Arnold Odermatt »
Polizist, Photograph, Schweizer
Exhibition: 16 Feb – 31 May 2020
Kunsthalle Erfurt
Fischmarkt 7
99084 Erfurt
+49 (0)361-6555666
kunsthalle@erfurt.de
kunstmuseen.erfurt.de/kunsthalle
Tue-Sun 11-18, Thu 11-22
"Arnold Odermatt – Polizist, Photograph, Schweizer"
Ausstellung: 16. Februar bis 26. April 2020
Eröffnung: Samstag, 15. Februar, 18 Uhr
Die Kunsthalle Erfurt präsentiert erstmals in Mitteldeutschland eine Ausstellung zum Werk des 1925 im kleinen Schweizer Kanton Nidwalden geborenen Photographen Arnold Odermatt – eine von Daniel Blochwitz kuratierte Auswahl seines Schaffens, das sich über ein halbes Jahrhundert erstreckte.
Schon früh hatte Arnold Odermatt die Photographie für sich entdeckt und sich das entsprechende Wissen autodidaktisch erarbeitet. Als angehender Verkehrspolizist konnte er Ende der vierziger Jahre bei seinem Vorgesetzten erreichen, bei der Unfalldokumentation dieses 'neue' Medium anstatt der bis dahin üblichen Handzeichnungen einzusetzen. Dabei verfolgte er aber auch ein eigenes Interesse: Nicht selten suchte er, neben seinem beruflichen Auftrag der möglichst sachlichen, objektiven Dokumentation für die Beweisführung zum Unfallhergang, einen zweiten Blickwinkel, der ihn formal mehr ansprach, so daß es am Ende oft zwei Bildvarianten gab: eine für die Akten, und die andere für ihn selbst.
Als Anfang der neunziger Jahre sein Sohn, der Regisseur, Autor und Herausgeber Urs Odermatt, den Spielfilm Wachtmeister Zumbühl über einen leidenschaftlich photographierenden Polizisten plante, sichtete er die vergessenen Bildbestände seines inzwischen pensionierten Vaters, arbeitetete sie auf und publizierte sie unter dem Titel Arnold Odermatt: Meine Welt. Photographien/Photographs 1939-1993 im Benteli Verlag, Bern.
Es ist die Gleichzeitigkeit des photographischen Mediums, zwischen Objektivität und Subjektivität, zwischen Dokumentation und Interpretation, die sich in Odermatts Bildern von Unfällen fast plakativ offenbart und später sogar den Schweizer Kurator Harald Szeemann überzeugte, der im Jahr 2001 über dreißig Abzüge von Arnold Odermatts Karambolagen erstmals einem internationalem Kunstpublikum vorstellte – zur 49. Biennale in Venedig, in den historischen Hallen des Arsenale. Danach ging alles sehr schnell: große Ausstellungen vom Fotomuseum Winterthur bis zum Art Institute of Chicago, dazu zahlreiche monographische Publikationen aus dem Verlagshaus Steidl.
Dabei wollte Arnold Odermatt nie Kunst machen, sondern allein gute Bilder. Und die mußten vor allem scharf sein. Neben Unfallphotos, den Karambolagen, wie sie später zusammengefaßt betitelt und publiziert wurden, hielt er über die Jahre auch viele andere naheligende Motive seines Umfelds mit der Rolleiflex auf Film fest. Sein photographischer Ansatz, also das Spannungsfeld zwischen Dokument und Inszenierung, zieht sich auch durch diese Arbeiten: vom polizeilichen Dienstalltag (veröffentlicht unter dem Titel Im Dienst) über die autobiographischen Photographien aus dem Familienalbum (In zivil) bis zu seinen Beobachtungen des eidgenössischen Alltags (Feierabend). Der Photograph verfolgte dabei immer einen gleich hohen Anspruch, die Dinge ins richtige Licht zu setzen, egal, ob es sich um Selbstportraits, Kollegen, seine Tätigkeit, die eigene Familie und Freizeit oder um die ländliche Umgebung handelte – und das je nach Situation mal nüchtern oder charmant, mal streng oder verschmitzt.
Dieser facettenreichen Qualität seiner Photographien ist es zu verdanken, daß aus einem persönlichen Bildarchiv abseits des großen Kunstbetriebs ein eigenständiges künstlerisches Werk erwachsen konnte, welches diesen Namen unbedingt verdient. (Daniel Blochwitz)
Die Filmproduzentin Jasmin Morgan zeigt in der Ausstellung "Arnold Odermatt – Polizist, Photograph, Schweizer" die Installation Die Dunkelkammer von Arnold Odermatt mit Originalrequisiten und nie gezeigten bernsteinfarbenen Filmaufnahmen aus der Dunkelkammer des Künstlers.