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She Was Once / Einst war sie
Manon: from the series: La dame au crâne rasé, 1977/78 © Manon / 2022, ProLitteris, Zurich

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She Was Once / Einst war sie

mit Sacha Nacinovic (Assistent von Manon) und Teresa Gruber (Fotostiftung Schweiz)

Kuratorenführung:

Sun 20 Mar 11:30

Fotostiftung Schweiz

Grüzenstr. 45
8400 Winterthur

+41 52 -234 10 30


www.fotostiftung.ch

Tue-Sun 11-18, Wed 11-20

Mitte der 1970er-Jahre gab sich eine junge Schweizer Künstlerin den programmatischen Namen Manon. Mit ihren Auftritten als Femme fatale, provokanten Performances und Installationen mischte sie die Zürcher Kunstszene auf, stellte Männer in einem Schaufenster aus oder präsentierte ihr von laszivem Dekor überbordendes Schlafzimmer als Lachsfarbenes Boudoir in einer Galerie.

Manon ist Drehbuchschreiberin, Bühnenbildnerin, Regisseurin und Schauspielerin – aber auch Fotografin. Die Ausstellung, die anlässlich ihres achtzigsten Geburtstags bereits für 2020 in der Fotostiftung Schweiz geplant war und dann coronabedingt verschoben werden musste, würdigt ein international wegweisendes Werk. Sie legt den Fokus auf das fotografische OEuvre der Künstlerin, zeigt Manon-Klassiker neben weniger bekannten Arbeiten, vereint die frühen Serien und die fotografischen Tableaus der vergangenen Jahre.

Manon ist 1940 in Bern geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Das Werkzeug der Kamera dient ihr bis heute bei ihrer Arbeit an Selbstinszenierungen und Stillleben. Feinfühlig komponiert sie ihre Bilder, zitiert aus der Kunstgeschichte und der Popkultur und thematisiert existenzielle Fragen und Ängste.

Ihr fotografisches OEuvre ist ein Reigen der Schönheit und der Vergänglichkeit, angeführt von La dame au crâne rasé, der legendären Serie aus den Jahren 1977/78. Eine einzigartige Zusammenstellung von Prints aus dieser Serie befindet sich bereits seit 1982 in der Sammlung der Fotostiftung Schweiz. Jene Selbstinszenierung als Grossstadtengel, der mit kahlgeschorenem Schädel androgyn und sexy, verletzlich und dennoch unantastbar cool wirkt, ist die erste fotografische Werkgruppe der Künstlerin, die auch internationale Beachtung fand. Manon hinterfragt hier Konzepte von Weiblichkeit und verwendet die Fotografie einerseits als Spiegel ihrer Identitätssuche und andererseits als Möglichkeit, aus Einzelbildern eine lose Geschichte zu weben, die viel Raum für Interpretationen lässt. In den folgenden Fotoprojekten geht sie bei der Bildgestaltung noch konzeptioneller vor, die Auseinandersetzung mit Rollenmustern und Lebensentwürfen bleibt aber grundlegend.

Von den bekannten Serien aus den 1970er-Jahren sind neben La dame au crâne rasé eine Auswahl aus Die graue Wand oder 36 schlaflose Nächte und die grossformatige Neuinterpretation von Elektrokardiogramm 303/304 in der Ausstellung präsent. Diese Klassiker stehen neben den Arbeiten, die – nach einer längeren Schaffenspause – ab den frühen 1990er-Jahren entstanden sind: Mit Künstler Eingang (1990) und Die Stickerinnen (1990/2014) suchte Manon eine distanziertere Form der Selbstinszenierung, wobei sie wie schon in Elektrokardiogramm auf dieVerwendung von gemalten Hintergründen zurückgriff.

Die lustvolle Maskerade Einst war sie Miss Rimini (2003) der über 60-jährigen Frau leitet über zu Manons Beschäftigung mit dem Alter und der Vergänglichkeit, die sie auch in ihrem Langzeitprojekt Hotel Dolores (2008 – 2011) umtreibt. In der Kulisse der zerfallenen Badener Kurhotels taucht die Künstlerin nur hin und wieder auf, wie ein Phantom: Manon übt darin das Verschwinden, indem sie die Repräsentation ihrer Person auf das Interieur, Requisiten ihrer Installationen und Performances sowie Zitate ihrer frühen Fotografien überträgt.

Mit dem Selbstporträt in Gold (2014) und Lippen (2014), die in der Ausstellung prominent platziert sind, spitzt sich ein Unbehagen zu, das auch zuvor schon spürbar ist: Schönheit kippt ins Artifizielle – der Körper wird zur unheimlichen Skulptur.

Um dem installativen Charakter von Manons Werk ebenfalls Rechnung zu tragen, wird die Präsentation der fotografischen Arbeiten in der Ausstellung durch Objekte und Interventionen wie die Zeitansage aus Die gesammelten Ängste (2015) ergänzt und in gestaltete Räume eingebettet.

Zudem wird in einem Nebenraum der Ausstellung der SRF-Dokumentarfilm Manon – Glamour und Rebellion von Lekha Sarkar projiziert. Die Ausstellung wurde von Sacha Nacinovic (Assistent von Manon) und Teresa Gruber (Fotostiftung Schweiz) im Austausch mit Manon kuratiert.

Begleitend zu den Ausstellungen in der Fotostiftung Schweiz (2022), im Kunsthaus Zofingen (2019) und im Centre curturel suisse, Paris (2021), ist 2019 die Publikation MANON (d/e/f) im Verlag Scheidegger & Spiess erschienen.

Veranstaltungen:

Sonntag, 20. März, 11.30 Uhr
Kuratorenfuührung mit Sacha Nacinovic (Assistent von Manon) und Teresa Gruber (Fotostiftung Schweiz)

Sonntag, 10. April, 11.30 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Verleger Patrick Frey

Sonntag, 8. Mai, 11.30 Uhr
Manon — Performance, Installation, Ausstellung: Rundgang und Diskussion mit Claire Hoffmann (Centre culturel suisse), Claudia Waldner (freie Kuratorin) und Teresa Gruber (Fotostiftung Schweiz)