Marc Volk
"NO FOTOS"

Buchvorstellung zum Thema KI und Fotografie:
Mittwoch, 30. Oktober, 19 Uhr
Marc Volk im Gespräch mit Eric Aichinger, Medientheoretiker

Wir gehen in Clubs, weil wir etwas erleben wollen. Wir suchen den Rausch, wir suchen die Auflösung, wir suchen den Kontrollverlust. Wir wollen uns verlieren: in der Musik, im Tanz, im Sex und in den Drogen. Wir wollen aus dem Alltag ausbrechen und dabei unbeobachtet bleiben. Deshalb steht heutzutage an den meisten Clubtüren: No Photos Please!

In der Arbeit "NO FOTOS" erzählt Marc Volk in 73 Bildern die Geschichte einer fiktiven Clubnacht, in deren Verlauf die Kontrolle zunehmend verloren geht. Die Situationen werden surrealer, die Figuren verschmelzen oder lösen sich auf. Dabei bleibt die fotografische Erzählung kohärent, denn alles Geschehen findet vor dem Hintergrund des visuell Erwartbaren statt. Die Bilder verweisen auf Bilder, die wir bereits zu kennen glauben. Das Wirklichkeitsversprechen fotografisch anmutender Bilder ist (noch) real. Alle Bilder der Arbeit "NO FOTOS" wurden mit Hilfe von kurzen Textprompts und der künstlichen Intelligenz Dall E-2 erzeugt. Bei diesem Verfahren imaginiert die künstliche Intelligenz Bilder, die sie für plausibel und passend zu den Beschreibungen hält.

Die künstliche Intelligenz hat ihr visuelles Gedächtnis durch Training mit unzähligen Fotografien aus Bilddatenbanken erworben. Dieses dient ihr als Grundlage für das Erschaffen neuer, fotografisch anmutender Bilder, die man sich weniger als Collagen denn als zweidimensionale Knetfiguren aus Pixelmasse vorstellen sollte. Im Prozess passieren Fehler, denn Bilder sind vieldeutig. Sowohl die Wahrnehmung als auch die Erstellung einzelner Bildelemente erfordert auch für Menschen viel Übung. Trotzdem täuschen die Ergebnisse der KI-generierten Bilder immer besser: Viele künstlich erzeugte Bilder sind schon heute kaum oder gar nicht mehr von herkömmlichen Fotografien zu unterscheiden.

Wie schon bei der analogen und der digitalen Fotografie faszinieren Marc Volk die Bruchstellen des Mediums. Die fehlerhaften Darstellungen der künstlichen Intelligenz, ihre Halluzinationen und ihre scheinbare Überinterpretation der Wirklichkeit zeigen eine neuartige Ästhetik, die vermutlich bald wieder verschwinden wird. Die Simulation von Fotografie wird in den nächsten Generationen von Bildgeneratoren nicht mehr als solche erkennbar sein. Die Gefahren, die uns durch den zunehmenden Kontrollverlust durch künstliche Intelligenz drohen, werden hingegen noch zu wenig diskutiert.

Publikation: NO FOTOS, mv edition, 2024, Softcover, 92 pages, 73 Abbildungen, Limitierte und nummerierte Auflage von 250 Büchern, EUR 28, ISBN: 978-3-9824120-4