Hans Peter Jost »
Alpen-Blicke.ch
Exhibition: 5 Sep – 3 Oct 2020
Fri 4 Sep 19:00
Kammgarn-West
Baumgartenstr. 23
8200 Schaffhausen
ausstellungen@raumnutzung-sh.ch
www.kammgarn-west.ch
Thu 18-20, Sat 14-18
Hans Peter Jost
"Alpen-Blicke"
Ausstellung: 5. September bis 3. Oktober 2020
Eröffnung: Freitag, 4. September, 19 Uhr
Tag der Offenen Tür: Samstag, 12. September, 18-22 Uhr
Finissage: Samstag, 3. Oktober 14 Uhr
Die Schweiz definiert sich stark über die Alpen. Hans Peter Jost – sicher kein typischer Alpenfotograf – hat in seiner langjährigen Recherche einigen ihren Identitäten nachgespürt: Heimat, Transitraum, Energiespender, Erholungsraum. In der aktuellen Ausstellung konfrontiert er uns mit seinem persönlichen Blick auf die alpenländische Tourismusindustrie.
Rund um die Alpen entwickeln sich Träume, die von Urlaubern genauso wie die von Geschäftsleuten. Sie verbinden sich zu einer Traumfabrik, die funktionieren muss. Denn es geht längst nicht mehr nur darum, Gipfel und Gletscher zu erreichen und in Alphütten einzukehren. Dies sind mittlerweile selbstverständliche Basics des Tourismus, mit Strassen und Seilbahnen, die sommers wie winters funktionieren und sich in immer grössere Höhen schrauben. "Man muss - im positiven Sinne Herzstillstände - produzieren", so der österreichische Eventmanager Günther Aloys. Es geht um Thrillwalks, Skywalks, Peak Walks, Heliskiing, Openairs, immer neue Inszenierungen der Alpen, welche als Kulisse für Selbstinszenierungen der Besucher dienen.
Die Schweizer Alpen als Vergnügungspark? Bleiben sie nur attraktiv wenn sie möbiliert und domestiziert sind? Gipfel als Sonntagsziele für jedermann? Rettet denn eine weiterführende und trendigere Verbauung der Alpen ihre Bewohner und deren Existenz? Hans Peter Jost hat die Alpen durchstreift, auch da wo das Geschäft läuft. Seine Bilder zeigen den Widerspruch zwischen Idealisierung und Realität.
"Der Fotograf Hans Peter Jost zeigt in seinem Bildband die Schweiz so, wie wir sie gerne sehen. Aber er zeigt auch Seiten, die wir nicht sehen möchten" schreibt Stephan Wehowsky dazu im Journal 21 in seiner Rezension zum Buch Alpen-Blicke.ch, das 2017 im Verlag Scheidegger & Spiess erschienen ist.
Kaum einer der Alpenbewohner wäre vor 150 Jahren auf die Idee gekommen, ohne Not auf die Berge zu klettern, denn es wäre neben der harten Arbeit ein unnötiger und gefährlicher Kraftakt gewesen. Erst englische Sportler, Abenteurer und Forscher, nahmen den Respekt vor dem Berg und begannen, Erstbesteigungen als Trophäen zu sammeln. Mit ihnen kamen Fotografen, die mit Maultieren und Trägern ihre Glasplatten auf die Gletscher schleppten um die Traumwelten ins Tal zu bringen und allen zu zeigen. Seitdem besteht die ungebrochene Sehnsucht am Alpenerlebnis teilzuhaben.
"Hans Peter Jost nimmt die Perspektive eines Zeitgenossen ein, der neugierig ist, der etwas sehen und erleben will, aber nicht gleich urteilt. Seine Bilder vom Massenansturm auf Skilifte und Pisten allerdings lösen ein Grauen aus", so Wehowsky. Denn seit den 1960er Jahren wurden die Alpen zunehmend erschlossen, möbliert und scheinbar domestiziert.
Hans Peter Jost entzaubert mit seinen Bildern die Schweizer Alpen. Zeigt Schneekanonen – beschönigend Schneeerzeuger genannt, die im Sommer auf Geröllwüsten stehen. Auch die Spuren des vergangene Winters in der von schweren Maschinen modellierten Berglandschaft werden gnadenlos ans Licht gebracht. Er beobachtete Ziegen, die in den Sommerwochen für Touristen zweimal täglich durch Zermatt getrieben werden. Dokumentierte das Schlagerfestival "Der Berg bebt", beging die Alpen und begegnete dort Einheimischen die an Traditionen halten, Touristen die den schnellen Adrenalinkick in der Höhe suchen.
Weitere Informationen: hanspeterjost.com