Berlin, Berlin. Part 3
Hotel Bogota
Aino Kannisto » Karen Stuke »
Exhibition: 15 Nov 2024 – 16 Feb 2025
Thu 14 Nov 18:00
Helmut Newton Foundation
Jebensstr. 2
10623 Berlin
+49 (0)30-31864856
info@helmut-newton-foundation.org
www.helmutnewton.com
Tue-Sun 11-19, Thu 11-20
Berlin, Berlin. Part 3
"Hotel Bogota"
Aino Kannisto und Karen Stuke
Ausstellung: 15. November 2024 bis 16. Februar 2025
Eröffnung: Donnerstag, 14. November, 18 Uhr
Schlüterstrasse 45 in Berlin-Charlottenburg: Die legendäre Berliner Fotografin Yva hatte dort vor 100 Jahren ihr großzügiges Fotoatelier. Helmut Newton war an diesem Ort zwischen 1936 und 1938 ihr Lehrling. Später wurde daraus das Hotel Bogota. Dessen letzter Manager Joachim Rissmann beließ Yvas Fotostudio wie es ursprünglich war. Er erwarb zudem zahlreiche Vintage Prints von Yva, von denen einige als Leihgabe in der Ausstellung "Berlin, Berlin" im ersten Stock der Helmut Newton Stiftung hängen. Die meisten dieser Modebilder sind Anfang der 1930er Jahre in Yvas Studio in der Schlüterstrasse aufgenommen worden. Auch die beiden Selbstporträts von Helmut Newton wurden dort 1936 aufgenommen – eines im Laborkittel, das andere mit Hut und Mantel, angelehnt an den "rasenden Reporter" Egon Erwin Kisch, den Newton als Teenager bewunderte. Diese Porträts sind ebenfalls Teil der Ausstellung "Berlin, Berlin".
Auch auf zeitgenössische Fotografen und Fotografinnen übte der Ort stets eine besondere Anziehungskraft aus und inspirierte zu zahlreichen Projekten. Vor der Schließung des Hotels hatten u.a. die Kbeiden ünstlerinnen Aino Kannisto und Karen Stuke auf Einladung von Joachim Rissmann noch einmal Gelegenheit, dort zwei sehr individuelle Selbstporträt-Serien zu realisieren.
Aino Kannisto schlüpft in ihrer Arbeit in die unterschiedlichsten Rollen und ist dabei zugleich Protagonistin und Regisseurin der von ihr inszenierten Alltagssituationen. Sie hatte bei mehreren Aufenthalten Zugang zum gesamten Gebäude und eignete sich das Haus und seine Räume mittels verschiedener Blickwinkel an. Erst eine intensive Beschäftigung mit der jeweils ausgewählten räumlichen Situation führt sie zur Konkretisierung einer fiktiven, aber dem Alltag abgeschauten Szene. Daran werden Garderobe und Frisur angepasst, Requisiten und Kamerastandort festgelegt. Bei ihren Aufnahmen scheint sie völlig allein im Hotel Bogota gewesen zu sein. Sie trägt immer wieder andere Kleidung und oft wirken die Aufnahmen etwas mysteriös, beinahe wie Filmszenen, mit einer kontemplativ oder melancholisch dreinblickenden Darstellerin. So fühlt man sich teils an Stanley Kubricks "The Shining" erinnert, denn irgendetwas Unerwartetes könnte im nächsten Moment geschehen.
Karen Stuke hingegen bleibt in ihren Selbstporträts beinahe unsichtbar. Die Berliner Fotografin belegte nacheinander, Nacht für Nacht, beinahe alle Zimmer des Hotels. Dabei machte sie mit ihren selbstkonstruierten Camera Obscuras Langzeitbelichtungen von ihrem Schlaf. Stuke führte mit diesem Projekt eine frühere Bildserie mit dem Titel "Sleeping Sister" fort, mit der sie sich auf den Erfolgsroman "Schlafes Bruder" von Robert Schneider bezog. In dieser Serie reagiert Stuke auf die wechselvolle Geschichte des Hauses in der Schlüterstrasse, die von Yvas Studio über die nationalsozialistische Reichskulturkammer und dann nach 1945 als Ort der Entnazifizierung der deutschen Kulturschaffenden bis zum späteren Hotel Bogota reicht.
In einer installativen Hängung werden 24 ihrer Aufnahmen präsentiert, die stets ein Interieur mit Bett zeigen, auf dem gleichzeitig ihre nächtlichen Schlafbewegungen aufgezeichnet sind. Daneben stellt Stuke jeweils die originalen Rettungswegschilder aus den Zimmern aus.
Im Hotel waren einige Räume auch mit Originalbildern ausgestattet, so gab es beispielsweise ein René Burri Zimmer und das Zimmer 418 mit Werken von Helmut Newton. Beide Räume sind Teil des Bildtableaus, das von der Künstlerin immer wieder neu ortsspezifisch arrangiert wird und das sogar noch durch Teppiche aus dem ehemaligen Hotel Bogota ergänzt wird.
So schließt sich mit dieser Präsentation gleich mehrfach ein Kreis, mit dem Bezug zu Yva und Newton – und der großen Gruppenausstellung im ersten Stock des Museums. Gleichzeitig begegnen wir auch Helmut Newton wieder, aufgenommen von Joachim Rissmann, an der legendären Treppe in Yvas ehemaligem Studio, wo auch zahlreiche ihrer eigenen Modebilder entstanden sind. Newton, der ihr Schüler und Mitarbeiter war, hat in seinem Werk später ebenfalls Mode- und Aktbilder auf ähnlichen Treppen fotografiert und somit Yvas Werk ins Zeitgenössische hinein fortgesetzt.