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Die Solitären
Ingar Krauss: aus der Serie "Die Solitären"

Ingar Krauss »

Die Solitären

Lotto Brandenburg Kunstpreis Fotografie 2021

Exhibition: 19 Aug – 29 Aug 2021

Museum Fluxus

Schiffbauergasse 4 f
14467 Potsdam


www.fluxus-plus.de

Wed-Sun 13-18

Die Solitären
Ingar Krauss: aus der Serie "Die Solitären"

Ingar Krauss
"Die Solitären"
Lotto Brandenburg Kunstpreis Fotografie 2021


Ausstellung: 19. bis 29. August 2021

Weitere Informationen: www.kunstpreis-fotografie.de

Obschon die aktuelle Pandemie-Situation die Grundfesten unseres sozialen Miteinanders förmlich unter ein Brennglas katapultiert hat, sind die meisten nunmehr explizit als problembehaftet identifizierten Lebensbedingungen keine neuen Schieflagen. So sind u. a. gesellschaftliche Isolationen und Einsamkeit des Individuums jüngst in den öffentlichen Fokus geraten. Ingar Krauss fotografische Serie "Die Solitären" greift dieses Thema unabhängig von der momentanen Krise, stattdessen aber in Bezug auf eine spezifische soziale Gruppe auf: die klaren, schnörkellosen in S/W gehaltenen Fotografien widmen sich der Existenz einsamer, allein lebender Menschen, mehrheitlich Männer, in ländlichen Gegenden Ostdeutschlands.

Im Zentrum des Zyklus stehen eindrückliche Ganzkörperportraits von Personen mittleren bis fortgeschrittenen Alters. In weiteren Bildern tastet der Fotoapparat das nähere Lebensumfeld der Porträtierten ab. Hierbei fokussiert der Blick auf Alltagsgegenstände, Gemüse usw., die durch den Blick des Fotografen zu Stillleben werden, die entzeitlicht und entzeitlichend gleichermaßen zu Symbolen der Vergänglichkeit werden, jedoch nicht als Attribute der Porträtierten fungieren. Vielmehr werden Menschen und Objekte, zunächst durch die klassischen Bildkategorien Porträt und Nature Morte getrennt voneinander behandelt, in ihren jeweiligen Bildräumen verortet und durch das Serielle des Bildzyklus wieder miteinander verbunden.

Die Solitären
Ingar Krauss: aus der Serie "Die Solitären"

Die analoge Fotografie ebenso wie der Handabzug eines Bildes verlängern die symbolischen Gesten der Vanitas, die den Bildsujets innewohnen. Die jeweiligen Sujets sind im Bildraum zentriert, das Licht ebenfalls auf die Mitte des Bildes und somit auf das jeweils abgebildete Motiv, sei es nun ein Subjekt oder ein Objekt, konzentriert. Ein panoramischer Blick hingegen fehlt im kompletten Zyklus. Durch dieses Fehlen von Fotografien, die den weiteren Kontext, also das vollständige Handlungsfeld der porträtierten Menschen zeigen, reproduziert die Bildsprache die Lebenssituation der jeweiligen Personen. Deren Leben ist nicht zwangsläufig ökonomisch prekär, jedoch emotional und im Hinblick auf ihr soziales Dasein äußerst reduziert. Hauchdünn ist der Grenzverlauf zwischen Alleinsein, Autonomie und Einsamkeit. Die Fragilität, die sich durch diese Bedingungen für das menschliche Subjekt herstellt, wird durch Ingar Krauss fotografischen Blick immer sensibel und niemals voyeuristisch gespiegelt.

Das geradezu Spektakuläre der Serie "Die Solitären" ist die sensible Unaufgeregtheit von fotografischer Bildsprache und Bildkonzept, die eine adäquate Vergegenwärtigung eines zunehmenden Problems menschlicher Existenz thematisieren: die Einsamkeit.

Text: Ulrike Kremeier, Direktorin Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

Die Solitären
Ingar Krauss: aus der Serie "Die Solitären"