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Architekturbilder
Irmel Kamp
Tel Aviv / House Manoach-Nissimov (Haim Meshulam, 1937/38) Gat Rimon Street
Gelatinesilber-Abzug auf Baryt-Papier, 60 x 50 cm, 1989
© Irmel Kamp 2023. Courtesy die Künstlerin und Galerie Thomas Fischer, Berlin

Irmel Kamp »

Architekturbilder

Exhibition: 29 Jan – 23 Apr 2023

Sun 29 Jan 12:00

Leopold-Hoesch-Museum

Hoeschplatz 1
52349 Düren

+49 (0)2421-252561


www.leopoldhoeschmuseum.de

Tue-Sun 10-17, Thu 10-19

Architekturbilder
Irmel Kamp
Tel Aviv / House Paltsev (G. Sapoznikov [Sapani], 1935/36) Chazanovitch Street
Gelatinesilber-Abzug auf Baryt-Papier, 50 x 60 cm, 1989
© Irmel Kamp 2023. Courtesy die Künstlerin und Galerie Thomas Fischer, Berlin

Irmel Kamp
"Architekturbilder"


Ausstellung: 29. Januar bis 23. April 2023

Mit Irmel Kamp. Architekturbilder zeigt das Leopold-Hoesch-Museum eine groß angelegte Werkschau der Fotografin Irmel Kamp, die deren künstlerisches Schaffen erstmals umfassend würdigt. Zu sehen ist eine Auswahl an Arbeiten aus den vier großen Werkgruppen Zink (1978-82), Tel Aviv (1987-92), Bruxelles – Brussel (1996/97) und Moderne in Europa (1998-2006). Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum für Photographie Braunschweig und wird begleitet von einem Katalog (dt./engl.), erschienen im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König.

Irmel Kamp (*1937 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Aachen und Stäfa/CH) widmet sich in ihrem künstlerischen Werk Phänomenen regionaler Architekturen. Ausgehend von Begegnungen mit spezifischen Erscheinungsformen insbesondere der europäischen Architekturmoderne schafft sie charakteristische Werkgruppen. Dabei geht sie grundsätzlich seriell vor, verwendet ausschließlich Schwarzweißfotografie und wählt stets eine Position, die als öffentlicher Standort den Umraum miteinbezieht, zugleich aber die Prägnanz der architektonischen Form markant zum Ausdruck bringt.

Seit ihrer Jugend vertraut mit der Region Ostbelgiens erkundete sie später auf zahlreichen Exkursionen die Gegend zwischen Aachen und Lüttich. So entstand ihre erste große Werkgruppe Zink, die mit Platten aus Zinkblech verkleidete Fassaden ländlicher Architektur zeigt. Lange Zeit unter dem Namen Neutral-Moresnet beziehungsweise Altenberg bekannt, wurde hier während des 19. Jahrhunderts in großem Umfang Zink abgebaut, das vor allem als einheitliche Bedachung bei den städtebaulichen Maßnahmen Baron Haussmanns in Paris sowie als Werkstoff für zahlreiche Alltagsgegenstände zum Einsatz kam. Und so wurden Zinkbleche auch in unterschiedlichen schindelförmigen Anordnungen zum Schutz der Wetterseiten von bestehenden Wohn- und Nutzbauten im ländlichen Raum Ostbelgiens verwendet und zwar als seinerzeit modernes Bauelement, das die lokale Architektur formal stark prägte. Durch ihre Aufnahmen von Fassaden und Gebäudeensembles, die zugleich die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen und mit ihnen arbeiten, hat Irmel Kamp ein künstlerisches Dokument einer sich aus den Bedingungen des Standorts ergebenden und zugleich einem Gestaltungswillen folgenden Formfindung geschaffen.

Architekturbilder
Irmel Kamp
Zink / Herbesthal (B)
Handabzug auf PE-Papier, 40 x 30 cm, 1979
© Irmel Kamp 2023, Courtesy die Künstlerin und Galerie Thomas Fischer, Berlin

Ein Aufenthalt in Tel Aviv Anfang der 1980er Jahre weckte Irmel Kamps Interesse für die beeindruckenden Beispiele des Neuen Bauens, die es dort zu entdecken und anzuerkennen gab. Umfassend angelegt und wissenschaftlich basiert erfolgte daraufhin Irmel Kamps Recherche des Neuen Bauens in Tel Aviv, die sie 1987 begann, von 1990 bis 1992 als Forschungsprojekt der DFG durchführte und die in der großen Werkgruppe Tel Aviv mündete. Erstmals dokumentierte sie dabei maßgebliche Teile des baulichen Bestands, der mit dem Ausbau der zionistischen Stadtgründung in den 1930er Jahren errichtet worden war. Sie recherchierte im Austausch mit Personen vor Ort Baugeschichte, Bauherr*innen und Architekt*innen und trug so wesentlich bei zum heutigen Bewusstsein über die Architektur des Neuen Bauens in Tel Aviv und ihrer Bedeutung für die Konstitution eines jüdischen Siedlungsraums. Hieraus resultierten nicht zuletzt die Entstehung des Denkmalschutzgedankens in Tel Aviv, die Gründung einer entsprechenden Behörde und Maßnahmen zur Bewahrung dieses kulturhistorischen Erbes.

Weitere zentrale Werkgruppen im Schaffen von Irmel Kamp sind schließlich Aufnahmen von Wohn-, Büro- und Gewerbebauten der 1930er Jahre in Brüssel, die eine dort typische, sehr spezielle Kombination gestalterischer Prinzipien und formaler Elemente des Neuen Bauens mit denen des Art Deco zeigen, sowie von exemplarischen Bauten der Moderne in Europa. Beide Gruppen hat Irmel Kamp auf kursorischen Streifzügen durch die belgische Hauptstadt entwickelt beziehungsweise auf Reisen durch Belgien, die Niederlande, Deutschland, Polen, Tschechien und Italien. Bei sämtlichen ihrer Projekte verfolgt die Künstlerin weniger einen typologischen Ansatz, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Wahrnehmung der spezifischen architektonischen Gestalt, wie sie in der von den Bedingungen ihrer Nutzung geprägten Umgebung besteht und zugleich einem deutlichen Formwillen folgt. Sie erkennt diese Qualitäten durch genaue Betrachtung, erfasst sie in präzise ausgewählten Ansichten und weist Architektur so als wichtigen Faktor gesellschaftlicher Wirklichkeit aus. Darüber hinaus sind vor allem die Werkgruppen Zink und Tel Aviv wichtige Zeugnisse historischer Zustände, die heute zum Teil so nicht mehr bestehen beziehungsweise nur noch in Fragmenten aufzufinden sind. So wurden die Verkleidungen aus Zinkblechen in Ostbelgien im Laufe der Zeit von neueren Materialien verdrängt, während sich die Architektur des Neuen Bauens in Tel Aviv durch die massive städtebauliche Entwicklung sowie durch Initiativen, die eigentlich dem Erhalt der Gebäude dienen sollen, mehr oder weniger stark verändert.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Architekturbilder
Irmel Kamp
Zink / Welkenraedt 1 (B)
Handabzug auf PE-Papier, 30 x 40 cm, 1979
© Irmel Kamp 2023, Courtesy die Künstlerin und Galerie Thomas Fischer, Berlin