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Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Maryam Jafri
DIY Solar Panel from Broken Cells, 2024
aus der Serie Navigating the Future

Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024

Heba Amin » Maryam Jafri » Barbara Proschak » Studio for Propositional Cinema » Ian Waelder »

Exhibition: 11 Oct 2024 – 25 Jan 2025

Kunststiftung DZ BANK

Platz der Republik
60325 Frankfurt (Main)

+49 (0)69-7680588 00


kunststiftungdzbank.de

Tue-Sat 11-19

Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Ian Waelder
Stoßstange, 2024

"Aus heiterem Himmel"
Die Ausstellung der Förderstipendien 2023/2024


Ausstellung: 11. Oktober 2024 bis 25. Januar 2025

Vor zehn Jahren hat die Kunststiftung DZ BANK die Vergabe von Förderstipendien, die es von 1994 bis 2001 in ähnlicher Form schon einmal gegeben hatte, wieder aufgenommen. In der Rückschau kann auf spannende Ausstellungen mit Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlichster Herkunft und jeden Alters geblickt werden, die die Arbeit der Kunststiftung kontinuierlich erweitern und befruchten. Zum Zeitpunkt der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger weiß niemand, was ein Jahr später in der Ausstellung des Förderstipendiums zu sehen sein wird. Die Beteiligten erarbeiten ihre Vorhaben im Verlauf eines Jahres oder ergänzen und erweitern bestehende Projekte. So ist es immer wieder eine Überraschung, mit welchen Themen und fotografischen Techniken wir "aus heiterem Himmel" konfrontiert werden.

In dieser Runde haben die beiden Stipendien Maryam Jafri und Ian Waelder erhalten. Die Förderung von je 12.000 Euro begann im Juni 2023 und endete im Mai 2024. Die in der Ausstellung präsentierten Ergebnisse ihrer einjährigen Arbeit wurden für die Sammlung der DZ BANK erworben, ebenso wie Werke von Heba Y. Amin, Barbara Proschak sowie dem Studio for Propositional Cinema, die die Jury zur Ergänzung der Schau ein Jahr zuvor ausgewählt hatte. Das Spektrum der Themen reicht von sehr persönlichen und biografischen Inhalten über wissenschaftliche Fragestellungen bis hin zu Utopien und Dystopien. Alle ausgewählten Künstlerinnen und Künstler eint die Betrachtung gesellschaftlich bedeutsamer Themen, die sie anhand von vorgefundenem fotografischem Material in ihren Werkreihen verarbeiten und dabei die Grenzen zwischen den Gattungen sowie den Generationen aufbrechen. Wieder einmal wird deutlich, wie wichtig und tragfähig Kunst sein kann, um neue Perspektiven und Lösungsansätze für die Herausforderungen unserer Zeit anzubieten.

Was alle Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung verbindet, ist das Aufzeigen der Relevanz internationaler, grenzüberschreitender Beziehungen, ökonomisch wie gesellschaftlich. Kultur als Stabilisator von Gesellschaften, aber auch das gegenseitige Voneinander-Lernen, Impulse-anderer-Aufgreifen und das Teilen wissenschaftlicher Erkenntnisse tragen zur Stärkung der Weiterentwicklung aller teilnehmenden Gesellschaften bei. Schon immer haben Kulturen durch Handel und Austausch, durch das gemeinsame Erarbeiten neuer Strukturen und Prozesse voneinander profitiert, sich gegenseitig beeinflusst und die Weiterentwicklung vorangetrieben. Dieses Denken und diese Haltung waren seit jeher relevant und sind es heute mehr denn je.

Maryam Jafri (* 1972) wuchs in den USA auf und hat pakistanische Wurzeln. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Fotografie, Video und plastische Objekte, die sie installativ kombiniert. Ihr besonderes Interesse gilt der Hinterfragung kultureller und visueller Darstellung von Geschichte, gesellschaftlichen Zusammenhängen sowie von Wirtschaft, meist unter globalen Blickwinkeln. Sie beschäftigt sich besonders mit dem Element Lithiumcarbonat, das seit langem zur Behandlung von Depressionen und bipolaren Störungen eingesetzt wird und auch als mögliches Mittel zur Behandlung von Alzheimer und Demenz erforscht wird. Darüber hinaus ist Lithiumcarbonat eine zentrale Komponente der »rechargeable revolution«, die von Elektroautos und der Computerwirtschaft bis zu Solarzellen reicht, um nur einige Anwendungsgebiete zu nennen. In ihrer Herangehensweise greift die Künstlerin Literatur und verschiedene Traditionen wie Assemblagen und Konzeptkunst auf und entwickelt medienübergreifende Rauminstallationen. Maryam Jafri lebt und arbeitet in Kopenhagen, Dänemark und New York City, USA.

Ian Waelder (* 1993), geboren in Madrid, Spanien, ist durch seine Mutter im Besitz eines amerikanischen Passes. Sein Großvater musste als Jude Stuttgart verlassen und flüchtete nach Chile. Ian Walder studierte bildende Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main in der Klasse von Professorin Haegue Yang. In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt er sich mit Erinnerung, Spuren, Raum und Sprache. Für seine Kunstwerke bedient sich Ian Waelder verschiedener Medien wie Fotografie, Plastik, Malerei und kreiert daraus nicht selten auch räumliche Installationen, bei denen die Teile in Beziehung zueinander stehen. So erzählt der Künstler seine Lebensgeschichte nicht auf direktem Wege. Vielmehr verwendet er zumeist gefundene Materialien symbolhaft und stellt seine künstlerischen Ausformungen schöpferisch in andere Kontexte. Er nähert sich seinen Werken instinktiv, die er mit seinen Händen überformt und gestaltet. Durch die Bearbeitung des vorgefundenen Materials geht der Künstler nicht nur mit den Gegenständen um, er ruft damit auch immer wieder neue thematische Verbindungen hervor. Auch die Betrachtenden fügen weitere Ergänzungen hinzu und werden so Teil der Erzählung, werden der eigenen Themen gewahr. Auf diese Weise entsteht ein Kreislauf der gegenseitigen Befruchtung und des Verständnisses füreinander und für die Vielschichtigkeiten unterschiedlicher Lebensentwürfe und -geschichten. Ian Waelder lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Die Künstlerin Heba Y. Amin (* 1980) kam in Kairo, Ägypten auf die Welt, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie studierte von 1998 bis 2009 an verschiedenen Universitäten in den USA, unter anderem auch Mathematik, und schloss mit einem Master of Fine Arts ab. Nach ihrem Studium erhielt sie ein Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) für ihr Projekt »Alternative Memorials« an der Fachhochschule Berlin. Heba Y.  Amin ist Professorin für Digitale und Zeitbasierte Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Mitbegründerin des Black Athena Kollektivs, Kuratorin für visuelle Kunst bei der Zeitschrift MIZNA und aktuelles Mitglied des Redaktionsausschusses des »Journal of Digital War«. In ihren Werken setzt sich die Künstlerin mit politischen Themen und historischen Archiven auseinander. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien wie Film und Fotografie, entwickelt wissenschaftlich fundierte Plastiken sowie raumgreifende Installationen und führt Lecture Performances durch. Dabei verfolgt sie einen spekulativen Ansatz, um Narrative von Eroberung und Kontrolle zu hinterfragen. Die drei präsentierten Arbeiten stehen beispielhaft dafür und fächern überdies ein Spektrum verschiedener Perspektiven auf, über das sich die Künstlerin dem Phänomen des Sehens nähert. Das Nebeneinander dieser Arbeiten erzählt zugleich eine Geschichte der politischen Dimension des Sehens wie das Nachvollziehen einer Flüchtlingsroute. So gerät das Wahrnehmen der Umwelt zu einer gezielten Beobachtung und Überwachung – und damit letztlich zur Demonstration von Hierarchiegefügen und Macht. Heba Y. Amin lebt und arbeitet in Berlin.

Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Heba Y. Amin
Bodies in Movement I, 2018 (Standbild)

Barbara Proschak (* 1984) ist in Eggenfelden geboren. Sie studierte Fotografie an der Fachhochschule für Gestaltung Bielefeld, am London College of Communication und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, wo sie als Meisterschülerin von Tina Bara 2020 ihren Abschluss machte. Residencies ermöglichten Barbara Proschak längere Aufenthalte in Südkorea und Dänemark. Die Künstlerin sammelt und ordnet, arrangiert, systematisiert und kategorisiert; sie kombiniert, verwirft wieder und ordnet neu. Mehrere tausend fotografische Bilder hat sie in den vergangenen Jahren aufgenommen und in Skizzenbüchern gesammelt, ergänzt um Postkarten und Zeichnungen. Aus diesem reichen Konvolut an Arbeitsmaterial entwickelt Barbara Proschak ihre Bildarrangements. Die fotografischen Aufnahmen zeigen ihr Interesse am Körper, an Körperhaltungen und -posen, einschließlich fast mikroskopischer Abbildungen von ihrer Haut – dem größten Sinnesorgan und zugleich Schutzschicht unseres Körpers. Barbara Proschak lebt und arbeitet in Leipzig.

Das Studio for Propositional Cinema wurde 2013 in Düsseldorf gegründet und 2023 in Neapel, Italien aufgelöst. Die Grundannahme der Werkreihe "Manual: The Camera of Disaster", 2022 erscheint auf den ersten Blick düster: "Hier und heute müssen wir verzweifelt dabei zusehen, wie unsere Kommunikations- und Ausdrucksmittel auf lange Hand gezielt untergraben und ausgelöscht werden". Wenn die Fotografie nämlich erst einmal "die analoge Welt vollständig verlassen hat, alle bildgebenden Werkzeuge und die Bilder, die sie produzieren, nicht mehr uns gehören", dann werden wir "erblinden". Wie für eine Zeitkapsel erklärt das Studio for Propositional Cinema in einer Art Crashkurs die Fotografie und die faszinierende Möglichkeit, auf einer Fläche Gesehenes erscheinen zu lassen, um dieses Know-how für die kommenden Generationen zu bewahren und an sie weiterzugeben.

Weitere Details und Angaben zu den Künstlerinnen und Künstlern und ihren Werkreihen in der ausstellungsbegleitenden Publikation im pdf-Format: hier

Ausstellungsbegleitende Sonderveranstaltungen

Kuratorinnenführungen
Donnerstag, 12. Dezember 2024, 18 Uhr
mit Dr. Katrin Thomschke
Donnerstag, 16. Januar 2025, 18 Uhr
mit Dr. Christina Leber

Denkanstöße
"Lithium – ein Schlüsselmaterial für die Digitalisierung"
Dienstag, 22. Oktober 2024, 18 Uhr
Dirk Elsner (Senior Manager und Leiter des Innovation LAB der DZ BANK) zu Gast in der Kunststiftung DZ BANK

"Ian Waelder und die Bibliothek der Generationen. Die Kunststiftung DZ BANK zu Gast im Historischen Museum Frankfurt"
Mittwoch, 6. November 2024, 18 Uhr
Dr. Christina Leber und Dr. Angela Jannelli (Leitung Bibliothek der Generationen, Stadtlabor des Historischen Museums Frankfurt) im Gespräch

"Was sind Erinnerungen?"
Freitag, 29. November 2024, 17.30 Uhr
Dr. Friedrich Tietjen (Leitung Fotosammlung, Bibliothek, Archiv des Jüdischen Museums Frankfurt am Main) im Gespräch mit dem Künstler Ian Waelder

Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Barbara Proschak
In_let#1, 2017
Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Studio for Propositional Cinema
Ausstellungsansicht "The Camera of Disaster"
Museum Abteiberg, Mönchengladbach 2022
Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Maryam Jafri, No Lithium, No Work, 2023 Mixed­Media­Installation, Fotografien, Texte, Objekte, iPad, iPhone, Video, Maße: divers Installationsansicht Kunsthal Aarhus, Aarhus 2023 Foto: Jacob Friis­Holm Nielsen
Aus heiterem Himmel. Förderstipendien 2023/2024
Ian Waelder, Grandpiano (Flügel), 2021–2024