Susa Templin »
DAS LICHT DER RAUM UND DIE ZEIT
Exhibition: 29 Apr – 27 Jun 2020
Thu 14 May
Galerie Anita Beckers
Braubachstr. 9
60311 Frankfurt (Main)
+49 (0)69-92101972
info@galerie-beckers.de
www.galerie-beckers.de
Tue-Fri 11-18, Sat 12-17
Susa Templin
"Das Licht der Raum und die Zeit"
Ausstellung: 29. April bis 27. Juni 2020
Der Physiker Albert Einstein mag die Zusammenhänge von Raum, Zeit und Licht in Formeln gepackt haben, entdeckt hat er sie nicht. Und auch der Philosoph Platon, der für sein berühmtestes Gleichnis den armen Tropf seiner Geschichte in eine Höhle kettete und ihn nur die Schatten schauen ließ, die vorüberziehende Gestalten an die Wand warfen, wird nicht als erstem aufgefallen sein, wie das Licht sich im Laufe der Zeit verändert und im Raum unentwegt neu verteilt. Was mitunter drama- tische Folgen hat, wie allein der Blick auf einen Eingang beweist. Mag man ihn bei gleißender Helligkeit als den Weg in die Verheißung verstehen, kann er bei Dunkelheit wie ein Tor in die Verdammnis wirken. Denn auch ein Raum ist eben kein Raum ist eben kein Raum, wie eine Tür niemals nur eine Tür ist eine Tür ist. Was es in letzter Konsequenz unmöglich macht, zu Raum, Zeit und Licht Endgültiges zu formulieren, sondern man sich immer nur im Relativen bewegt. Bleibt die Kunst!
Auch sie, die uns mit ihren Werken auffordert, genauer hinzuschauen, als wir es im Alltäglichen zu tun gewohnt sind, mag um Antworten nur ringen. Aber bisweilen genügt es ja schon, mit Hilfe präziser Beobachtungen die richtigen Fragen zu stellen. So wie Susa Templin es macht. Dass sie sich dazu der Fotografie bedient, ist nur konsequent, denn in keiner anderen Gattung der Kunst spielt das Licht eine wichtigere Rolle – und ist nicht die Kamera selbst wiederum ein Raum, in den das Licht für einen gewissen Zeitraum einfällt, um seinen Abdruck zu hinterlassen? Eine dunkle Kammer.
Ihre Bildserien des sich verändernden Lichts und der sich über Wände bewegenden Schatten nennt Susa Templin "Konjugationen", gerade so, als beuge sie in den Phasen des Vorhin, Jetzt und Später anstelle von Verben das Licht. Doch damit nicht genug, denn die Sequenz der über Wände sich tastenden Schatten und Sonnenstrahlen geht bei ihr einher mit der Bewegung durch den Raum, indem sie die Position der Kamera verändert. Außerdem addiert sie auf ihrem Negativfilm Belichtungen, verdoppelt sie, verdreifacht sie, und im Fotolabor, ihrer eigenen, privaten Höhle, manipuliert sie am analogen Vergrößerer am Ende sogar noch die Farben jeweils um geringe Nuancen, um das Motiv mal zu verdich- ten, mal aufzulösen, bis kaum mehr bleibt als eine blasse Erinnerung. So gibt sich Susa Templin, die in raumgreifenden Installationen mit gewölb- ten Glasplatten und überdimensionalen aufgefalteten Fotografien schon ganze Welten konstruiert hat, auch hier nicht mit der Rolle der Beobachterin zufrieden, sondern wird wiederum zur Schöpferin ihrer eigenen Welten. Indem sie die Zeit im Raum durchmisst und gestaltet, wird sie zur Architektin des Lichts.
Freddy Langer, Redakteur Frankfurter Allgemeine Zeitung