FINALE
Abschlussausstellung #32 der Klassen Eva Bertram und Jakob Wierzba
Sarah Belikan » Sonia Bialasiewicz » Valentin Dobrun » Sergej Hufnagel » Su Kim » Lena Krafft » Hjalmar Lorenz » Glenda Moor » Linus Strauß » Mimi Vollgraf »
Exhibition: 10 Jun – 16 Jul 2023
Thu 29 Jun
Neue Schule für Fotografie
Brunnenstr. 188-190
10119 Berlin
Thu-Sun 13-18
"FINALE"
Abschlussausstellung #32 der Klassen Eva Bertram und Jakob Wierzba
mit Arbeiten von Sarah Belikan, Sonia Bialasiewicz, Valentin Dubrun, Sergej Hufnagel, Su Kim, Lena Krafft, Hjalmar Lorenz, Glenda Moor, Linus Strauß, Mimi Vollgraf
Ausstellungsdauer: 10. Juni bis 16. Juli 2023
Eröffnung: Freitag, 9. Juni, 19 Uhr
Finissage: Sonntag, 16. Juli, 18 Uhr
FINALE.
Zehn Studierende der Neuen Schule für Fotografie schließen ab. Sie laden uns ein zurückzuschauen, die Gegenwart zu reflektieren und sie zeigen Zukunftsperspektiven auf.
In der Tradition der Neuen Schule liegt dabei das "kleine" Private und das große Ganze oft nah beieinander.
Sie zeigen uns Tiere - die niedlichen und die genutzten, zu Hause und am Hof.
Sie zeigen uns innere Welten neu und queere Nischen auf.
Sie übermalen Erinnerungen bunt und dokumentieren Asphaltwüsten bunt.
Sie verarbeiten Schicksalsschläge und trauern.
Sie durchwühlen ihre eigenen Archive und plädieren gegen Perfektion.
Sie dokumentieren die Arbeit an der Neuen Schule.
FINALE. Titel verfestigen oder verschieben Kontexte einer fotografischen Arbeit.
Die zehn Studierenden stehen im FINALE, freiwillig oder unfreiwillig, denn sie beenden nicht nur ihr Studium, sondern bilden als letzter Jahrgang auch vorerst das Ende des Studiums als solches an der Neuen Schule für Fotografie.
FINALE. Ein Titel, eine Ausstellung, ein Fest.
Hjalmar Lorenz @hjallelo
"Pfusch" ist ein negativ konnotiertes Wort. In meiner fotografischen Arbeit "Pfusch" vermittle ich eine Lebenseinstellung, die das Positive im Unkonventionellen sieht, das Einfachdrauflos zelebriert und....... Optimismus. Wenn es funktioniert ist es gut und so wie es klappt ist es richtig.
Sergej Hufnagel @sergejhufnagel
Die Neue Schule für Fotografie muss dieses Jahr ihre Räume verlassen und wird aufgelöst. Als Teilnehmer des allerletzten Jahrgangs begleite ich fotografisch die letzten Monate und bewege mich stilistisch im Spannungsfeld zwischen Dokumentation, Atmosphäre und Abstraktion. Zur Abschlussarbeit "Shift" erscheint ein Buch mit ca. 70 Abbildungen.
Mimi Vollgraf @mimivollgraf
Permanent projizieren wir auf Andere. Vollumfassend können wir einen anderen Menschen nie greifen. Wir meinen jemanden richtig zu kennen, aber meist stellen wir nur Vermutungen an. "Nuance" zeigt erweiterte Portraits, die Stimmungen und feine Nuancen an die Oberfläche bringen. Zusammen mit der Fotografin wurden individuelle Motive erarbeitet, die per Lichtprojektion während des Shootings in Dialog mit den fotografierten Personen treten. So entstehen im Zusammenspiel von Licht und Schatten ästhetische Kompositionen, in denen die Portraitierten mit den Projektionen zu neuen Formen verschmelzen oder sich von diesen absetzen. Ergebnis dieser Überlagerung von Person und Projektion sind intime, intensive Portraits, die ein Stück Wesenhaftes, Unverstelltes einfangen.
Sonia Bialasiewicz @sonianeela
Seit dem Frühjahr 2022 habe ich Boris und Tom immer wieder in dem kleinen Dorf Schweikvitz auf Rügen besucht, wo sie sich neben ihrem beruflichen Alltag einer kleinen Schafzucht widmen. Die analog entstandene Serie "Wolle und Fleisch" gibt Einblicke in das Zusammenleben der Tiere, den Lebenszyklus der Lämmer von ihrer Geburt bis zu ihrer Schlachtung und Spuren, die im Dorf auf ihre Existenz verweisen.
Sarah Belikan @_sarahbelikan_
In ihrer aktuellen Arbeit "KINGS" begleitet Sarah Belikan die Berliner Drag King Performer*innen rund um Buba Sababa sowie das Strip-Kollektiv Magic Dyke. Beide bieten einen Raum für Darsteller*innen und Publikum, um ihr Verständnis von Geschlecht und Sexualität zu hinterfragen, zu erweitern und gleichzeitig eine Form des kreativen Ausdrucks und der Gemeinschaftsbildung zu schaffen. Belikan schafft als Teil ihrer feministischen, dokumentarischen Fotografie einen zusätzlichen Raum der Sichtbarkeit, da die Kunst der Drag Kings auch heutzutage, selbst in der queeren Szene, um Anerkennung kämpfen muss.
Su Kim @hasihamster.su ? @project_by_su ?
Zunächst einmal liebe ich einfach alle Tiere! Als ich ein Kind war, haben mein Vater und ich jeden Tag Dokumentationen von National Geographic oder BBC im Fernsehen gesehen. Manchmal fühle ich mich mit Tieren wohler als mit Menschen. Den Tieren ist es egal, woher ich komme und welche Sprache ich spreche. Da ich in Berlin lebe, treffe ich viele verschiedene Arten von Hunden und auch deren Besitzer. Ich war sehr neugierig, wie sie zusammenleben. Also habe ich das Projekt "Pet at Home" gestartet, bei dem ich ihre Häuser besuche und sehe, was sie zum Leben brauchen. Außerdem konnte ich sehen, wie Tier und Besitzer zusammenleben. Es war das gleiche Gefühl wie bei einem Besuch bei Freunden in ihrem Zuhause.
Lena Krafft @_lenakrafft
"Ich wünschte, ich hätte...". Was bereuen wir, wenn unser Leben zu Ende geht? Die Palliativpflegerin, Bronnie Ware, die viele Menschen am Sterbebett bis zum Tod begleitete, hat darüber ein Buch geschrieben: "The Top Five Regrets of the Dying". Dabei hört sie immer wieder den einen Satz: "Ich wünschte, ich hätte..." Die Arbeit "Deadline" setzt sich genau mit dieser Frage auseinander: Wie gehen wir mit unserer Zeit um? Diese Frage beschäftigt mich seit den Selbstmorden zweier Familienmitglieder intensiv und hat mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung dahingehend stark verändert. Zeit wurde dadurch weggeschmissen, nicht gelebt. Wir gehen oft verantwortungslos mit der Zeit um, schieben Träume auf, Alltägliches, leben in dem Glauben, morgen oder in einem Jahr hätten wir auch noch Zeit. Wir warten, funktionieren, prokrastinieren, verharren, verdrängen, ignorieren, schlagen Zeit tot und leben oft unbewusst. Am Ende bedauern wir. Zeit ist kostbar und vergeht schnell. Sie läuft einfach immer weiter, unendlich. Vermutlich in eine Richtung. Ein Zeitpfeil, eine tote Linie. Die Arbeit zeigt Zeitstempel, die den Zeitverlauf dokumentieren, das Leben und den Tod thematisieren, anhand einer Familiengeschichte.
Valentin Dobrun @valentin.dobrun
Im Zentrum von Valentin Dobruns Arbeit "Gamut" stehen der Mensch und menschengemachte Umgebungen. Natur und Technologie, dazwischen Lücken und Spannungen, drücken sich aus als fließende Formen zwischen künstlichen Mustern. Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit inmitten rücksichtloser, technoider Ästhetik.
Linus Strauß @llinusnepomuk
Mit meiner Serie "Tanken und Rasten" habe ich das Areal der AVUS Raststätte dokumentiert. Zwischen der A100 und der A115, im Autobahndreieck Funkturm gelegen, ist es ein Ort für Autofahrer, den ich aus der Perspektive des Fußgängers erkundet habe. Dabei habe ich mich nicht an dokumentarischen Konventionen orientiert, sondern mich Ästhetiken wie Ultraweitwinkel und Langzeitbelichtung bedient. Um die Atmosphäre des Ortes einzufangen, habe ich den Großteil der Reihe in der Abenddämmerung fotografiert.
Glenda Moor @glenda_moor_art
Die Motive für die Arbeit "Meine Innere Schweiz" habe ich in der Schweiz, meinem Heimatland, fotografiert. Sie handeln von der Schönheit und Vergänglichkeit des augenblicklich Vorgefundenen. Und es sind meine Bilder einer Schweiz, so wie ich sie heute, nach jahrzehntelanger Abwesenheit, wahrnehme, eingefärbt mit inneren, schemenhaften Rückblenden aus meiner Kindheit. Ich lasse mich gerne treiben, entdecke Ecken, wo sich seit Jahrzehnten nichts verändert hat, und genieße das vertraute Gefühl, in einem vermeintlich anderen Leben schon mal dagewesen zu sein. Zeitlosigkeit stellt sich ein, ich bin wieder Kind, die Sonne scheint hell und heiß, es gibt nur das Hier und Jetzt. Das will ich festhalten, ich mache Fotos, aber die Bilder reichen mir nicht. Und dann kommt die Farbe. Sie fließt und bedeckt, sie kleckst und spritzt. Sie schlägt eine Brücke zwischen Jetzt und Früher, zwischen meinen inneren Bildern und dem fotografierten Motiv.
Durch das nachträgliche Bemalen entsteht eine besondere Spannung zwischen der Realität der Fotografie und der Realität der Farbe. Der scanografische Prozess vereint diese Realitäten, die starke Vergrößerung beflügelt optische Täuschungen, neue Bildräume eröffnen sich.