Book Talk
Gespräche über neue Bücher mit
Anna Breit » Ulrich Heinke » Agnes Prammer » Johann Schoiswohl » Mario Wezel »
Buchvorstellung:
Thu 24 Oct 19:00
FOTOHOF
Inge-Morath-Platz 1-3
5020 Salzburg
+43 (0)662-849296
fotohof@fotohof.at
www.fotohof.at
Tue-Fri 15-19, Sat 11-15
Anna Breit »Look Book − 01«, FOTOHOF>EDITION Bd. 370
Der zweite Bildband von Anna Breit versammelt über 100 Porträtfotos aus dem Archiv der Fotografin aus den Jahren 2018 bis 2024. Es handelt sich ausschließlich um Ausschnitte − vorwiegend aus Auftragsarbeiten. Die ursprünglichen Bilder, alle analog, auf Negativfilm fotografiert, verbleiben als Material im Archiv und bilden die Ausgangspunkte für diese spielerische künstlerische Arbeit. Ergebnis des künstlerischen Prozesses sind stark gekörnte Gesichter, welche sich blattfüllend auf den Seiten ohne Unterbrechung als Nahansichten eindrucksvoll seriell aneinanderreihen. Anna Breit lotet die Grenzen des fotografischen Abbildungsmechanismus im Übergang zwischen Auftrags- und freier künstlerischer Fotografie aus.
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Ulrich Heinke »Schlot«, hrsg. von Ines Turian
FOTOHOF>EDITION Bd. 376
Ulrich Heinke arbeitet als bildender Künstler vornehmlich im Bereich der Konzeptkunst. Über die Dokumentation der eigenen Arbeiten fand er zur Fotografie. Was zunächst als Spurensuche im urbanen Raum begann, entwickelte sich zu ausgedehnten Reisen, auf denen er sich präzise, aber auch mit liebevoller Leichtigkeit der städtischen Landschaft annähert. Dabei gilt sein Interesse weniger den Sehenswürdigkeiten bekannter Hauptstädte, sondern sein Weg führt ihn in die Normalität der mittelgroßen Stadt: Von Antwerpen bis Ostende, von Cagliari bis Mulhouse, von Bern bis Olomouc ist er unterwegs.
\nDabei stehen die Schlote wie Ausrufezeichen in der städtischen Landschaft, einmal vordergründig groß, einmal als marginales Detail, aber immer im Bild. So entsteht keine fotografische Serie als typologische Sammlung − die Schlote sind Überschrift und Klammer für ein Fotobuch über städtische Szenerien. Ein alter gemauerte Schlot verliert zunehmend seine ursprüngliche Funktion − und steht da als Relikt, als Reminiszenz an eine andere Zeit.
\nUlrich Heinke ist ein Poet des urbanen Raumes, das meist strahlende Licht in seinen oft menschenleeren Bildern verwandelt die Orte in Szenerien eines mysteriösen St\u00fccks − demnächst treten Figuren auf, das Bild wird zum Rahmen für eine Geschichte, die sich anschickt zu passieren − das Leben ereignet sich.
\nDem Bildteil vorangestellt ist ein umfangreicher Text des Autors − »Erstmal raus, schauen, was los ist«, gleichsam eine Anleitung und Philosophie seiner Fotografie.
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Agnes Prammer & Johann Schoiswohl »Totes Gebirge«,
FOTOHOF>EDITION Bd. 374
Das Buch ist als künstlerisches Langzeitprojekt zu verstehen, das sich im Zusammenführen von zwei eigenständigen fotografischen Weisen auch mit dem Sterben und Trauern befasst. In ihrer Auffassung von Landschaft und Porträt verbindet beide das Insistieren auf bewusste Verlangsamung des fotografischen Abbildungsprozesses als künstlerisches Credo. Agnes Prammer, bildende Künstlerin und Medienpädagogin in Wien, entscheidet sich in ihren Porträtarbeiten für das aus der Frühzeit der Fotografie stammende Kollodium-Nassplattenverfahren. Die langen Belichtungszeiten verlangen vom Gegenüber ein Höchstmaß an Konzentration. Durch diesen fragilen Prozess gesellen sich mechanische und chemische Spuren in Form von Kratzern und blinden Flecken. Diese zufälligen Einschreibungen, die die dargestellten Personen auch partiell verdecken, evozieren durch ihre vermeintliche Patina ein Gefühl von einem »Memento mori« (Susan Sonntag) oder gar von einer Art »Einbalsamierung« (Roland Barthes). Für Johann Schoiswohl, bildender Künstler in Wien und Betreiber einer kleinen Landwirtschaft im oberösterreichischen Almtal, ist die angestammte Heimat Ausgangspunkt für seine Expeditionen ins Tote Gebirge. Ihm geht es um Orte der Erinnerung: »In den Fotos von vertrauten Plätzen und Blicken, die aber bei mir auch mit Gedanken zu Tod und Verlust verbunden sind, entsteht mein Bild vom Toten Gebirge.« So entstanden seit 2010 zahlreiche Bildwerke mithilfe der analogen Mittel- und Großformatkamera. Seine präzisen Bildausschnitte legen die Oberflächen von zerklüfteten Gebirgsformationen der alpinen Karstlandschaft frei und wechseln sich ab mit atmosphärischen Seestücken im Spiel des Lichts und Wechsel der Jahreszeiten.
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Mario Wezel »Das Ende der Unsterblichkeit«, FOTOHOF>EDITION Bd. 367
Ein Jahr voller Veränderung, existenzieller Fragen und Ängste: das erste Jahr des Kindes, das erste Jahr als Vater. Mario Wezel fotografiert Dinge, die ihm im Alltag in seiner neuen Rolle als Vater begegnen: Funken des Lagerfeuers, Quallen, eine Windel auf einer Wäscheleine, die Bilder erzählen symbolhaft von einer veränderten Betrachtung der Welt, von einer Weichheit und Entschleunigung, von Erinnerungen an die eigene Kindheit. Aber auch vom schmerzlichen Reminiszieren über die verlorene Freiheit, von veränderten Beziehungen zu Partnerin und Eltern und der Suche nach einem Zuhause. Situationen und Orte werden mit Bedeutung aufgeladen, indem sie in den Kontext des beginnenden Lebens gestellt werden.
\n14 Texte aus demselben Zeitraum, ausschnitthaft ausgewählt aus dem Tagebuch des Autors, liegen dem Buch bei. Das Buch spannt auch einen Bogen zur nachfolgenden Arbeit »A Domestic Kingdom (On 86 Square Meters)«, einer neunteiligen Super8 Video Installation. Darin seziert Wezel den Kleinfamilienalltag im ersten Lebensjahr des zweiten Kindes: die detailreiche Betrachtung des Lebens in den eigenen vier Wänden, kontrastiert von den Blicken aus dem Fenster, wo die Welt ihren gewohnten Gang geht. Kurze Sequenzen daraus tauchen immer wieder doppelseitig im Buch auf.
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