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Spuren und Transformationen
Gisela Floto: "Tanzdame" aus der Serie "Transformationen"

Gisela Floto »

Spuren und Transformationen

Exhibition: 30 Sep 2021 – 27 Feb 2022

Stadtmuseum Schleswig

Friedrichstr. 9-11
24837 Schleswig

04621-936820


www.stadtmuseum-schleswig.de

Tue-Sun 10-17

Spuren und Transformationen
Gisela Floto: "Rot im Rexrodtaus" aus der Serie "Transformationen"

Gisela Floto
"Spuren und Transformationen"


Ausstellung: 30. September 2021 bis 27. Februar 2022

Künstlergespräch und Führung durch die Ausstellung: Mittwoch, 8. Dezember, 15 Uhr

Die eigens für die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein und das Stadtmuseum Schleswig konzipierte Ausstellung "Spuren und Transformationen" umfasst Fotografien aus zwei unterschiedlichen Werkreihen. Beiden Reihen wohnt trotz ihrer Gegensätzlichkeit ein Thema inne, das die norddeutsche Künstlerin Gisela Floto seit Jahrzehnten fasziniert – Strukturen.

Die Bilder ihrer aktuellen und zum ersten Mal öffentlich präsentierten Serie "Transformationen" offenbaren fragmentarisch Diamotive aus ihren bekannten Portrait- und Modeserien. In den 1980er Jahren gründete sie als freischaffende Fotografin ein eigenes Studio in Hamburg und widmete sich dort intensiv der Modefotografie. In dieser Zeit fotografierte sie außerdem Kinder und Familien für die Zeitschrift "Eltern". Neben ihren zahlreichen Auftragsarbeiten befasste sich Floto regelmäßig auch mit der Umsetzung von freien Serien und produzierte eigene Modeaufnahmen und Kinderportraits.

Farbdias aus diesen Serien wandelt sie seit 2020 in neue Motive um. Das Geheimnis ihrer "Transformationen" liegt zum Teil in der Einwirkung von Hitze auf das empfindliche Fotomaterial – mehr verrät sie dazu nicht. Die Idee zu den experimentellen Diafragmenten gründet zum einen in ihrer unermüdlichen Suche nach neuen Motiven und entstand zum anderen in einer Zeit, als sie aus gesundheitlichen Gründen ihr häusliches Umfeld nur selten verlassen konnte. Eigentlich bewegt sich Gisela Floto seit den 1960er Jahren auf der ganzen Welt. Als freie Bildjournalistin war sie für viele renommierte Magazine und Zeitungen tätig.

Seit 2019 sichtet sie ihr Bildarchiv mit dem Fokus, umfassende Themenkonvolute oder bestimmte Bildserien ausgewählten Archiven zu überlassen. Bei der Durchsicht der Dias sortiert sie auch Motive aus, die ihr viel bedeuten. Diese transformiert sie in geheimnisvolle und abstrakte Werke. Ihr Bild "Transformation rot im Rexrodt" lenkt den Blick durch eine experimentell verfremdete Umrandung auf eine ursprüngliche Modeaufnahme – beinahe wie in einem Zeitfenster erscheint die elegante Figur eines Models an einer Säule lehnend. Wie ein grünes benetztes Blatt legt sich die bearbeitete Struktur der Filmschicht über das Motiv "Familie". In einigen "Transformationen" verändert sich die inszenierte Realität in reine Abstraktion und bekommt nur durch den Titel, wie bei dem Bild "Eisbär", wieder eine gegenständliche Zuordnung.

Spuren und Transformationen
Gisela Floto: "Wilde Winde" aus der Serie "Transformationen"

Transformationen Archiv der Vergangenheit / Endgültiges / Zu schade für das Vergessen / Immer wieder ein neuer Versuch… SUCHEN / Konstante ist nur ein Tropfen Wasser / Pandemie plus eigene Einengung / Vergängliches / Fenster .. Blicke .. hinterlassene Zeichen ! Gisela Floto

In der Serie "Spuren" verfolgt Gisela Floto einen umgekehrten Prozess. Landschaftsräume verwandelt sie durch abstrahierte Ausschnitte in eigenständige Strukturen. Bei einigen Aufnahmen lassen sich erst auf den zweiten Blick die landschaftlichen Merkmale wie Bäume, Ackerspuren oder Felder erkennen.

Anfang der 1990er Jahre nimmt sie die ersten Bilder aus der Luft auf und arbeitet 10 Jahre lang an zwei umfangreichen Serien aus der Vogelperspektive. Für ihre Serie "Luftschlösser" fotografierte sie Herrenhäuser in ihrer Heimat Schleswig-Holstein. Als Ergänzung und Kontrast nahm sie die Umgebung der herrschaftlichen Gebäude und Gärten auf. Die Serie "Spuren" entwickelte sich so über die Jahre zu einem umfangreichen eigenständigen Projekt.

Floto erhielt auf ihren Reisen viele Gelegenheiten, auch andere Landstriche von oben aus dem Flugzeug aufzunehmen. In der Knicklandschaft von Schleswig-Holstein verbrachte sie ihre Kindheit. Nach wie vor kehrt sie gerne in ihre Heimat zurück und unterhält seit vielen Jahren einen zweiten Wohnsitz auf einem Gutshof im Kreis Plön. Die Serien "Luftschlösser" und "Spuren" sind in den vergangenen 20 Jahren in Magazinen und als Katalog veröffentlicht und in renommierten Galerien und Museen ausgestellt worden.

Im Zeitalter der Drohnenfotografie überschwemmen Luftaufnahmen den Markt, und doch wohnt den "Spuren"-Bildern etwas Eigenes und Unverwechselbares inne. Die Fotografien sind mit einer analogen Kamera erstellt worden und spiegeln die Magie des Moments und ein hohes Maß an künstlerischer Komposition wider. Die Zeit in der Luft beschreibt Floto als etwas sehr besonderes, das eigene Ich wird in der unendlichen Weite belanglos. Beim Fotografieren schaut sie mit dem Bauch und mit ihrem Herzen.

Die Karriere von Gisela Floto ist bemerkenswert; als eine von zwei Frauen in einer auch heute noch von Männern beherrschten Domäne studierte sie am Lette Verein in Berlin Fotografie. Nach dem Studium begab sie sich auf die Suche nach interessanten Geschichten und Bildern in ihrer neuen Wahlheimat Hamburg. Anschließend stellte sie ihre Ergebnisse in Redaktionen vor und erhielt erste Aufträge für das Hamburger Abendblatt. In den anschließenden Jahrzehnten und bis heute arbeitet Floto als freie Fotografin, Bildjournalistin, Kuratorin, Dozentin und Künstlerin. Wie visuelle Partituren ruhen die unzähligen Bildserien in ihrem Archiv.

Text: Angeline Schube-Focke

Spuren und Transformationen
Gisela Floto: "Blauer Flamingo" aus der Serie "Transformationen"