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HERBST
© Gundula Schulze Eldowy: 'Cajamarca', Peru 2008 aus der Serie 'DER WIND FÜLLT SICH MIT WASSER'

HERBST

Nomi Baumgartl » Sibylle Bergemann » Lillian Birnbaum » Norbert Bunge » René Groebli » Thomas Hoepker » Monique Jacot » Hannes Kilian » Jens Knigge » Koichiro Kurita » Robert Lebeck » Herbert List » Isa Marcelli » Stefan Moses » Valentina Murabito » Ulrike Ottinger » Marek Poźniak » Beat Presser » Sheila Rock » Gundula Schulze Eldowy » Louis Stettner » Karin Székessy » Miriam Tölke » Donata Wenders »

Exhibition: 29 Sep – 18 Nov 2022

Johanna Breede PHOTOKUNST

Fasanenstr. 69
10719 Berlin

+49 (0)30-88913590


www.johanna-breede.com

Tue-Fri 11-17, Sat 11-14

HERBST
© Sheila Rock: 'Resting Sunflower'

"AUTUMN"

Exhibition: 23 September – 18 November, 2022

Autumn divides the minds - and the spirits. For some, late September marks the beginning of the uncomfortable, cold time of the year. The days become shorter, the world outside grayer. But for others, autumn is a season as underrated as it is inspiring, full of color, emotion and romance. A simultaneity that many poets have written about. In Hoffmann von Fallersleben, autumn comes with rich gifts and distributes them cheerfully. In Rilke, the last sweetness is chased into the heavy wine. In Rose Ausländer, time falls into the unforeseeable. And with Goethe, autumn is "always our best time". The last traces of summer disappear, a foreboding of winter is in the air. And as the world presses inward, people move closer together. This is also the case in the photograph "Oktoberfest" by Stefan Moses from 1960: a top view, heavy beer mugs, a solemn farewell to summer.

The photograph by Stefan Moses is hanging these days in Johanna Breede's cheerful to melancholy group exhibition, which has brought autumn into its premises as a time of transition. The migratory birds gather for a last group portrait by Hannes Kilian on the telephone poles, then they fly south, but the people stay and devote themselves to the wine, which has long since risen to maturity, they celebrate humid and cheerful Thanksgiving feasts, serve turkeys for prayer - Magnum photographer Thomas Hoepker captured it wonderfully laconic in 1963 in Texas - and imagine themselves somewhere between autumn blues and coziness.

Bright October days, as in the work of Lillian Birnbaum or Ulrike Ottinger, are followed by November, which is heavy with fog. The artist Gundula Schulze Eldowy shows how much it knows how to transform landscapes. In the fog, a single tree is condensed into an entire world. "The wind fills with water" is the wonderfully poetic title of her fog cycle. The meditative landscape photographs of Japanese photographer Koichiro Kurita are also represented on the gallery walls with small, light-image poetries. Because the 79-year-old nature photographer cares about the environment and appreciates the aesthetics of handmade paper, he makes his monochromatic platinum prints on Japanese gampi paper, for which traditionally only the bark is used, without the tree falling victim to the process.

The exhibited photographs by René Groebli, Beat Presser, and Miriam Tölke deal with the interaction between man and nature. While Groebli captures the back view of a flâneur in London fog in 1949, his compatriot Presser portrays the actor Klaus Kinsky 32 years later - also in the David Friedrich manner. His back view shows the actor in the foggy backdrop of the shooting of Herzog's film Fitzcarraldo. The most recent work in the fall exhibition is by artist Miriam Tölke. She collages different visual material into her formal-aesthetic work "Tree Line" and outlines the interplay between outer landscapes of nature and inner landscapes of the soul.

Whether Sheila Rock, Herbert List, Valentina Murabito, Donata Wenders or Jens Knigge - the pictures in the exhibition have one thing in common: between naturalism and artistic abstraction, they tell stories of elapsed time, of change and of farewell. The autumn exhibition is indeed a small farewell. With autumn, the quartet of seasons that has taken up residence at Fasanenstrasse 69 for a year comes to an end.

Jana Kühle

HERBST
© Herbert List: 'The Bird', London 1936

"HERBST"

Ausstellung: 23. September bis 18. November 2022

Am Herbst spalten sich die Geister – und die Gemüter. Für die einen beginnt mit dem späten September die ungemütliche, kalte Zeit des Jahres. Die Tage werden kürzer, die Welt da draußen grauer. Für die anderen aber ist der Herbst eine so unterschätzte wie inspirierende Jahreszeit voller Farben, Emotionalität und Romantik. Eine Gleichzeitigkeit, über die schon etliche Dichter getextet haben. Bei Hoffmann von Fallersleben kommt der Herbst mit reicher Gabe und teilt sie fröhlich aus. Bei Rilke wird die letzte Süße in den schweren Wein gejagt. Bei Rose Ausländer fällt die Zeit ins Unabsehbare. Und bei Goethe ist der Herbst überhaupt "immer unsere beste Zeit". Die letzten Spuren des Sommers verwischen, eine Vorahnung von Winter liegt in der Luft. Und während die Welt nach innen drängt, rücken die Menschen näher zusammen. So auch in der Photographie "Oktoberfest" von Stefan Moses aus dem Jahr 1960: eine Draufsicht, schwere Bierkrüge, ein feierliches Lebewohl an den Sommer.

Die Aufnahme von Stefan Moses hängt in diesen Tagen in der heiter bis melancholischen Gruppenausstellung Johanna Breedes, die den Herbst als eine Zeit des Übergangs in ihre Räumlichkeiten geholt hat. Die Zugvögel versammeln sich für ein letztes Gruppenporträt von Hannes Kilian auf den Telefonmasten, dann fliegen sie in den Süden, der Mensch aber bleibt und widmet sich dem Wein, der längst zur Reife emporgerankt ist, man feiert feucht-fröhliche Erntedankfeste, tischt Truthähne zum Gebet auf – Magnum-Photograph Thomas Hoepker hat’s 1963 in Texas herrlich lakonisch eingefangen –, und wähnt sich irgendwo zwischen Herbstblues und Gemütlichkeit.

Auf leuchtende Oktobertage wie bei Lillian Birnbaum oder Ulrike Ottinger folgt der nebelschwere November. Wie sehr er Landschaften umzuformen weiß, zeigt die Künstlerin Gundula Schulze Eldowy. Im Nebel wird ein einzelner Baum zu einer ganzen Welt verdichtet. "Der Wind füllt sich mit Wasser" tituliert sie ihren Nebelzyklus wunderbar poetisch. Mit kleinen, lichtbildnerischen Poesien sind auch die meditativen Landschaftsaufnahmen des japanischen Photographen Koichiro Kurita an den Galeriewänden vertreten. Da dem 79-jährigen Naturphotographen die Umwelt am Herzen liegt und er die Ästhetik handgeschöpften Papiers schätzt, fertigt er seine monochromatischen Platinprints auf japanischem Gampi-Papier an, für das traditionell nur die Rinde verwendet wird, ohne dass der Baum dem Prozess zum Opfer fällt.

Mit der Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur beschäftigen sich die ausgestellten Photographien von René Groebli, Beat Presser oder auch Miriam Tölke. Während Groebli 1949 im Londoner Nebel die Rückenansicht eines Flaneurs festhält, porträtiert sein Landsmann Presser 32 Jahre später den Schauspieler Klaus Kinsky – ebenfalls in David-Friedrich’scher Manier. Seine Rückenansicht zeigt den Schauspieler in der Nebelkulisse der Dreharbeiten zu Herzogs Film Fitzcarraldo. Die aktuellste Arbeit der Herbst-Ausstellung kommt von der Künstlerin Miriam Tölke. Sie collagiert unterschiedliches Bildmaterial zu ihrem formal-ästhetischen Werk "Tree Line" und umreißt das Wechselspiel zwischen äußeren Natur- und inneren Seelenlandschaften.

Ob Sheila Rock, Herbert List, Valentina Murabito, Donata Wenders oder Jens Knigge – die Bilder in der Ausstellung haben eines gemeinsam: Zwischen Naturalismus und künstlerischer Abstraktion erzählen sie Geschichten von verstrichener Zeit, vom Wandel und vom Abschied. Ein kleiner Abschied ist die herbstliche Ausstellung tatsächlich. Mit dem Herbst nämlich schließt das Jahreszeiten-Quartett, das für ein Jahr Einzug gehalten hat in die Fasanenstraße 69.

Jana Kühle

HERBST
© Robert Lebeck: 'Jayne Mansfield bei der Weinprobe, Berlin 1961'
HERBST
© Donata Wenders: 'Thusnelda I', Porto 2011