Eva-Maria Raab hält das Flüchtige mittels Cyanotypien fest und erforscht medienreflexiv die Fotografie. In ihren neuesten Werken macht sie "fotografische Abdrücke“ von Getreidefeldern und Weinstöcken, wo sich Wind, Licht und Zeit auf wundersam poetische Weise einschreiben.

Seitdem Eva-Maria Raab 2015 begonnen hat, sich mit dem fotografischen Edeldruckverfahren der Cyanotypie zu beschäftigen, hat dies in ihr elementare Fragen zur Entstehung eines Bildes und der Möglichkeit ephemere Phänomene festzuhalten aufgeworfen. Um Bilder mittels der Cyanotypie entstehen zu lassen, benötigt man (UV)Licht. Auf dem lichtempfindlichen Papier verwandeln sich Licht und Schatten in cyanblaue Tonabstufungen.
Nach unterschiedlichen Experimenten mit dem Negativ auf dem Papier geht Raab mit ihren neuen „live prints“ nun noch einen Schritt weiter und macht „fotografische Abdrücke“ mitten in der Natur. Dabei belichtet sie ganz ohne Fotokamera Weinreben oder Getreidefelder direkt unter der Sonne. Die lange Belichtungszeit von rund 15 Minuten fängt die Bewegungen der Weinblätter und Ähren im Wind ein. Entstanden sind fotografische Unikate in unterschiedlichen Formaten. Im Gegensatz zum Fotogramm, wo ein Objekt meist außerhalb seines Kontextes (z.B. im Studio) abgebildet wird, arbeitet Eva-Maria Raab hierbei mit „geborgten“ Bilder aus der Natur.  Wie einen Spiegel setzt sie das lichtempfindliche Papier in die Landschaft und bildet dabei Vorder- und Hintergrund ab. Bewegung, Objekt, Jahres- und Uhrzeit schreiben sich auf einzigartige Weise in das Papier ein.

Eva-Maria Raab (*1983) lebt in Wien und Niederösterreich.
2010 Diplom an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris und 2007 an der Akademie der Bildenden Künste Wien; zahlreiche Ausstellungen und Künstlerresidenzen im In- und Ausland u.a. in Schweden, Australien, Deutschland, Schweiz und Frankreich; sämtliche Preise und Werke in namhaften öffentlichen und privaten Sammlungen.