René Groebli »
Meisterwerke der Metropolen – London, Paris
Exhibition: 1 Jun – 31 Aug 2024
Fri 12 Jul
Galerie Buchkunst Berlin
Oranienburger Str. 27
10117 Berlin
+49 (0)30-21802540
info@buchkunst-berlin.de
www.buchkunst-berlin.de
Thu-Sat 14-18 +
René Groebli
"Meisterwerke der Metropolen – London, Paris"
Ausstellung: 1. Juni bis 31. August 2024
Eröffnung: Samstag, 1. Juni, 18–21 Uhr
Der Fotograf ist anwesend.
Begrüßung: Kuratorenführung mit Thomas Gust und René Groebli
Die Galerie Buchkunst Berlin präsentiert die Ausstellung »René Groebli – Meisterwerke der Metropolen: London, Paris« mit ausgewählten Arbeiten der Schweizer Fotografen-Legende, die in den Jahren 1948 und 1949 entstanden sind. René Groebli, dessen Bilder die fotografische und gestalterische Entwicklung des Mediums radikal beeinflusst und geprägt
haben, wird zur Eröffnung anwesend sein.
Mit stolzen 96 Jahren ist er eine lebende Legende, die Ihnen einen ganz besonderen Einblick in seine Arbeit und sein Leben gewähren wird. Lassen Sie sich von seiner Leidenschaft und seinem Erfahrungsschatz inspirieren. Als einer der bedeutendsten Fotografen seiner Generation wird er Ihnen Einblicke in die Entstehung seiner Meisterwerke geben und Ihnen seine persönlichen Erlebnisse in den Metropolen London und Paris der Nachkriegsjahre schildern.
Wenige Tage vor Weihnachten 1949 traf der junge Schweizer Fotograf an der nebelverhangenen,
zerbombten Victoria Station in London ein. Zwei Wochen lang zog er mit seiner Rolleiflex-Kamera
durch die Stadt. Ihm gelingt eine beeindruckende Symbiose aus präziser kompositorischer Erfassung
des Stadtraums und der Anwendung subjektiver fotografischer Elemente.
Menschensilhouetten erscheinen geisterhaft im Nebel, die Umrisse der gerade erweiterten
Battersea Power Station, einem Wahrzeichen des britischen Empires, zeichnet sich am von Ruß
bedeckten Himmel ab. Beim Anblick der London Bridge fallen einem unwillkürlich die Zeilen aus
T.S. Eliots »Wasteland« ein: »…unwirkliche Stadt, unter dem braunen Nebel eines Wintermorgens…«.
Dem Dunkel Londons steht Paris in hellem Licht gegenüber, und auch die Fotografien sind weniger
subjektiv als vielmehr intensive und genau beobachtete Straßenfotografien.
So entwirft Groebli eigenständige Formen der Erzählung dieser Metropolen, oszillierend zwischen
Modernismus und Poesie, fängt die Aura der Nachkriegszeit ein und fügt dem Kanon der Fotografien,
die diesen beiden Städten gewidmet wurden, einen neuen Beitrag, eine gänzlich eigene Vision hinzu.
Die Bilder führen uns auf einer Reise in eine vergangene Ära zurück, in der Städte wie London und
Paris nach den Schrecken des Krieges wieder zu pulsierenden Zentren des Lebens wurden.
René Groebli (*1927) begann 1943 eine Fotografenlehre in Zürich und studierte ab 1945 ein Jahr lang in der Fotoklasse von Hans
Finsler an der Kunstgewerbeschule Zürich. Sein Interesse galt
jedoch dem Film und der Bewegung. Ab 1946 absolvierte Groebli
daher eine zweijährige Ausbildung zum Dokumentarkameramann,
arbeitete aber weiterhin als freischaffender Fotograf und ab 1949
als Fotoreporter für nationale und internationale Magazine und
Agenturen wie Black Star. 1949 veröffentlichte er seine Serie
»Magie der Schiene« als Mappe mit 15 Fotografien im Eigenverlag.
Der Photoessay erzählt von einer Zugfahrt mit einer Dampfeisenbahn
von Zürich nach Paris. Die avantgardistische Darstellung von
Dynamik und Geschwindigkeit machte den Fotografen auch über
die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt, und heute gilt die Serie
als eine der Schlüsselarbeiten der Subjektiven Fotografie.
1948 und 1949 reiste Groebli nach London und Paris, wo er sich ganz der visuellen Verbindung von Romantik
und Bewegung widmete. Von 1951 bis 1953 arbeitete er als Fotoreporter für die renommierte Agentur Black
Star in London, bereiste Afrika und den Nahen Osten und fotografierte weltweit Reportagen für Life, Picture
Post und andere internationale Magazine. 1953 wurde er von Edward Steichen zur Teilnahme an der Ausstellung
»The Family of Man« im Museum of Modern Art in New York eingeladen. Die Aufnahme von Groeblis
Werk in diese Ausstellung unterstreicht die hohe Qualität und den Einfluss seiner Fotografie.
1954 erschien das Fotoessay »Das Auge der Liebe«, das während der verspäteten Hochzeitsreise entstand.
Es zeigt in 25 Bildern seine junge Frau Rita in intimen Momenten in einfachen Pariser Hotels. Die Serie war
eine Idee eines Gedichts in Bildern, inspiriert von Man Ray und dem poetischen Realismus des französischen
Kinos. »Das Auge der Liebe« begeistert bis heute und wurde unter anderem vom Museum of Modern Art für
dessen Sammlung erworben. 1954 wurde Groebli in das Kollegium Schweizerischer Photographen berufen.
In Deutschland nahm er an den beiden von Otto Steinert initiierten Ausstellungen zur Subjektiven Fotografie
1951 in Saarbrücken und 1954 in Essen teil. Ab 1953 eröffnete René Groebli ein eigenes Studio. Er perfektionierte
das Farbstoffübertragungsverfahren und wurde 1957 von der U.S. Color Annual zum »Master of Color«
ernannt. Es folgte eine Karriere als Industrie- und Werbefotograf, und seine Experimente mit der Farbfotografie
waren international erfolgreich. Auch hier leistete Groebli Pionierarbeit. Ende der 70er-Jahre zog er sich
aus der kommerziellen Fotografie zurück.
Seit den 1990er Jahren wurde das Werk von René Groebli neu entdeckt, und seine Fotografien werden weltweit
gezeigt und seine Bücher neu aufgelegt. Sowohl seine Bücher als auch die Prints gelten heute als wegweisende
Klassiker. Häuser wie das Musée Réattu (Arles), das MOMA (New York), die Maison Européenne de
la Photographie – MEP (Paris), die Fondation suisse pour la photographie (Zürich) und das Folkwang Museum
(Essen) erkannten schon früh die fotografische Bedeutung von Groebli und erwarben seine Fotografien für ihre
Sammlungen.
René Groebli hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen erhalten, und seine Arbeiten wurden in
vielen renommierten Ausstellungen weltweit gezeigt. Seine Fotografien zeichnen sich durch eine einzigartige
künstlerische Vision aus und erfassen oft emotionale und intime Momente des menschlichen Lebens. Bis heute
wird sein Werk als bedeutender Beitrag zur Geschichte der Fotografie gewürdigt.