Ingar Krauss »
Zuckerrüben
Buchpräsentation:
Fri 28 Apr 17:00 - 19:00
Bildband Berlin
Immanuelkirchstr. 33
10405 Berlin
49 (0)30-47377014
info@bildbandberlin.com
www.bildbandberlin.com
Mon-Fri 12-20, Sat 12-18
Ingar Krauss
"Zuckerrüben"
Buchvorstellung: Freitag, 28. April, 17 bis 19 Uhr
mit Ingar Krauss und Markus Hartmann
Die von Ingar Krauss in einem undefinierbaren Raum als schwarzweiße Solitäre fotografierten Rüben provozieren die Frage, was den Fotografen bewogen haben könnte, sie wie Porträts aufzunehmen. Sie gehören in die Reihe von inszenierten, in Zyklen vorgestellten Pflanzenbildern, an denen Krauss seit Jahren arbeitet.
Die Bildfolgen zeigen die Pflanzen in einem von dem Fotografen für diese Aufnahmen gebauten Raum. Er erinnert an die auch Guckkasten genannte Theaterbühne und an die Tageslichtateliers aus der Frühzeit der klassischen Fotografie. Überhaupt das gesamte, von Krauss benutzte, jede digitale Technik vermeidende Equipment – Groß- oder Mittelformatkamera, Stativ, schwarzweißer Negativfilm, herkömmliche Dunkelkammer mit ihren chemischen Entwicklungsprozessen – verteidigt die analoge Fotografie als ein alchemistisches Bildverfahren, das der bildenden Kunst, der Malerei und der Druckgrafik auch handwerklich verwandt ist. Die Herstellung des Bildes – abgesehen von den Sekunden, in denen das offene Objektiv das Motiv einfängt – bleibt ein langsamer, handgesteuerter Prozess, aus dem das Bild "erscheint" und nicht von Programmen errechnet wird.
Das Schwarzweiß der klassischen Fotografie verstärkt die Plastizität des fleischigen Wurzelkörpers, der sich in seiner variierenden Gestalt von den Mitgliedern aus der Familie der Gänsefußgewächse unterscheidet. Die Grundform der bauchigen, nach oben spitz zulaufenden Rübe verändert sich zwar nicht gravierend, aber die Abweichungen vor allem der Oberflächen verleihen ihr eine Art Individualität, die mitunter sogar bis zu anthropomorphen oder animalischen Zügen reicht. Von der Spitze gehen Wurzelstränge ins Erdreich, während die bauchige Basis der Sitz der zum Licht strebenden Blätter ist. Die fotografierten Rüben stehen also auf dem Kopf, der einzigen Möglichkeit, sie ohne Hilfsmittel vor die Kamera auf eine Bühne zu stellen. Einige der rudimentären Wurzeln wirken wie eine unförmige Hand mit gespreizten Fingern, andere erinnern an die Aorta, an die Arterien und Venen eines menschlichen Herzens. Die Assoziationen sind vielfältig, von Baumwurzeln bis zu unbekannten Lebewesen. Ihre changierende Gestalt hat mitunter sogar etwas Unheimliches. Dieser Empfindungsraum verdankt sich jedoch nicht der "realen" Rübe, sondern ihrer Transformation in ein Kunstwerk, in ein fotografisches Abbild, das nicht biologischen Lehrzwecken dient, sondern auf ein Geistiges abzielt, in dem die Beta vulgaris gleichsam maskiert die Bühne betritt.
(Auszug aus dem Text von Eugen Blume)
Die Publikation ist nicht als klassisches Buch konzipiert, sondern als aufwendig produzierte Portfolio-Schachtel, mit 36 einzelnen, in kräftigem Tritone auf Karton gedruckten Bildkarten, einem Plakat mit der vollständigen Typologie und einem Textheft mit einem Essay von Eugen Blume.