Hermann Landshoff »
Mode, Porträt, Architektur
Fotografien 1930–1970
Exhibition: 23 Oct 2021 – 30 Jan 2022
Städtische Galerie Karlsruhe
Lorenzstr. 27
76135 Karlsruhe
+49 (0)721-133-4401
staedtische-galerie@karlsruhe.de
www.staedtische-galerie.de
Wed-Fri 10-18, Sat/Sun 11-18
Hermann Landshoff
"Porträt, Mode, Architektur"
Fotografien 1930–1970
Ausstellung: 23. Oktober 2021 bis 30. Januar 2022
Mit der Ausstellung von über 200 Arbeiten des deutsch-amerikanischen Fotografen Hermann Landshoff präsentiert die Städtische Galerie Karlsruhe in Kooperation mit der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum einen der bedeutendsten Lichtbildkünstler des 20. Jahrhunderts.
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft zur Emigration gezwungen, lebte der aus München gebürtige Mode- und Porträtfotograf ab 1933 zunächst in Paris, dann von 1941 an in New York. Dort zählte er bald zu den innovativsten Modefotografen, seine in den Journalen Harper’s Bazaar oder Mademoiselle erschienenen Aufnahmen prägten eine ganze Generation junger Fotokünstler.
Neben den Modebildern sind Landshoffs zwischen 1942 und 1961 entstandene Porträts berühmter Fotograf*innen des 20. Jahrhunderts zu sehen – ein einzigartiger Zyklus mit Bildnissen von Kolleg*innen wie Berenice Abbott, Walker Evans, Ansel Adams, Irving Penn und Richard Avedon. Andere Porträtaufnahmen zeigen den Physiker Albert Einstein, Künstler*innen wie Richard Lindner oder Eva Hesse und den Kreis der nach New York übergesiedelten Surrealisten von Max Ernst bis Marcel Duchamp. So spiegelt Landshoffs fotografisches Werk auf vielfältige Weise die Zeitgeschichte und Situation der aus Europa exilierten Kulturschaffenden in den USA wider.
Hermann Landshoff wurde 1905 als Sohn des international renommierten Musikwissenschaftlers und Dirigenten Ludwig Landshoff und der Hofsängerin Philippine Landshoff (geb. Wiesengrund) in München geboren. Gemeinsam mit seiner älteren Schwester Ruth wuchs er in einer wohlhabenden und musisch geprägten jüdischen Familie auf. Nach dem Abitur studierte er ab 1923 an der Münchner Kunstgewerbeschule und arbeitete an der Zeitschrift "Der Kreis" seines Lehrers Fritz Helmuth Ehmcke, einem bekannten Buchkünstler und Typografen, mit. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung in München war Landshoff als freiberuflicher Illustrator und Karikaturist tätig, unter anderem für die satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus und für die Süddeutsche Sonntagspost.
In den Folgejahren verstärkte sich sein Interesse an der Fotografie, deren Grundlagen sich der Künstler autodidaktisch aneignete. Durch die zunehmende Verbreitung der illustrierten Pressemedien bot der Beruf des Fotoreporters, Mode- und Porträtfotografen auch für Neueinsteiger vielversprechende Aussichten. Im Sommer 1930 erschien Landshoffs Fotoserie zu Albert Einstein in dessen Sommerdomizil Caputh bei Berlin. Von diesem Zeitpunkt an war er als Fotograf etabliert und übernahm zahlreiche Aufträge von der Münchner Illustrierten Presse und anderen Journalen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Landshoff im Juli 1933 nach Paris und wandte sich dort der Mode- und Porträtfotografie zu. Aufträge erhielt er vor allem von den Zeitschriften Vogue und femina. Nach der deutschen Besetzung von Paris gelang ihm auf abenteuerlichen Wegen 1941 die Flucht nach New York.
Die amerikanische Metropole war zu dieser Zeit ein Schmelztiegel der Avantgarde-Künstler und -Fotografen, die als Exilanten aus Europa gekommen waren. Bald nach seiner Ankunft begann Landshoff damit, seine Kolleg*innen mit der Kamera zu porträtieren. Viele von ihnen hatte er bereits in Paris kennengelernt. Diese mehr als 70 Bildnisse umfassende Sammlung, heute ein "Who’s Who" der damaligen Fotografenszene, beschäftigte ihn über viele Jahre hinweg und war eines seiner persönlichen Lieblingsprojekte. Ein sicheres Gespür für das Wesentliche und den ausdrucksstärksten Moment, außerdem Respekt und Diskretion sind für alle Aufnahmen der Serie charakteristisch.
In Landshoffs neuem Lebensumfeld spielte die Welt der Mode weiterhin eine herausragende Rolle. Bereits knapp ein Jahr nach seiner Ankunft in New York wurde er für Harper’s Bazaar, das einflussreichste Modejournal jener Zeit, als Fotograf engagiert. Mit durchschlagendem Erfolg entwickelte Landshoff nun einen neuen, eigenständigen Stil, basierend auf inszenierter Spontaneität und Schnappschuss-Ästhetik, teilweise kombiniert mit der Wiedergabe unscharfer Bewegungsabläufe, der die Modelle in ungezwungener Umgebung und lebensnahen, alltäglichen Situationen oder bei sportlichen Aktivitäten wie Fahrradfahren und Rollschuhlaufen zeigt. Die Vitalität und Unmittelbarkeit dieser Aufnahmen spiegeln ein selbstbewusstes, dynamisches Frauenbild, mit dem sich moderne Amerikanerinnen in der Nachkriegszeit mühelos identifizierten.
1947 wechselte Landshoff zur Modezeitschrift Mademoiselle. Hier konnte er seine Experimente fortsetzen und erstmals Modefotografie in Farbe realisieren. Viele Farbstrecken entstanden während der zahlreichen Reisen, die Landshoff in den 1950er-Jahren im Auftrag der Zeitschrift unternahm. Sie führten ihn nach Italien, Österreich, Spanien, Sardinien, Kuba oder Japan, deren „locations“ für außergewöhnliche Hintergründe seiner Modeinszenierungen sorgten und die Reiselust der wohlhabenden Leserschaft weckte.
Der 1986 in New York verstorbene Lichtbildkünstler Hermann Landshoff gehört zu den letzten großen Unbekannten der Fotografiegeschichte des 20. Jahrhunderts. Sein Nachlass mit 3.600 Originalabzügen aus dem Zeitraum von 1927 bis 1970 wurde der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum im Frühjahr 2012 von einem Nachfahren der Familie, dem Amsterdamer Verleger Andreas Landshoff, als Schenkung zur wissenschaftlichen Erschließung überlassen. Noch zu Lebzeiten hatte der Fotograf sämtliche Dubletten, Dias und Negative vernichtet und eine verbindliche Auswahl seines Werkes getroffen.
Katalog: Zur Ausstellung liegt ein reich bebilderter Katalog vor. Er erschien 2013 anlässlich der Hermann Landshoff-Retrospektive des Münchner Stadtmuseums im Schirmer/Mosel Verlag. Der Preis an der Museumskasse beträgt 25 Euro.
Begleitprogramm zur Ausstellung
Vortrag von Dr. Ulrich Pohlmann
"Leben und Werk des Fotografen Hermann Landshoff"
Mittwoch, 1. Dezember 2021, 18 Uhr
Die Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum erhielt den Nachlass des Fotografen Hermann Landshoff 2012 als Schenkung. In seinem Vortrag erläutert Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums und Kurator der dort 2013/14 gezeigten Landshoff-Retrospektive, die Biografie und das facettenreiche Werk des Fotografen.
Kuratorinnenführungen mit Sylvia Bieber M. A.
Mittwoch, 27. Oktober 2021, 11 Uhr
Mittwoch, 3. November 2021, 11 Uhr
Mittwoch, 10. November 2021, 18 Uhr