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gute aussichten - FOKUS Mexiko–Deutschland

Die Kunst der Fotografie im interkulturellen Dialog

Sophie Allerding » Chris Becher » Nadja Bournonville » Holger Jenss » Konstantin Weber » & others

Exhibition: 18 May – 3 Nov 2024

Städtische Galerie Karlsruhe

Lorenzstr. 27
76135 Karlsruhe

+49 (0)721-133-4401


www.staedtische-galerie.de

Wed-Fri 10-18, Sat/Sun 11-18

Eleana Konstantellos André Chris Becher Rodrigo Jardón Galeana & Holger Jenss Nadja Bournonville & Andrea Carrillo Iglesias Mariel Miranda & Konstantin Weber Sophie Allerding & Ana García Jácome Werke in der Ausstellung Installationsansicht, Eleana Konstantellos André, Inhabiting Language, 2023, Foto: ARTIS-Uli Deck Installationsansicht, Nadja Bournonville & Andrea Carrillo Iglesias, Flickering Trophies, 2023, Foto: ARTIS-Uli Deck Installationsansicht, Rodrigo Jardón Galeana & Holger Jenss, Can't Wait to Meet You, 2023, (Filmstill), Foto: ARTIS-Uli Deck Installationsansicht, Sophie Allerding & Ana García Jácome, The Anatomical Theater, 2023, Foto: ARTIS-Uli Deck Zu den Werken Trofeos parpadeantes, 2023 [Flackernde Trophäen/Flickering Trophies] Andrea Carrillo Iglesias (*1986) und Nadja Bournonville (*1983) Trofeos parpadeantes, 2023 [Flackernde Trophäen/Flickering Trophies] Andrea Carrillo Iglesias und Nadja Bournonville befassen sich mit den Themenfeldern Beute und Trophäe in Bezug auf die Aneignung und Beherrschung von Natur. Carrillo referiert indirekt auf die Gebietsverluste im Norden Mexikos im mexikanisch-amerikanischen Krieg (1846–1848), die fast die Hälfte des damaligen mexikanischen Territoriums umfassten. Heute sind es die Trophy Trucks, hochmotorisierte Geländewagen, die in Baja California Jagd auf den Siegerpokal machen. Die Künstlerin folgt, sowohl in der von der Decke abgehängten Landkarte als auch in ihrem Video, der Wegstrecke der sogenannten „Baja“, einem Autorennen, das jährlich auf der mexikanischen Halbinsel stattfindet. Die rasante Fahrt, bei der sich die Wagen durch die einzigartige Landschaft pflügen, setzt Carrillo im Stil eines Reenactments aus der Perspektive eines anonymen Fahrers in Szene, durchbrochen von Sequenzen unberührter, vom Wind verwehter Sandflächen. Der Kontrast zwischen Beschädigung und Unversehrtheit, zwischen menschlichem Eingriff und der Autonomie der sich selbst überlassenen Natur steigert das Geschehen in einen absurden und gewalttätigen Akt. Nadja Bournonville greift das Sujet der Ermächtigung von Natur aus der Perspektive der Eroberung des süd- und mittelamerikanischen Kontinents auf, die mit der Landung von Christoph Kolumbus 1492 auf einer Insel der Bahamas ihren Anfang nahm. In der ihr eigenen, ins Fantastische mäandernden Bildsprache inszeniert sie den unfreiwilligen Zug der Kolibris Richtung Europa in einer Überblendung von realen und fiktiven Bildkonstruktionen. Von der Einzigartigkeit und Schönheit der Vögel, die seit dem 16. Jahrhundert mit den Handelsschiffen der Eroberer in Europa landeten und als begehrte Beute und Trophäen in naturkundlichen Kabinetten oder den Wunderkammern betuchter Sammler*innen bis heute ausgestellt werden, hallen in den Fotografien von Nadja Bournonville nur noch leere Formen und zerpflückte Einzelteile wider. Text von Josefine Raab El Teatro Anatómico, 2023 [Das Anatomische Theater/The Anatomical Theater] Sophie Allerding (*1993) und Ana García Jácome (*1991) El Teatro Anatómico, 2023 [Das Anatomische Theater/The Anatomical Theater] Anatomische Theater wurden ursprünglich Ende des 16. Jahrhunderts zu wissenschaftlichen Zwecken konzipiert und erbaut. Das älteste bekannte Beispiel wurde in Padua errichtet. Die Anordnung des Raums orientierte sich am antiken Amphitheater und bildete meist eine Arena-Situation mit steil ansteigenden Sitzreihen aus. Die Sektionen, das Sezieren von Leichen, changierten dabei zwischen Lehrstunde und Spektakel und boten den Ärzten einen Ort zur Selbstdarstellung vor universitärem wie städtischem Publikum. Ausgehend von diesen anatomischen Theatern der Renaissance und der frühneuzeitlichen intellektuellen und materiellen Erforschung von Körpern befassen sich Sophie Allerding und Ana García Jácome mit binären Vorstellungen von Geschlecht, aber auch mit Normalität, Abnormalität, Wissenschaft und Magie. Über Jahrhunderte dienten anatomische Sammlungen dazu, Kenntnisse zu erlangen, zu verifizieren und zu bewahren. Eingefroren in dem Wissen ihrer Zeit wurden die Körperteile einst lebender Menschen konserviert und präsentiert. In Allerdings und Garcías anatomischem Theater lösen sich die Präparate aus ihrer Starrheit und erwachen zu einem neuen Narrativ. In einem Akt der Selbstermächtigung imaginiert Allerding eine weibliche Anatomie, die sich dem patriarchalisch geprägten Blick und den darin eingeschriebenen Machtstrukturen entgegenstellt. In Ana García Jácomes animiertem Hologramm „Votive Offering“ tanzen Körperteile in dunklen Gläsern, umflossen von einer geheimnisvoll wispernden Stimme, die vom rituellen Ursprung anatomischer Votivgaben und den damit verwobenen Hoffnungen und Wünschen berichtet. Dergestalt konstituiert sich ein imaginativer Raum, in dem der Wunsch nach Heilung, verkörpert durch den Ritus der Votivgabe, mit uraltem Wissen verschmilzt. Text von Josefine Raab Habitar la Lengua, 2023 [Die Sprache bewohnen/Inhabiting Language] Eleana Konstantellos André (*1995) Habitar la Lengua, 2023 [Die Sprache bewohnen/Inhabiting Language] Wie beeinflusst unsere Muttersprache unsere sozialen Beziehungen und unseren Zugang zur Welt? Determiniert Sprache unsere Erinnerungen? Entsteht mit jeder Sprache, die wir lernen, eine andere Beziehung? Eleana Konstantellos André wuchs mit drei Sprachen auf und begreift ihre Muttersprache als eine Mischung aus Französisch, Spanisch und Griechisch. Diese Mehrsprachigkeit führte, so die Künstlerin, zur Ausbildung einer multiplen Identität. Mit ihrer Arbeit „Die Sprache bewohnen“ erschafft und erforscht die Künstlerin einen sinnbildlichen Zeitspeicher, der ihr persönliches Alphabet der Erinnerung mit den für sie wichtigsten Begriffen von A bis Z und von A bis Ω beherbergt, betrachtet und bewahrt. Darin paaren sich früheste Erinnerungen aus ihrer Kindheit – ein immer wieder mit ihrer Schwester erlebtes Spiel, das griechische Schulbuch αλφαβητάριο [Alphabet] (1950), das zum Lesenlernen verwendet wurde –, Ereignisse, die sie mit ihren Eltern und Großeltern verbindet und nicht zuletzt das Zuhause ihrer Kindheit. Eleana Konstantello Andrés „Haus der Sprache“ lädt dazu ein, es sich darin bequem zu machen, die Sinne zu schärfen für die der (eigenen) Sprache innewohnenden Kraft und Imagination sowie daraus ein eigenes Alphabet der Erinnerung zu entwerfen. Text von Josefine Raab Shul, 2023 Chris Becher (*1990) Shul, 2023 In „Shul“ – einem Projekt, das aus einem intensiven dialogischen Arbeitsprozess mit der Mutter des Künstlers resultiert – webt Chris Becher einen assoziativen Teppich aus Fotografien, alten Familienbildern und Kristallen, denen heilende Kräfte zugeschrieben werden. Als Erkundung des Übersinnlichen im Realen wird ein verborgenes Universum heraufbeschworen und künstlerisch untersucht: Zentrale Fragen dabei sind, wie und mit welchen Implikationen gelebte Erfahrung als grundlegendes Muster, bewusst oder unbewusst, von Generation zu Generation weitergegeben und Teil der eigenen Identität wird. Auf die Magie des Alltags und des Alltäglichen anspielend wird ein Raum eröffnet, in dem dokumentarische und fiktive Elemente ineinanderfließen. Chris Becher breitet mit „Shul“ einen subjektiven Kosmos vor uns aus, der die häufig übersehene Schönheit und Stärke, die über Jahre hinweg gesammelte Erfahrung, die darin gespeicherte Weisheit und das praktisch erworbene Wissen in den Lebensgeschichten von Frauen in den Blick nimmt, die sich ihren Weg durch das komplexe Geflecht von Care Arbeit, häuslicher Routine und Kindererziehung bahnen. Text von Josefine Raab No puedo esperar a conocerte, 2023 [Ich kann es nicht erwarten, Dich kennenzulernen/Can’t Wait To Meet You] Holger Jenss (*1986) und Rodrigo Jardón Galeana (*1987) No puedo esperar a conocerte, 2023 [Ich kann es nicht erwarten, Dich kennenzulernen/Can’t Wait To Meet You] Die künstlerische Zusammenarbeit von Holger Jenss und Rodrigo Jardón Galeana resultiert in einer Reihe von Fotografien und sechs Video-Briefen, die sich zu einer Video-Installation vereinen. Als frisch gebackene Väter untersuchen sie, welche Implikationen diese neue Rolle in ihrem Leben sowohl als Mann als auch als Künstler mit sich bringt. Der Titel der Arbeit ist einer Grußkarte entlehnt, die die US-amerikanische digitale Plattform „The Bump“ entworfen hat. Diese Internetplattform bietet alles rund um die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft, Neugeborene und Elternschaft und verkauft sich als perfekter Berater und Freund für zukünftige Eltern. Unterschwellig verweisen die Künstler damit auf die Tatsache, dass zukünftige Eltern als wirtschaftlich vielversprechende Zielgruppe ins Visier genommen werden. Beiläufig impliziert der Werktitel den Umstand, dass diese beiden Väter nicht nur ihr Kind kennenlernen, sondern auch über sich in ihrer neuen Rolle als Väter etwas in Erfahrung bringen möchten. Während das Thema „Mutterschaft“, die damit verknüpften Rollenbilder sowie die Vereinbarkeit mit einer künstlerischen Tätigkeit im Zuge feministischer Bewegungen immer stärker Eingang in den öffentlichen Diskurs gefunden hat, ist „Vaterschaft“ ein künstlerisch bislang kaum bearbeitetes Motiv. Vor diesem Hintergrund beleuchten Holger Jenss und Rodrigo Jardón Galeana die Rolle ihrer eigenen Väter kritisch. Zwischen gesellschaftlichen, partnerschaftlichen und persönlichen Erwartungen begeben sie sich tastend auf die Suche nach neuen Vorbildern. Text von Josefine Raab Un mensaje en una botella o un archivo de cómo dos artistas se hicieron amigas, 2023 [Eine Flaschenpost oder ein Archiv darüber, wie zwei Künstler Freunde wurden/A Message In A Bottle Or An Archive Of How Two Artists Became Friends] Mariel Miranda (*1993) und Konstantin Weber (*1992) Un mensaje en una botella o un archivo de cómo dos artistas se hicieron amigas, 2023 [Eine Flaschenpost oder ein Archiv darüber, wie zwei Künstler Freunde wurden/A Message In A Bottle Or An Archive Of How Two Artists Became Friends] In Mariel Mirandas und Konstantin Webers Installation pulsiert gewissermaßen das Herz von „FOKUS Mexiko–Deutschland“, das als bilaterales, interkulturelles und partizipatives Projekt im März 2023 in Mexiko City begann. Stellvertretend für alle in den fünf deutsch-mexikanischen Tandems entwickelten Arbeiten wird darin offenbar, was das entscheidende Moment für das Gelingen eines solchen Unterfangens ist: das Sich-aufeinander-Einlassen und das Wachsen gegenseitigen Vertrauens. In Anlehnung an den Fragebogen des französischen Dichters Marcel Proust (1871–1922) entwickelten die beiden Künstler*innen ein eigenes Frage- und Antwortspiel, unternahmen Spaziergänge via WhatsApp durch ihre Quartiere und dokumentierten über 50 Stunden ihre täglichen Unterhaltungen. Auf dieser Basis wuchs im Laufe der achtmonatigen Zusammenarbeit von Mariel Miranda und Konstantin Weber ein Archiv über die Entstehung ihrer Freundschaft: eine emotionale Brücke, gespannt zwischen zwei Menschen, die sämtliche geographischen, kulturellen, sprachlichen und zeitlichen Barrieren überwindet und, auf einer soliden Basis ruhend, über das Projekt hinausgehend weiterwachsen kann. Damit ist etwas gelungen, das niemand erfinden, kalkulieren, steuern oder vorhersehen kann, denn es muss geschehen (können). Die Quintessenz dieser Begegnung von zwei Künstler*innen und dem Wachsen ihrer Freundschaft materialisiert sich in einem luftig schwebenden, aus gebrauchten Textilien geknüpften Gewebe. Das sich daraus aufspannende Netz formt einen symbolischen Raum der Begegnung, der Betrachtung und des Nachsinnens über das Wesen von Freundschaft. Text von Josefine Raab Sie sehen eine Kooperation mit gute aussichten, dem 2004 gegründeten Nachwuchsförderungs-Projekt für junge Fotografie in Deutschland. Unterstützt durch: Begleitprogramm So, 14.7. 15.00–16.30 h Kinderwerkstatt „Auch Reste machen Kunst! Materialcollagen aus Fundstücken“ mit Dr. Hannah Reisinger Die Kinderwerkstatt am Sonntagnachmittag ist ein kreativer Erlebnis- und Erfahrungsraum für Kinder ab 6 Jahren. Während die Erwachsenen die Ausstellungen zeitgleich mit einer Führung besuchen können, erobern die Kinder die Welt der Kunst: Nach einem erlebnisreichen Ausstellungsrundgang geht es für die Kinder in der museumseigenen Werkstatt ans Experimentieren, Malen, Zeichnen, Drucken und Entwerfen! Jeden Sonntag 15 Uhr, ohne Anmeldung Dauer 90 Minuten Kosten 2 Euro pro Kind (inkl. Eintritt) 15.15 h Führung „gute aussichten FOKUS Mexiko–Deutschland“ mit Eric Schütt Führung durch die Sonderausstellung oder Sammlungspräsentation Freitag, 16 Uhr Sonntag, 15.15 Uhr (parallel zur Kinderwerkstatt) Dauer 60 min