Pixelprojekt_Ruhrgebiet
Neuaufnahmen 2020/2021
Inga Barnick » Theodor Barth » Karsten Faltinski » Wolfgang Fröhling » Matthias Gödde » Fred Hüning » Ursula Kaufmann » Heinz Josef Klaßen » Bernhard Josef Klug » Dirk Krüll » Hendrik Lietmann » Achim Pohl » Leif-Erik Schmitt » Martin Schmüdderich » Inna Schneider » Rainer F. Steußloff » Andreas Teichmann » Heiko Tiemann » Karsten Wiehe » Cornelia Wimmer » Mark Wohlrab » Jonathan Zipfel »
Exhibition: 17 Jun – 18 Sep 2021
Thu 22 Jul 17:30
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
0209-36653718
www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de
Mon-Fri 8-17:30
Pixelprojekt_Ruhrgebiet
Neuaufnahmen 2020/2021
Ausstellung: 17. Juni bis 18. September 2021
Midissage: Donnerstag, 22. Juli, 17:30 Uhr
Gezielt fotografierte Momente und ausgesuchte automatisierte Fotografien, historische Rückblicke und fotografische Experimente: Das Pixelprojekt_Ruhrgebiet verfeinert in diesem Jahr das Portrait der Region mit sehr unterschiedlichen neuen Bildserien: "Mit jeder Fotoserie wird das Bild der Region differenzierter und somit richtiger. Gleichzeitig spiegeln die Bildideen der Fotograf*innen den künstlerischen Umgang mit Inhalten in der jeweiligen Zeit", sagt Peter Liedtke, Initiator des regionalen Fotografieprojekts, das 2003 von Bildautor*innen jenseits von Wissens- und Informationsmonopolen gestartet worden war.
Erstmals in der 19jährigen Geschichte des Projekts wird auf eine Vernissage verzichtet – zugunsten einer pandemisch voraussichtlich günstigeren Midissage am 22. Juli um 17:30 Uhr. Dann werden unter www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de auch alle 547 Fotoserien von dann 326 Fotografinnen und Fotografen mit insgesamt über 10.000 Einzelbildern freigeschaltet.
Mit den 24 neuen Fotoserien haben sich zehn neue Bildautor*innen ihren Platz im regionalen fotografischen Gedächtnis erobert. Zwei bekannte Pixelprojekt-Fotografen, Andreas Teichmann und Achim Pohl, haben die Pandemie thematisiert. Mit der Feststellung "Der Mensch bleibt ein soziales Wesen" dokumentiert Teichmann neue Normalitäten im "Social Distancing", Pohl lenkt den Blick auf "Soziale Arbeit im Lockdown". Gern möchte man diese Arbeiten schon jetzt einordnen in die historischen Serien, die das Pixelprojekt_Ruhrgebiet als Gedächtnis der Region prägen.
Neu hinzugekommen sind die historischen Erinnerungen von Rainer F. Steußloff an einen "Bergarbeiterprotest in Duisburg" vor 30 Jahren. In "Das Ruhrgebiet in den 80er Jahre" berichtet Dirk Krüll vom Leben der Bewohner*innen im damaligen Schwebezustand zwischen Schwerindustrie und neuer Dienstleistung.
Gleich vier Fotografen dokumentieren Zeitgeschichte mit Bildern verlassener Einrichtungen: Die "Landestelle" in der ehemaligen "Landesstelle für Aussiedler, Zuwanderer und ausländische Flüchtlinge" in Unna-Massen hat Hendrik Lietmann 2010 erkundet. Das "Amtsgericht Buer" dokumentierten Bernhard Klug und Martin Schmüdderich unmittelbar nach der Schließung in 2016. Karsten Faltinski hingegen hat die "Trabrennbahn-Hillerheide" im Zeitraum von 2014 bis 2020 portraitiert - vier Jahre nach der letzten Veranstaltung und voraussichtlich acht Jahre vor einer geplanten Neunutzung in 2028.
Auch der fotografische Essay "Derby", mit dem Leif-Erik Schmitt 2019 den Verlauf eines Pferderennens konstruiert hat, verortet sich - mit Kulissen aus unterschiedlichen Orten - im Ruhrgebiet. Zwei Serien zum Ruhrgebiets-Fußball sind hinzugekommen: Theodor Barth zeigt den Insolvenz-getriebenen "Abschied von SG Wattenscheid 09". Wolfgang Fröhling schlägt mit Bildern von der "Schalker Meile" aus den Jahren 2010 und 2020 den Bogen in die Gegenwart.
Einen unbeschwerten Sommer vor der Industriekulisse an der "Kumpel Riviera", dem Rhein-Herne-Kanal, hat Inna Schneider 2019 eingefangen. Einblicke von Inszenierungen in Spielstätten der Industriekultur gewährt Mark Wohlrab mit der Serie "Theater in Hallen" über die Ruhrtriennale. In der ehemaligen Waschkaue der Zeche Zollverein hat Ursula Kaufmann Momente aus Tanz und Performance von "PACT Zollverein" festgehalten.
Zwei Serien befassen sich mit Naturaufnahmen. Cornelia Wimmer gibt Erinnerungen an das Gräfingholz, ein Naturschutzgebiet im Norden Dortmunds, als Fotografien wider. Leif-Erik Schmitt hat unter dem Titel "Es sind noch Plätze frei" die innerstädtischen Freiräume der Essener Friedhöfe zusammen gestellt.
Einen Eindruck von der religiösen und architektonischen Vielfalt der Ruhrmetropole liefert Achim Pohl mit der Serie "Religiöse Stätten in Essen". Ebenfalls sehr farbenfroh und optimistisch beschreibt Heinz Josef Klaßen "Die Stadt Essen mit den Augen des Malers". Dafür hat er Dias aus den Jahren 1970 und 1978 neu eingescannt und auf der Basis seiner Gemälde farblich angepasst. Eine ganz andere Technik, mit weiß hinterlegten absichtlich überbelichteten Original-Diafilmen, setzt Karsten Wiehe ein, um sein "Gefühltes Ruhrgebiet" zu transportieren.
Weitere städtebauliche Eindrücke vermitteln die Arbeiten von Inga Barnick, Jonathan Zipfel und Matthias Gödde: Während Barnick mit hochformatigen Außenansichten "An der Promenade" des CentrO in Oberhausen die Überlagerung von Kulissen aus dem Anderswo sichtbar macht, stellt Gödde neue Konsumorte und ihre Ausläufer aus der Industrielandschaft Ruhrgebiet nebeneinander. Zipfel nimmt mit der Serie "habitus interruptus" vielschichtige und zuweilen fragwürdige Umwertungen am Phönixsee in Dortmund in den Fokus.
Menschen und ihre Umgebung rücken die Arbeiten von Heiko Tiemann aus dem Jahr 1994 in den Blick. Für seine Serie "Geister" belichtete er Negative doppelt, im "Prolog" experimentierte er mit der intuitiven Wahrnehmung von Farbe. Eine ganz anders gelagertes fotografisches Experiment stellt die Serie "Wovon Maschinen träumen" von Fred Hüning dar: Die maschinellen Aufnahmen des Weltkonzerns Google inspirierten ihn 2008, das pralle Leben, das sich auf den Straßen in Duisburg abspielte, festzuhalten und aus einem unpersönlichen Datenwust Momente von Schönheit, Menschlichkeit und Humor zu schöpfen.
"Die Ausstellung der Neuaufnahmen ist auch in diesem Jahr wieder eine Einladung an die Besucher*innen, zu Erkenntnis durch Erkennen zu gelangen, vielleicht auch zum Handeln durch Emotionalisierung, auf jeden Fall: Fotografie zu erleben, die jenseits von kommerziellen Verwertungsinteressen und auch jenseits von Bildungs- und Informationsanliegen entstanden ist", betont Liedtke.
Das Pixelprojekt_Ruhrgebiet wird unterstützt von der Brost Stiftung, dem Regionalverband Ruhr, dem Ruhr Museum, dem Wissenschaftspark Gelsenkirchen, der Sparkasse Gelsenkirchen, der Stadt Gelsenkirchen, dem Förderverein Pixelprojekt_Ruhrgebiet, dem werkbund und der Deutschen Gesellschaft für Photographie DGPh. Die Hauptförderung stammt in diesem Jahr aus dem Förderprogramm NEUSTART KULTUR beim Bundesverband Soziokultur. Das Projekt wurde mit Mitteln des Kulturministeriums NRW aufgebaut, das seit dem Jahr 2020 auch die Neugestaltung der Internetseite fördert.