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Hannover – Mont Ventoux
Mistralfänger © Christian Retschlag

Christian Retschlag »

Hannover – Mont Ventoux

mit Stefan Gronert, Kurator

Künstlerführung:

Fri 9 Feb 15:00

Sprengel Museum Hannover

Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover

+49 (0)511-16843875


www.sprengel-museum.de

Tue 10-20, Wed-Sun 10-18

Mit Christian Retschlag präsentiert das Sprengel Museum Hannover den Preisträger des SPRENGEL PREIS 2023. Ausgelobt vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung werden mit dem Preis Künstler*innen ausgezeichnet, die in Niedersachsen geboren oder ausgebildet worden sind. Die Würdigung herausragender künstlerischer Arbeiten einerseits und eines außergewöhnlichen Reisekonzeptes andererseits sind verbunden mit einer Ausstellung im Sprengel Museum Hannover. Die Künstlerreise führte Christian Retschlag von Hannover nach Südfrankreich an den Mont Ventoux. Die Strecke über 1595 Kilometer legte er in knapp vier Wochen zurück – mit dem Fahrrad. Die Ausstellung zeigt rund 50 analoge Schwarzweißfotografien, die auf der Tour und am Mont Ventoux entstanden sind. Ein Katalog dokumentiert Reise und Werk.

Retschlags Wahl von Weg und Ziel ist nicht beliebig – auf seiner Route interessierten ihn mit historischen Ereignissen verbundene Stätten, wie das Örtchen Saint-Loup-de-Varennes, wo vor rund 200 Jahren die Fotografie erfunden wurde. Auch der Mont Ventoux ist geschichtsträchtig: So soll Dichter und Philosoph Petrarca mit der Besteigung und ihrer Schilderung Humanismus und Alpinismus eingeleitet, Forscher Jean-Henri Fabre im 19. Jahrhundert wiederum sein Labor zur Erforschung der Natur in direkter Nachbarschaft eingerichtet haben. Und zentrales Ereignis am Berg ist zweifelsohne die Tour de France.

Die vermeintlich unspektakulären Begegnungen, die er auf seinem Weg macht, hält Retschlag im Bild fest: eine Flasche des französischen Erfrischungsgetränks Orangina, die durch seine Linse und in schwarzweißer Ausführung eine ganz eigene Ästhetik bekommt, oder 23 Frühstücksmesser, die sich entlang seiner Reiseroute täglich mit den wechselnden Unterkünften ändern.

Über die Frühstücksmesser-Serie schreibt die Kunstwissenschaftlerin Jasmin Meinold im Katalog: "Der kühle Realismus der Aufnahmen und ihre nüchternen Titel (...) erinnern an die fotografische Bildsprache der Neuen Sachlichkeit, die sich auf eine objektive Wiedergabe von Struktur und Form ihres Gegenstandes konzentrierte." Darüber hinaus hält Christian Retschlag mehrfach die Sonne fest, Tiere, denen er begegnet, und verschiedene Pflanzenarten wie einen ungewöhnlich stark beschnittenen Baum, den er nicht etwa in einem französischen Barockgarten, sondern an einer Straße, die zum Mont Ventoux führt, entdeckt. Auch wie sich der Mistral ganz real und im Bild einfangen lässt, präsentiert Retschlag neben anderen Fotografien.

Kurator Julius Osman: "Christian Retschlag zeigt uns entlang seines Weges und am Ziel vorgefundene Objekte in ihrer Einzigartigkeit. Blumen, Bäume und Skorpione stehen vor weißen Hintergründen, als würden sie den Betrachtenden unter einem Brennglas präsentiert. Ohne die Gegenstände aus ihrer Umgebung zu lösen, lenkt der Künstler unseren Blick auf das für ihn Wesentliche."

Der in Hannover lebende Künstler Christian Retschlag wurde 1987 in Magdeburg geboren und schloss 2014 sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Professorin Dörte Eißfeldt ab. 2018 erhielt er das Residenzstipendium an der Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode, 2017 ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn und 2014 den Preis des Kunstvereins Hannover.

1979 von Bernhard Sprengel initiiert, wird der SPRENGEL PREIS gemeinsam von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Land Niedersachsen an bildende Künstler*innen aus Niedersachsen vergeben. Er soll Impulse für den Kulturaustausch in Europa setzen. Neben dem Preisgeld beinhaltet die Auszeichnung eine Ausstellung mit begleitendem Katalog im Sprengel Museum Hannover und ein bis zu sechsmonatiges Reisestipendium ins europäische Ausland. Der Sprengel Preis ist mit 12.500 Euro dotiert und mit dem Reisestipendium „Niedersachsen in Europa“ verknüpft, das weitere 12.500 Euro für Reisekosten, Unterkunft und Lebenshaltungskosten im Rahmen eines bis zu sechsmonatigen Auslandsaufenthaltes zur Verfügung stellt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der das Werk des Preisträgers sowie den Aufenthalt im europäischen Ausland dokumentiert. 100 Seiten, 18 Euro.