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René Burri: In Deutschland
Kuratorenführung: 2 Feb – 3 Feb 2024
Kunsthalle Erfurt
Fischmarkt 7
99084 Erfurt
+49 (0)361-6555666
kunsthalle@erfurt.de
kunstmuseen.erfurt.de/kunsthalle
Tue-Sun 11-18, Thu 11-22
René Burri
"In Deutschland"
Ausstellung: 19. November 2023 bis 11. Februar 2024
Vortrag „René Burri und die Deutschen“ von Daniel Blochwitz
Am Freitag, dem 2. Februar 2024, hält Kurator Daniel Blochwitz (Zürich) um 18:00 Uhr den Vortrag „René Burri und die Deutschen“. Der Eintritt ist kostenfrei.
Kuratorenführung mit Daniel Blochwitz durch „René Burri: In Deutschland“
Am Sonnabend, dem 3. Februar, bietet Kurator Daniel Blochwitz (Zürich) um 11:15 Uhr einmalig eine Führung durch die Ausstellung „René Burri: In Deutschland“ an.
Als René Burri (1933-2014) seine wohl bedeutendste, wenngleich bis heute oft unterschätzte, zusammenhängende Werkserie "Die Deutschen" in Zürich (1962) und in Paris (1963) erstmals als gleichnamiges Buch veröffentlichte, kollidierten seine Bildfindungen mit den Selbstbildern der beiden damaligen deutschen Staaten, dem demokratisch-freiheitlichen einerseits und dem antifaschistisch-sozialistischen andererseits. Entsprechend unterkühlt war die anfängliche Rezeption in der Heimat der Deutschen. Dabei ging es dem gebürtigen Schweizer nicht nur um eine Art fotografische Bestandsaufnahme Nachkriegsdeutschlands, sondern auch darum, sich selbst ein Bild vom Geburtsland seiner Mutter zu machen, so fremd und doch vertraut.
Er versuchte das offizielle Bild dieses Landes im Kalten Krieg, welches er durch seine Aufträge als MAGNUM-Fotograf ja auch mit prägte, mit persönlichen, differenzierteren Beobachtungen in Einklang zu bringen. Er ordnete und mischte seine ausgewählten Motive, stellte bewusst das eine neben das andere und kam so diesem geteilten Land und seinen Menschen erstaunlich nahe. Dabei rieb er sich aber oft am uniformierten und geschichtsvergessenen Auftreten in West wie in Ost. Das andere Deutschland, das Burri so liebte und bei jeder sich bietender Gelegenheit aufsuchte, lag weder hüben noch drüben, sondern am ehesten wohl in der Sprache, an den Wirkungsorten, im Schaffen und im Humanismus der Künstler, Dichter und Denker. Hier scheint er auch so etwas wie Seelenverwandtschaft gefunden zu haben.
Noch bis in die 1990er Jahre hinein hat der Schweizer, dessen Herz in Paris schlug und dessen Sehnsuchtsort wohl stets eher irgendwo am entfernten Horizont lag, für diese Serie in beiden Teilen des Nachbarlandes fotografiert. Dabei hat er "Die Deutschen" immer wieder um neue Motive erweitert. Dieses anhaltende Interesse am Land der Deutschen äußert sich auch in den Kompositionen seiner Fotografien, denn dabei werden die Bilder nicht selten radikal in zwei Hälften durchschnitten – vertikal, diagonal, horizontal. Unterteilt in oben und unten. Davor und dahinter. Ja, selbst nebeneinander stehende Bilder auf einem Negativstreifen verbindet er im finalen Abzug, wie beim bekannten Motiv vom Frankfurter Hauptbahnhof (1962), das sogar die deutsche Erstausgabe von "Die Deutschen" als Titelbild zierte. Burri war ein Virtuose in Sachen kreativer Perspektivensuche und bedeutungsgeladener Zeichensetzungen. Man erkennt in all seinen Fotografien ein tiefes Interesse an historischen und kulturellen Themen und Zusammenhängen sowie ein geübtes Auge für eben solche.