Akinbode Akinbiyi »
Being, Seeing, Wandering
Exhibition: 8 Jun – 14 Oct 2024
Thu 19 Sep 18:00
Berlinische Galerie
Alte Jakobstr. 124-128
10969 Berlin
+49 (0)30-78902600
bg@berlinischegalerie.de
www.berlinischegalerie.de
Wed – Mon 10 am – 6 pm
Akinbode Akinbiyi
"Being, Seeing, Wandering"
Hannah-Höch-Preis 2024
Ausstellung: 8. Juni bis 14. Oktober 2024
Eröffnung: Freitag: 7. Juni, 19 Uhr
Akinbode Akinbiyi (*1946 Oxford, England) erhält den Hannah-Höch-Preis 2024. Für seine Straßenaufnahmen wandert der international bekannte Fotograf und Autor, der seit 1991 in Berlin lebt und arbeitet, durch die Metropolen dieser Welt. Lagos, Bamako, Berlin oder Durban – der Stadtraum ist sein Arbeitsplatz.
Ein Ort, den er als "grenzenloses Labyrinth" empfindet, "ein Irrgarten niemals endender Straßen, in unzählbaren Wegen zusammenfließend", wie er 2009 formulierte. Akinbiyi fotografiert, was er beobachtet, analog und überwiegend in Schwarz-Weiß. Seine Bilder sind nuancenreiche visuelle Metaphern, die gesellschaftlichen Wandel und soziale Ausgrenzung
ebenso thematisieren wie die politischen, sozialen und architekturgeschichtlichen Folgen des Kolonialismus. Mit seinen Aufnahmen transportiert er eine Weltsicht jenseits stereotypisierender und damit diskriminierender
Darstellungen.
Mit rund 130 Fotografien aus verschiedenen Serien – darunter zwei, die erstmals in Deutschland zu sehen sind – gibt die Ausstellung in der Berlinischen Galerie Einblicke in das fünf Jahrzehnte umfassende Werk. Die erste museale Einzelpräsentation in Deutschland wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipiert.
Akinbode Akinbiyi begreift Fotografie als "eine visuelle Form des Schreibens". Seine Bilder sind nicht inszeniert, er beobachtet, erwartet und entdeckt vielmehr die glückliche Fügung des Augenblicks vor der Linse seiner analogen Kamera, der Rolleiflex. Diagonalen und wechselnde Perspektiven betonen den Modus des Entstehens, der geprägt ist durch die Bewegung des Fußgängers in der Stadt. Das strenge Quadrat des Mittelformats bietet hier den Rahmen. Die Atmosphäre ist dicht: Energie, Gerüche und Geräusche der Stadt scheinen ebenso visuell eingefangen. Gleichzeitig zeichnen sich seine Fotografien
durch eine poetische und thematische Vielschichtigkeit aus; sie laden ein, gelesen zu werden und die verdichteten Ebenen zu ergründen. Aus den entstandenen Einzelaufnahmen wählt er aus und kombiniert sie zu Serien und Langzeitserien, die er teilweise über mehrere Jahrzehnte fortschreibt.
In der Berlinischen Galerie werden Werke aus sieben verschiedenen Serien gezeigt. Über Hörstationen und QR-Codes
lassen sich Texte zu den einzelnen Serien aufrufen, die Akinbode Akinbiyi verfasst und selbst eingesprochen
hat. Darüber hinaus haben Besucher*innen die Möglichkeit, sich in einem Fotoautomat selbst aufzunehmen. Auf dem Abzug erhalten sie neben ihrem Selbstporträt drei zufällig zusammengestellte Bilder des Künstlers. Vier Vitrinen-Tische zeigen neben Veröffentlichungen von Akinbode Akinbiyi Fotobücher renommierter Fotograf*innen aus seiner Sammlung. Sie zeigen Akinbiyis Inspirationsquellen und geben Einblick in seine Auseinandersetzung mit fotografischer
Bildgestaltung.
Donnerstag 19. September 18 Uhr
Artist Talk: Akinbode Akinbiyi
Talk in the exhibition „Akinbode Akinbiyi. Being, Seeing, Wandering“ with Akinbode Akinbiyi and Muhammad Salah Abdulaziz
Akinbode Akinbiyi lebt seit 1991 in Berlin und ist als Fotograf, Autor, Lehrer und Mentor sowie Kurator
tätig. Geboren 1946 in Oxford als Kind nigerianischer Eltern, wuchs Akinbiyi in England und in Lagos in Nigeria auf. Nach seinem Studium der Anglistik an der University of Ibadan in Nigeria wollte er zunächst Schriftsteller werden. 1969 begann er an der Lancaster University den Studiengang Englische Literatur und ab 1971 widmete er sich an der Universität Heidelberg der Deutschen Philologie. Autor*innen wie Chinua Achebe, Max Frisch, Bessie Head oder Franz Kafka beeindruckten ihn. Hier bildete er seine Art des "literarischen Sehens" aus, wie er es 1980 rückblickend nennt.
Mit 26 Jahren begann er zu fotografieren, damals wie heute mit einer analogen Spiegelreflexkamera. 1987 ermöglichte ihm ein Reportage-Stipendium der Wochenzeitschrift Stern, in Dakar, Kano und Lagos zu arbeiten. Veröffentlicht wurden die dabei
entstandenen Aufnahmen nicht, trugen aber dazu bei, seine Bekanntheit und Laufbahn als Fotograf weiter aufzubauen. Fotografie sowie das regelmäßige Verfassen essayistischer Texte wurden zu seiner Berufung.
Akinbode Akinbiyi gibt weltweit Workshops, in denen er seine Kenntnisse der fotografischen Praxis vermittelt. Von 2008 bis 2018 unterrichtete er mit Simon Njami, Mark Sealy oder Bisi Silva die Photographers’ Masterclass in verschiedenen afrikanischen Ländern, an der mehr als fünfzig junge Künstler*innen aus Afrika teilnahmen, darunter Mimi Cherono Ng’ok, Lebohang Kganye und Thabiso Sekgala.
Der Hannah-Höch-Preis wird seit 1996 von der Kulturverwaltung des Berliner Senats für ein herausragendes
künstlerisches Lebenswerk verliehen. Ausgezeichnet werden Künstler*innen mit Lebensund Arbeitsschwerpunkt in Berlin, die durch eine kontinuierliche künstlerische Leistung hervorstechen.
Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und umfasst eine Ausstellung sowie eine Publikation. Die Auswahl erfolgt durch die Förderkommission Bildende Kunst der Kulturverwaltung des Berliner Senats, in der die Berlinische Galerie, die Stiftung Stadtmuseum Berlin, das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und der Neue Berliner Kunstverein vertreten
sind.
Den Hannah-Höch-Förderpreis 2024 erhält Özlem Altın für den Bereich Fotografie als künstlerisches Medium.