Stiftungspreis Fotokunst 2023
Alison und Peter Klein Stiftung
Alina Frieske » Kathrin Sonntag »
Exhibition:
KUNSTWERK
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71735 Eberdingen-Nussdorf
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www.sammlung-klein.de
Wed-Fri + Sun 11-17
Alina Frieske und Kathrin Sonntag
Stiftungspreis Fotokunst der Alison und Peter Klein Stiftung 2023
Der mit 10.000 Euro dotierte Stiftungspreis Fotokunst der Alison und Peter Klein Stiftung wird 2023 geteilt und geht an die beiden Künstlerinnen Alina Frieske und Kathrin Sonntag. Die Jurorinnen und Juroren Ann-Christin Bertrand, Stefan Gronert, Matthias Harder und Ute Noll haben ihre Entscheidung auf Basis von 12 künstlerischen Positionen getroffen, die unter dem Thema "Im Innern" in die Vorauswahl gekommen sind. Werke von allen nominierten Künstlerinnen und Künstlern werden bis 24. März 2024 in einer Ausstellung im KUNSTWERK Sammlung Klein in Eberdingen-Nussdorf präsentiert.
Jurybegründung
Die Jury hat die besondere Qualität der sehr unterschiedlichen Beiträge sehr erfreut zur Kenntnis genommen. Sie stehen besonders auch in der Breite für die Vielfalt der zeitgenössischen fotografischen Beiträge zur Kunst. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich die Jury einstimmig dafür entschlossen, den diesjährigen Preis an zwei Positionen zu vergeben.
Die 1981 geborene Kathrin Sonntag besticht in ihrer Reihe "Körperteile" durch ihre poetische Kombination von fragmentarischen Skulpturen und Alltagsgegenständen, die eine tiefsinnige Ebene eröffnen und die Assoziationskraft und Imagination der Betrachtenden anregen. Dazu tragen auch die Bild-Titel bei, die zudem den leisen Humor der Fotografien steigern.
Darüber hinaus bestechen die Bilder von Kathrin Sonntag durch eine auffällige Präsentationsweise, die sowohl ortsspezifisch auf die Bedingungen der Räumlichkeiten Rücksicht nehmen und ferner das Zusammenspiel der Bilder untereinander betonen. Im Stile einer Bildhauerin interessiert sich die Künstlerin nicht allein für das abgebildete Material, sondern agiert auch als Gestalterin des Raumes und der inneren Bild-Bezüge.
Ebenfalls ausgezeichnet – und zwar besonders im Hinblick auf die Definition des Preises als "Förderpreis" – wird die 1994 geborene Künstlerin Alina Frieske. Sie überzeugte die Jury mit einer Werkserie, die auf intelligente und eigenständige Weise die heutigen Bedingungen des Mediums Fotografie thematisiert und hinterfragt.
Die im ersten Moment gemäldegleich anmutenden Stillleben und Porträts entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als Assemblage aus einer Vielzahl an Screenshots und Nahaufnahmen in niedriger Auflösung. Datenfragmente also, welche die Künstlerin aus einer Vielzahl an Selfies und alltäglichen Szenen aus Social-Media-Plattformen extrahiert hat und in einem langsamen Prozess des Collagierens zu neuen Bildern zusammenfügt. Damit gelingt ihr eine bezeichnende Analogie zu heutigen Prozessen hinter unserer Datennutzung: Je mehr Datenspuren wir im Netz hinterlassen, desto genauer wird unser Profil. Und erst die Vielzahl an Fotografien und Daten in den Training Data Sets, wie sie für das Trainieren von Künstlicher Intelligenz verwendet werden, ermöglichen den Algorithmen, auf dieser Grundlage zu lernen und ein immer realistischer anmutendes Bild zu erschaffen.
Was zunächst an eines der ältesten Medien der Kunstgeschichte – die Malerei – denken lässt, erweist sich bei zweiter Betrachtung, im Innern des Bildes, als eine höchst zeitgemäße Analogie zu unserer digital vernetzten Datenwelt und der Rolle des Mediums Fotografie darin.