Fotografie verweist auf Vergangenheit. Bilder aus unseren frühen Jahren berühren emotional, wir verspüren Nostalgie, weil sie an eine Zeit erinnern die nicht mehr ist.

Der deutsche Künstler Michael Wesely (geboren 1963 in München) interessiert sich für jenen nicht existierenden Raum, wo Zukunft zu Vergangenheit wird.

In der Relativitätstheorie von Albert Einstein existiert die Gegenwart als physikalischer Wert nicht. Wenn wir das Jetzt zu erspüren glauben, ist es uns bereits wieder entwichen.

Wo Fotografie normalerweise eine schnelle Kunst ist - ein einzigartiges Bild fest zu halten dauert ein Bruchteil einer Sekunde - erschafft Michael Wesely mit seinen Langzeitbelichtungen ein wahres Zeitarchiv über Tage, Wochen, Jahre.

In einer genau definierten Zeitspanne, die der Erddrehung, den Gezeiten und dem Zyklus von Sonne und Mond unterliegt, lässt er gerade mal ein einziges Werk erstehen. Mit selbst gebauten Kameras und Grossformatoptiken entstehen seit 1988 Bilder mit Belichtungszeiten von bis zu drei Jahren, belichtet auf einem einzigen Stück Film.

Seit 2012 entstehen auch digitale Langzeitbelichtungen. Tausende und bis zu Millionen von Einzelbildern die, anders als in der Filmkamera, nicht hintereinander, sondern übereinander gestellt werden. So ergibt sich gleich wie bei analogen Aufnahmen ein einziges Bild, das sich dem Betrachter erst nach und nach zu erkennen gibt.

Jedes Werk existiert in einer einzigen Auflage.