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Second skin / Zweite Haut
Erich-Wolfgang Hartzsch, Ohne Titel
© Erich-Wolfgang Hartzsch

Erich-Wolfgang Hartzsch »

Second skin / Zweite Haut

Exhibition: 1 Feb – 30 Apr 2023

Tue 31 Jan 19:00

Francisco Carolinum Linz

Museumstr. 14
4010 Linz

+43 (0)732-7720 522 00


www.ooekultur.at

Tue-Sun 10-18

Second skin / Zweite Haut
Erich-Wolfgang Hartzsch
Meditation
© Erich-Wolfgang Hartzsch

Erich-Wolfgang Hartzsch (born 1952), painter and media artist, was an important representative of the oppositional nonconformist art scene in the GDR. He studied painting and graphic arts in Chemnitz, took part in numerous actions and performances, and from 1980 was a member of the music group "Kartoffelschälmaschine" (Potato Peeling Machine) alongside Andreas Hartzsch, Frank Raßbach, Gitte Hähner-Springmühl and Klaus Hähner-Springmühl.

His broad inter- and multimedia work includes painting and printmaking, sculpture and sculpture, drawings and collages, photography and film.

The exhibition will feature his Super-8 experimental films as well as experimental photo series from the 1980s.

In both groups of works, Hartzsch's interest in the fragmentary and the apparently incidental is central; his uncompromising way of working creates an emotional immediacy that not only went against the grain of the official socialist art policy of the GDR, but still touches us today.

In der ehemaligen DDR gehörte Erich-Wolfgang Hartzsch (geb. 1952) der alternativen Kunstszene an. Hartzsch verweigerte sich damit dem Kunstgeschmack der SED, namentlich dem Sozialistischen Realismus. Mit öffentlichen Ankäufen war daher nicht zu rechnen, wohl aber mit der Überwachung durch Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit – und Hartzsch machte sich auf vielerlei Ebenen verdächtig: Pazifist zu sein, war in der DDR karriereschädlich, ebenso die Verweigerung des Weges zur Wahlurne. Seine Mitwirkung in der von Klaus Hähner-Springmühl (1950-2006) gegründeten Improvisations-Band Kartoffelschälmaschine und seine Kunstwerke taten ihr Übriges, um den Überwachungsapparat zu nähren. Die Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler der DDR war der wohl einzige lebensnotwendige Kompromiss, der einzugehen war. Denn ohne diese Mitgliedschaft drohte in der realsozialistischen Vorzeigestadt Karl-Mark-Stadt die Anwendung des Asozialen-Paragraphen, das meint Arbeitslager oder Gefängnis.

Für Hartzschs Selbstverständnis als Künstler war das fatal. Nachdem sich nahezu 30 Jahre lang kein Museum für sein Schaffen interessierte, kam er zu dem Trugschluss, kein ausreichend interessantes Werk geschaffen zu haben. Wie ein Besuch in seinem Chemnitzer Atelier 2018 zu Tage brachte, hat er in den Wochen nach der Wende den Großteil seines malerischen Oeuvres vernichtet. Im Gegensatz zu seinem malerischen, hat sich das fotografische und filmische Werk von Hartzsch vollkommen erhalten. Es fanden sich nicht nur Filmspulen von zahlreichen niemals öffentlich vorgeführten Filmen, sondern auch sämtliche Negative von seinen Fotos, eine beachtliche Anzahl von Vintage-Prints und literarische Manuskripte.

Der Film war ein Medium, das in der DDR fast ausschließlich dem Staat vorbehalten war, die künstlerische Produktion von Filmen und Fotos wurde darum nur wenig beachtet. Innerhalb dieses Freiraums entstanden, konnten Künstler ohne Angst vor Zensur ihre persönlichen Befindlichkeiten zum Ausdruck bringen. So umfasst das fotografische Werk von Hartzsch etwa 5.000 Aufnahmen, wobei ein großer Teil niemals auf Fotopapier belichtet wurde. Die Basis der experimentellen Fotoserien und Super 8 Filme bilden seine bislang vollkommen unbekannten literarischen Texte; sie sind in gewisser Hinsicht visualisierte Literaturstücke.

Mit der demokratischen Wende und dem staatlichen Ende der DDR im September 1990 findet das fotografische und filmische Schaffen von Erich W. Hartzsch seinen Abschluss. Der Malerei und Grafik ist er nach diesem entscheidenden Wendepunkt allerdings treu geblieben.