenzschloss stellt den Fotografen unter dem Titel "Christian Borchert. Tektonik der Erinnerung" nicht nur als aufmerksamen Chronisten des DDR-Alltags und der Nachwendezeit, sondern auch als konzeptuell und mediengeschichtlich denkenden Bild- und Seriengestalter vor. Neben wichtigen Werkkomplexen wie den Künstler- und Familienporträts, der Dokumentation des Wiederaufbaus der Semperoper oder den Bildern aus Dokumentarfilmen präsentiert die Ausstellung auch weniger bekannte Werkgruppen sowie Bilder und Objekte aus Borcherts Arbeitsarchiv, das von der Deutschen Fotothek Dresden verwahrt wird. Diese Exponate führen insbesondere seine archivarische Leidenschaft vor Augen und gewähren Einblicke in fotografische Arbeitsprozesse.
Die Hauptausstellung wird von drei kleineren "Satelliten" begleitet, die bislang wenig beachtete Aspekte aus Borcherts Leben und Werk in den Blick rücken:
Im Studiolo im Residenzschloss zeigt das Kupferstich-Kabinett schließlich die 22-teilige Arbeit "Auszug der Seele, Ch. B." von Maria Sewcz. Die Berliner Fotografin hat Borcherts Wohnung und Archiv nach dessen frühem Tod in eindringlichen Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten. Borcherts geradezu ehrfürchtiges Verhältnis zum fotografischen Material wird in diesen Aufnahmen ebenso spürbar wie die Trauer der Fotografin über den Verlust des geschätzten Kollegen und Freundes. Zugleich werden im Studiolo eigenwillige Objekte und Tondokumente aus dem Nachlass Borcherts aus der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden präsentiert.
Im Albertinum werden Fotografien gezeigt, die Borchert zwischen 1987 und 1990 im Auftrag des Dresdner Verlags der Kunst von Plastiken des Bildhauers Georg Kolbe gemacht hat und die seit fast dreißig Jahren nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Unter dem Titel "‚… eine eigenartige Entrücktheit‘. Christian Borcherts Blick auf Georg Kolbe" kommt es hier zu einer intimen Gegenüberstellung von Borcherts Fotografien und Kolbes Werken aus der Sammlung des Albertinum.