Ian Wiblin »
Night Watch
Exhibition: 19 Feb – 24 May 2020
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
+49 (0)511-16843875
sprengel-museum@hannover-stadt.de
www.sprengel-museum.de
Tue 10-20, Wed-Sun 10-18
Ian Wiblin
"Night Watch"
Ausstellung: 19. Februar bis 24. Mai 2020
Gemeinsame Eröffnung mit der Ausstellung "Kleine Geschichte(n) der Fotografie, # 2"
Dienstag, 18. Februar, 18.30 Uhr
Ian Wiblin (*1960) studierte Fotografie und Film am London College of Printing (heute London College of Communication) bei dem Experimentalfilmer Stephen Dwoskin und arbeitete mit ihm als Art Director und Kameramann. 1995 wurde Wiblin mit einem Residenzstipendium der University of Cambridge (Kettle’s Yard Artist Residency) ausgezeichnet. Die fotografische Serie "Night Watch" (1995) entstand während seines Aufenthaltes in der britischen Universitätsstadt.
Vorausgegangen war u. a. das fotografische Essay "Wrocław" (1989), eine Auseinandersetzung mit dem Erbe der deutschen Vergangenheit in der polnischen Stadt, die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges zu großen Teilen zerstört wurde. Wie in allen seinen fotografischen und filmischen Arbeiten interessieren Ian Wiblin auch hier die Zusammenhänge zwischen Orten, Geschichten und Erinnerungen. Dabei sind es die Prozesse zwischen Sichtbar-werden und Verschwinden, auf die sich Wiblin konzentriert und die für Erinnern, Vergessen, Erkennen stehen.
"Night Watch" entstand ausschließlich nachts und platziert die mittelalterliche Institution der University of Cambridge in einen 'Vorrat Raum' (Rilke), der am Anfang oder am Ende des Tages, der Zeit oder des Seins zu liegen scheint. In – mit einer Ausnahme – menschenleeren Langzeitbelichtungen entwickelt sich aus Motiven der Landschaft, der Architektur und des Interieurs, aus Fern- und Nahsichten, ein komplexer Disput aus tiefer Dunkelheit, silbrig leuchtenden Schatten und nächtlichem Licht. Das visuelle Zeichensystem, das Cambridge als ein in sumpfiger Landschaft errichteter Hort britischer Bildungstradition bietet, findet in feinster fotografischer Schwarzweiß-Kultur eine poetische Verdichtung. Die marmorne Büste in der Bibliothek, der herrschaftliche Stiefelschaft auf dem Gemälde, sumpfige Landschaften und repräsentative Architekturen fügen sich zu einem filmisch anmutenden Essay über das Verhältnis von Natur und Zivilisation, von Wissen und Macht, von Gegenwart und Vergangenheit.
Die in Zusammenarbeit mit Anthea Kennedy entstandenen abendfüllenden Filmarbeiten "Stella Polare" (2006), "The View From Our House" (2013) und "Four Parts of a Folding Screen" (2018) knüpfen, ähnlich wie die Film und Fotografie verbindende Arbeit "Bank" (2015), immer wieder an die in "Night Watch" behandelten Themen an. Insofern lässt sich die 45 Fotografien umfassende Serie, von der das Sprengel Museum Hannover in dieser Ausstellung 30 Bilder zeigt, auch als Teil eines Langzeitprojektes über Orte, Architekturen, reale und imaginäre Geschichten beschreiben.
Ian Wiblin lebt in London. Er ist Senior Dozent für Fotografie an der University of South Wales.