Cristina Lucas »
Maschine im Stillstand
Exhibition: 15 Aug – 31 Oct 2021
Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
+49 (0)371-4884424
kunstsammlungen@stadt-chemnitz.de
www.kunstsammlungen-chemnitz.de
Tue, Thu-Sun 11-18
Cristina Lucas
"Maschine im Stillstand"
Ausstellung: 15. August bis 31. Oktober 2021
Die Kunstsammlungen Chemnitz präsentieren die erste umfangreiche museale Einzelausstellung der spanischen Künstlerin Cristina Lucas (geb. 1972 in Jaén, lebt und arbeitet in Madrid) in Deutschland. Im Zentrum der Ausstellung stehen große Videoinstallationen; exemplarische Schlüsselwerke und jüngere Arbeiten der Künstlerin.
Unending Lightning (Unendlicher Blitzschlag) heißt ihre dreiteilige Videoinstallation, die die gesamte Geschichte der Bombenangriffe auf Zivilbevölkerungen seit Erfindung der Luftfahrt untersucht. Die visuelle Datenbank in Form eines monumentalen Triptychons wird ständig erweitert, so auch für die Chemnitzer Ausstellung. Hier wurde vor allem zu Orten in Osteuropa und Russland recherchiert, ebenso zu Syrien, wo angesichts des Ausbruchs der Pandemie zumindest für eine kurze Zeit auf Luftangriffe verzichtet wurde. Auch die Stadt Chemnitz, die am 5. März 1945 schwer bombardiert wurde, ist in die Chronologie aufgenommen.
Ein weiterer Themenblock geht der kritischen Betrachtung ökonomischer Verhältnisse nach. Die Videoarbeit Europleasure International Ltd. Touch and Go widmet sich auf humorvolle Weise dem postindustriellen Strukturwandel in Liverpool und Gesten des Protestes. In der Stadt mit dem größten Karl Marx Monument darf die Arbeit Surplus Value nicht fehlen, die danach fragt, was aus den Originalmanuskripten von Marx‘ Das Kapital geworden ist, die als kulturelle Dokumente längst auch kapitale Wertschöpfung erfahren haben. Dazu Frédéric Bußmann (Generaldirektor): "Lucas schreckt in ihren verschiedenen Arbeiten nicht vor schwierigen Verhältnissen zurück, bindet gegenwärtige Gesellschaftskritik in ihre Untersuchungen ein, verliert dabei aber nicht ihren Sinn für Humor – auch wenn er manchmal etwas bitter schmeckt." So entwickelt sie immer neue Darstellungsweisen von Weltkarten und Kartografien, die Macht-, Sprach-, Geschlechter- und Energieverhältnisse ins Bild rücken.
Ihr jüngster Film People that is missing entstand im nördlichsten Teil von Norwegen, dem Archipel von Svalbard (ehemals Spitzbergen) und verknüpft Landschaftsaufnahmen mit Textphänomenen. Das Voice-Over des Films ist ein langes Gedicht, zusammengesetzt aus Zitaten von Politker:innen, Philosoph:innen, Geolog:innen und Dichter:innen.
Das Werk von Cristina Lucas ist äußerst vielfältig. In einer neuen Werkserie von Gemälden stehen Chemie und Physik Pate. So entwickelt sie aus Spurenelementen und Mineralien, die Bestandteil des menschlichen Körpers sind, Malmaterialien und abstrakte »Kompositionen«. Kunst dient Lucas als eine ästhetische und verführerische Möglichkeit der Wissensproduktion, die von elementarer Neugier und Befragung des Umfeldes getragen ist.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, hrsg. von Frédéric Bußmann und Sabine Maria Schmidt, mit Textbeiträgen von Miguel Caballero, Katerina Gregos und Sabine Maria Schmidt, DCV-Books, Berlin, 144 Seiten, dt. und engl., 29 Euro (im Museumsshop).
Geboren 1973 in Jaén, lebt und arbeitet Cristina Lucas in Madrid. Sie studierte Bildende Kunst bis 1998 an der Universidad Complutense, Madrid (ES), von 1999 – 2000 an der University of California, Irvine (US) und von 2006 – 2007 an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam (NL).
Ihre Arbeiten werden seit 2004 international ausgestellt, darunter Einzelau stellungen wie im Centro de Arte Dos Mayo de Móstoles (bei Madrid), dem Museo de Arte Carrillo Gil in Mexiko, dem OK Centrum Linz, dem MUDAM Luxemburg, Kunsthall 3.14 Bergen; sowie in Gruppenausstellungen auf der Manifesta 12, Palermo; der 12. Shanghai Biennale, Shanghai; die 5.Ural-Industrie-Biennale oder jüngst in Diversity United, Tempelhof, Flughafen Berlin; Neue Tretjakow-Galerie, Moskau und Palais de Tokyo, Paris.