Christian Borchert »
Tektonik der Erinnerung
mit Inka Schube
Kuratorenführung:
Fri 26 Jun 15:00
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
+49 (0)511-16843875
sprengel-museum@hannover-stadt.de
www.sprengel-museum.de
Tue 10-20, Wed-Sun 10-18
Mit fotografischen Beobachtungen unspektakulärer Alltagsmomente verwies Christian Borchert (1942-2000) in der ideologiegesättigten Atmosphäre der 1980er-Jahre in besonderer Weise auf Möglichkeiten künstlerischer Integrität. In seinem von einem hohen zeitgeschichtlichen Bewusstsein getragenen Werk liegen archivarisch-dokumentarische und künstlerisch-poetische Strategien nahe beieinander.
Seit Mitte der 1950er-Jahre fand der Fotograf seine Motive vor allem in seiner Geburtsstadt Dresden und in Berlin. Hierher war er 1968 nach einem Ingenieur-Studium, einer Tätigkeit als technischer Leiter an der Deutschen Hochschule für Filmkunst, Potsdam Babelsberg, und einer Ausbildung als Fotograf in Potsdam gezogen und hatte, neben einem Fernstudium Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, sechs Jahre als Bildreporter für die wöchentlich erscheinende Neue Berliner Illustrierte gearbeitet.
Mit einem umfangreichen Projekt zu Künstler*innenporträts markierte Christian Borchert dann im Jahr 1976 einen radikalen Bruch in seinem bisherigen Selbstverständnis als Fotograf. Ein von bildjournalistischen Vorgaben unabhängiges Arbeiten ermöglichte ihm der Auftrag zu einer Langzeitdokumentation des Wiederaufbaus der Semperoper Dresden. Freundschaften mit Lyriker*innen und Schriftsteller*innen wie Elke Erb (*1938) oder Richard Pietraß (*1946) schärften die eigene Auseinandersetzung mit poetischer Bildlichkeit. Neben den Alltags-beobachtungen ist es vor allem das umfangreiche, systematisch angelegte Langzeitprojekt der „Familienporträts“ und sind es Publikationen zur jüngeren Geschichte seiner Geburtsstadt Dresden sowie zum Literaturwissenschaftler Victor Klemperer (1881-1960), die wesentlich Strahlkraft gewannen.