Anett Stuth
"TIME LOOPS"

Ausstellung: 15. Januar bis 5. März 2023

Eröffnungstag: Sonntag, 15. Januar, 11 - 19 Uhr
16 Uhr Einführung durch Ingo Taubhorn, Kurator Haus der Photographie | Deichtorhallen Hamburg

Samstag, 4. Februar, 16 Uhr, Buchvorstellung mit Christoph Tannert
Sonntag, 5. März, 16 Uhr, Künstlerinnenführung mit Julia Rosenbaum

Anett Stuth setzt sich in dieser Ausstellung mit der Erhabenheit und gleichzeitigen Zerstörung von Natur auseinander. Die Künstlerin zeigt fotografische Collagen und Decollagen von Naturstücken, Pflanzen- und Tierobjekten sowie Überresten aus jüngster und prähistorischer Vergangenheit. Sie beleuchtet damit nicht nur die Herkunft und Konstruktion von Naturbildern, sondern hinterfragt auch unseren menschlichen Umgang mit Natur. Die ästhetisch überzeugenden Arbeiten beeindrucken in einem oszillierenden Spektrum von Exotik, Faszination und Beklemmung.

Im kreativen Wechselspiel von Collage und Decollage eröffnet Anett Stuth neue Perspektiven, in denen das Nacheinander und die Kausalität der Ereignisse aufgehoben wird und eine rekursive Verkettung in Form von Zeitschleifen sichtbar wird. In "PARADIES" (2009) etwa wird dieses Verständnis heutigen elysischen Vorstellungen gegenübergestellt: Inmitten eines verfallenen Kaufhauses werden Bilder idealtypischer Urlaubsorte mit kunsthistorischen Zitaten, etwa dem Gemälde von Adam und Eva im Garten Eden, und Erzeugnissen aus naturhistorischen Sammlungen verwoben. Michaela Nolte vergleicht Stuths künstlerische Strategie hier mit dem Sampling: "Im behutsamen Abtasten der sichtbaren Oberfläche schafft sie durch die Anordnung der Bildzitate mit jeder einzelnen Fotografie komplexe Denk-Räume.“ Die herkömmliche Dimension des fotografischen Raums werde damit überschritten und neu definiert.

Während die Collagen einer additiven und kombinatorischen Logik folgen, arbeiten die großformatigen Fotografien von Tier- und Pflanzenobjekten mit dem Prinzip der Reduktion und Konzentration. Hier werden alle überflüssigen Informationen aus den Bildern entfernt und die fotografierten Objekte von den Spuren ihrer Entstehungszeit und Herkunft entbunden. Sie bleiben als stumme, erstarrte Zeugen vergänglicher Diversität zurück. Die Thematisierung von Artensterben im Speziellen und Verlust im Allgemeinen lässt sich in zahlreichen Arbeiten in der Ausstellung "TIME LOOPS" verorten. Nicht zuletzt greifen diese die Spannungen und Herausforderungen auf, mit der die Gegenwart angesichts einer sich rasant verändernden Erde konfrontiert ist.

Anett Stuth (geb. 1965 in Leipzig) studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, zunächst bei Arno Fischer und anschließend im Diplom- und Meisterschülerstudium bei Timm Rautert. In ihrer Arbeit schafft die Künstlerin durch die Verschränkung unterschiedlicher Ebenen imaginäre Räume, die verschiedene Epochen wie kulturelle Sphären zusammen bringen. Stuth stellt international aus. Sie lebt und arbeitet in Berlin.