auf | brüche
Abschlussausstellung #30 der Klasse Eva Bertram
Shari Annabell Marks » Gaspard Moya » Sabrina Radeck » Adèle Simon » soso » Emma Thoenes » Tina Wessel »
Exhibition: 20 Nov 2021 – 23 Jan 0122
Fri 19 Nov 19:00
Neue Schule für Fotografie
Brunnenstr. 188-190
10119 Berlin
Mon-Fri 13-18
"auf | brüche"
Abschlussausstellung #30 der Klasse Eva Bertram
Adèle Simon, Emma Thoenes, Gaspard Moya, Sabrina Radeck, Shari Annabell Marks, soso, Tina Wessel
Ausstellungsdauer: 20. November 2021 bis 23. Januar 2022
Eröffnung: Freitag, 19. November, 19 Uhr
auf | brüche. Sprechen Sie das Wort einmal laut aus, wie einen Trinkspruch, voller Inbrunst und mit Euphorie im Herzen: "auf | brüche!" Stellen Sie sich vor, wie Sie dabei ein gefülltes Glas in der Hand halten und Ihrem Gegenüber zuprosten: "Auf Brüche!", rufen Sie einander fröhlich zu. Und dann klatschen und jubeln alle. Denn Brüche, so schmerzhaft sie sein mögen, tragen auch Bewegung, Möglichkeiten, Neuanfänge und eben Aufbrüche in sich. All das kann man feiern und würdigen – oder zumindest willkommen heißen.
In ihrer Ausstellung zeigt die Abschlussklasse #30 der Neuen Schule für Fotografie in Berlin unter der Leitung von Eva Bertram Brüche, Irritationen, Spaltungen, Abrisse, Zersetzungen, Verletzungen aller Art. Auf den Fotografien der sieben Absolvent*innen offenbart sich jedoch auch, was tief in den Ritzen und Spalten und Klüften und Rissen verborgen war. Was schleichend hervordrängt oder plötzlich herausbricht, sich durch Windungen quetscht, nicht mehr unsichtbar sein will. Unter Staub und Schutt kriechen Erinnerungen hervor. Das Stigma einer Krankheit ermöglicht einen neuen Blick auf weibliche Körper. Gesellschaftliche Krisen holen Menschen aus der Isolation in die Gemeinschaft zurück. Aus dem Spiel mit absurden Idealen entsteht eine neue Sicht auf Schönheit und Identität.
Nichts ist fertig. Wir sind im Aufbruch. Alles ist möglich: auf | brüche!
Shari Annabell Marks
Shari Annabell Marks beschäftigt sich in ihrer Arbeit Selbstzucht in vier Kapiteln mit destruktiven Kräften des Körperwahns. Ein Wahn geprägt durch pervertierte industrielle Kreativität, die unerschöpflich scheint. Belichtet werden Wege der Züchtigung des Leibes für ein vermeintlich höheres, fremdgeschaffenes Ideal. Die fotografischen Inszenierungen brechen einen Zwang, geboren aus Scham und körperlicher Unsicherheit, um die Fesseln des eigenen Haderns zu lösen.
Gaspard Moya
The work from G to D is still an ongoing introspection process. For the past 2 years, I have tried to build an archive of images that document some life changes and portrayed people I crossed path with, close friends, family and lovers.
Sabrina Radeck
Sabrina Radeck zeigt in ihrem Fotofilm Intrusion die quälende Wirkung von nicht verarbeiteten Erfahrungen.Eine nächtliche Fahrt auf der Landstraße, pickende Tauben auf dem Asphalt, Ameisen, die sich eine tote Raupe einverleiben. Die Videosequenzen zeigen Szenen vom Leben dort draußen – normal, alltäglich, manchmal sonnig, manchmal düster. Drinnen sieht es anders aus. Drinnen meint im Kopf einer Person. Da blitzen Bilder vor dem inneren Auge auf. Es sind Erinnerungen, Fetzen davon, Relikte, hartnäckige Reste aus eigentlich längst überstandenen Zeiten. Sie blitzen in diese Alltäglichkeit, stören die Szenerie, überlagern den Film. Sie sind kaum zu erkennen, so schnell
sind sie da und auch wieder weg. Aber sie hinterlassen etwas, eine kriechende, zersetzende Spur. Ein Gefühl von "da war mal was".
Adèle Simon
Métamorphoser
Oser: sich trauen, Métamorphoser: verändern, umformen, verwandeln, entwickeln
In erster Linie ein therapeutischer Dialog zwischen einer Mutter und ihrer Tochter nach einer Brustkrebserkrankung, ist die Arbeit zugleich ein Essay über Weiblichkeit und die pluralistische, sich kontinuierlich wandelnde Beziehung von Frauen zu ihren Körpern. Es geht darum, den Rekonstruktionsprozess, die Metamorphose, die auch lange nach der aus medizinischer Sicht vollständigen Genesung nicht abgeschlossen ist, in den Fokus zu rücken. Sich, durch Zuhilfenahme der Fotografie, mit dieser für Frauen besonderen Krankheit auseinanderzusetzen. Einerseits mit dem Ziel, sich den eigenen Körper, das Selbstbewusstsein und Selbstbild wieder oder neu anzueignen. Andererseits die zugrundeliegenden feministischen und gesellschaftlich relevanten Themen, die sich aus dem Brustkrebs herauskristallisieren, sichtbar zu machen.
soso
Die Arbeit Bewegt erkundet inneren Antrieb und sucht nach Held*innen, nach Gleichgesinnten,
nach Extremen, nach Zugehörigkeit und nach Gerechtigkeit - in einer Welt, die durch Klimakrisen, lebensfeindliche Politik und Ausbeutung im Kapitalismus oft schon verloren zu sein scheint. Es ist eine Kampfansage gegen das Gefühl des Alleinseins, das Aufgeben und dystopische Ängste. Die Arbeit begleitet bereits seit fünf Jahren feministische, antirassistische und antikapitalistische Aktivist*innen und Bewegungen in Deutschland.
Emma Thoenes
Für ihre Arbeit Superfood hat Emma Thoenes jene Lebensmittel portraitiert, die
durch eine Zuschreibung von angeblichen Gesundheitsvorteilen mit dem Marketingbegriff
"Superfood" betitelt werden. Dabei werden eigentlich natürliche Lebensmittel durch die Art der Nutzung zweckentfremdet. In den sozialen Medien werden diese Lebensmittel als "Wundermittel" betitelt und ihnen wird eine "Heilkraft" zugesprochen, wodurch der hohe Preis dieser Superfoods begründet wird.
Tina Wessel
Abriss und Abschied, eine Tür schließt sich für immer. Was bleibt?
Für ihr Abschlussprojekt Leuchtende Tage hat sich Tina Wessel auf eine fotografische
Spurensuche durch das Haus ihrer Großeltern im Schwarzwald begeben, bevor es – nach über 130 Jahren und langem Leerstand – Ende letzten Jahres abgerissen wurde. So entstand ein intimer Dialog mit der Vergangenheit: Die Fotografien erzählen von Krieg und Verlust, aber auch von Liebe und Geborgenheit. Diesen Bildern wird in komprimierten Kompositionen aus Familienfotos, Dokumenten und Gegenständen eine visuelle Zeitreise durch die Historie des Hauses und seiner Bewohner*innen zur Seite gestellt, stark geprägt von traditionellen und religiösen Wertvorstellungen sowie von einem Leben in Gemeinschaft und im Einklang mit der Natur.