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Street. Life. Photography.
Loredana Nemes, P001, Paris, April 2005, aus der Serie Under Ground, 2005–2006 © Loredana Nemes

Loredana Nemes »

Street. Life. Photography.

Street Photography aus sieben Jahrzehnten

Artist Talk:

Sun 13 Sep 13:30

Fotomuseum Winterthur

Grüzenstr. 44+45
8400 Winterthur

+41 (0)52-2341060


www.fotomuseum.ch

temp. closed

Im Gespräch mit Sabine Schnakenberg, Kuratorin der Ausstellung, gibt die Fotografin Loredana Nemes Einblicke in ihre Arbeit.

Loredana Nemes’ Serie Under Ground, welche in der Ausstellung gezeigt wird, entstand in den U-Bahnen und Metros von Moskau, New York, Paris, London und Bukarest. Mit einer zweiäugigen Rolleiflex-Mittelformatkamera, die ihr um den Hals hing, porträtierte die Fotografin diskret – oder kritisch betrachtet, ungefragt – Personen, die ihr in der Bahn direkt gegenübersassen. Under Ground vereint ruhige und klare Porträtarbeiten, die von einer seltsamen Zeitlosigkeit geprägt sind.

"Street. Life. Photography"
Street Photography aus sieben Jahrzehnten


Ausstellung: 12. September 2020 bis 10. Januar 2021

Flüchtige Begegnungen in den Strassen internationaler Metropolen, unaufgeregte Vorstadtszenen, belebte Strassenzüge, kuriose Alltagsschauplätze – die Street Photography inszeniert die Vielschichtigkeit des urbanen Raums und dessen Bewohner_innen. Die Ausstellung "Street. Life. Photography" eröffnet unterschiedlichste Perspektiven auf die städtische Lebenswelt und das Fotografieren auf der Strasse.

Die Street Photography bildet das öffentliche Leben in Grossstädten ab. Sie zeigt Alltagsleben und Eskapaden, Kommerz und Individualität, Komik und Tragik, politische Auseinandersetzung und gesellschaftliche Veränderung. Sie porträtiert einzelne Personen, die in der Masse scheinbar untergehen, schafft Nähe sowie Distanz. Die Vielfalt des urbanen Raums und seine spannungsvollen Facetten bieten Fotograf_innen seit jeher unzählige Möglichkeiten der fotografischen Inszenierung.

Die Ausstellung "Street. Life. Photography. Street Photography" aus sieben Jahrzehnten zeigt rund 220 Arbeiten von 37 internationalen Fotograf_innen, die in den letzten siebzig Jahren entstanden sind. Die Werke eröffnen den Besucher_innen unterschiedliche Perspektiven auf das urbane Leben aber auch auf das Fotografieren im Strassen- und Stadtraum. Wie beobachten Fotograf_innen damals wie heute die Stadt und ihre Bewohner_innen?

Inwiefern spiegelt sich unser Verständnis von öffentlichem und privatem Raum und unsere Beziehung zur urbanen Umgebung in den Werken wider? Wie hat sich der Blick auf die Stadt und mit ihm die Street Photography als solche im Lauf der Zeit verändert?

In der Ausstellung treffen internationale zeitgenössische Fotograf_innen wie Maciej Dakowicz, Loredana Nemes, Jenny Odell und Harri Pälviranta auf historische Positionen wie Diane Arbus, Lee Friedlander, William Klein, Harry Callahan und Lisette Model. Die Gegenüberstellung historischer und zeitgenössischer Arbeiten ermöglicht es den Besucher_innen zentrale Tendenzen und wichtige technische, konzeptionelle und ästhetische Entwicklungen der Street Photography nachzuvollziehen.

Fünf kaleidoskopartig angelegte Kapitel gliedern die Ausstellung und eröffnen verschiedene thematische Zugänge. Die Themenfelder Street Life, Crashes, Public Transfer, Anonymity und Alienation zeigen verblüffende, zum Teil kuriose Zusammenhänge auf. Das Kapitel Street Life stellt einzelne Passant_innen oder Gruppen in den Mittelpunkt des Interesses. Die Strasse ist als Bühne und der Stadtraum als Kulisse zu begreifen – die Menschen werden als Protagonist_innen Teil der fotografischen Inszenierung. Die Arbeiten bewegen sich zwischen flüchtiger Momentaufnahme und beobachtendem Blick. Das Themenfeld Crashes kontextualisiert Fotografien, die sich mit Unfällen, Gewaltakten, Konflikten sowie mit gesellschaftlichen Veränderungen oder Störungen beschäftigen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und vermeintlicher Realität: Was ist echt, was inszeniert? Der Abschnitt Public Transfer widmet sich den Räumen des öffentlichen Verkehrs als spannungsreichem Grenzbereich menschlichen Verhaltens, in dem sich zwischen privater und öffentlicher Sphäre ein Grossteil des städtischen Lebens abspielt. Die Anonymität grossstädtischer Strukturen und der Verlust sozialer Nähe werden im Kapitel Anonymity thematisiert. Dabei erkunden die einzelnen Positionen das Phänomen der Anonymität sowohl bezogen auf die fotografierten Personen als auch auf die Rollen der Fotograf_innen. Im Kapitel Alienation findet über unterschiedliche Blickwinkel eine Annäherung an das Thema der Verfremdung und Distanzierung im städtischen Raum statt.

Im Rahmen des Begleitprogramms wird der öffentliche Raum und mit ihm die Vielzahl teils ungewollter Begegnungen befragt. Dialogische Führungen und Gespräche mit Künstler_innen und Expert_innen geben den Besucher_innen Einblicke in die Vielfalt und Komplexität der Street Photography und zeigen dabei auf, mit welchen Dynamiken und Stolpersteinen das Fotografieren auf der Strasse verbunden sein kann.

"Die Dokumentation des öffentlichen Raums stellt uns vor komplexe Fragen: Wer beobachtet wen und wie voyeuristisch gestaltet sich unser Verhalten? Was bedeuten die Mechanismen der Überwachung im urbanen Raum? Welche – beabsichtigten und unbeabsichtigten – Aussagen manifestieren sich in den fotografischen Aufnahmen? Diesen Fragen gehen wir nach – im Ausstellungsraum und mittels eines dichten Veranstaltungsprogramms." Nadine Wietlisbach, Direktorin Fotomuseum Winterthur

Eine Ausstellung des Hauses der Photographie/Deichtorhallen Hamburg u.a. mit Werken aus der Sammlung F.C. Gundlach, Hamburg zu Gast im Fotomuseum Winterthur. Die Ausstellung wurde von Sabine Schnakenberg (Deichtorhallen Hamburg) kuratiert. Für die Ausstellung in Winterthur haben Nadine Wietlisbach und ihr Team zusätzliche reflexive Elemente ergänzt. Ein Katalog (Kehrer Verlag) mit Texten von Sabine Schnakenberg und Christoph Schaden ergänzt die Ausstellung.