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Still — Moving / Portraits 1992 – 2024
Rineke Dijkstra, Almerisa, Asylumcenter Leiden, the Netherlands, March 14, 1994, © courtesy of the artist, Galerie Max Hetzler, Marian Goodman Gallery and Galerie Jan Mot

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Still — Moving / Portraits 1992 – 2024

Sophie Angelov, kuratorische Assistenz

Kuratorenführung:

Mon 25 Nov 14:00

Berlinische Galerie

Alte Jakobstr. 124-128
10969 Berlin

+49 (0)30-78902600


www.berlinischegalerie.de

Wed – Mon 10 am – 6 pm

Rineke Dijkstra
"Still — Moving"
Portraits 1992 – 2024


Ausstellung: 8. November 2024 bis 10. Februar 2025

Rineke Dijkstra (*1959) zählt zu den renommiertesten Foto- und Videokünstler*innen weltweit. Die Darstellung von Identität ist das zentrale Thema ihrer Porträts. Insbesondere faszinieren sie Lebensphasen und Momente, in denen diese sich formt – Kindheit und Jugend, aber auch prägende Ereignisse im Erwachsenenalter wie die Geburt eines Kindes. Die umfassende Retrospektive in der Berlinischen Galerie präsentiert acht Serien und rund 80 Arbeiten von Anfang der 1990er Jahre bis heute – darunter einige Fotografien aus ihrem Archiv, die bisher nicht öffentlich zu sehen waren. Ihre auf das Wesentliche reduzierten Arbeiten sind zugleich von großer visueller Verführungskraft und machen es Betrachter*innen leicht, eigene Zugänge zu finden. Sie bieten einen geradezu meditativen Raum und ermutigen, über Individualität, (Selbst-)Inszenierung und den Ausdruck von Persönlichkeit nachzudenken.

Dijkstra begreift die Kamera als Möglichkeit, sich intensiv mit Menschen auseinanderzusetzen. Behutsam nähert sie sich an, folgt langsam und konzentriert ihrem Konzept, schließt jedoch spontane Weiterentwicklungen oder Variationen nicht aus. Häufig baut sie eine langwährende und intensive Verbindung zu den Porträtierten auf. Diese empathische Vorgehensweise zeigt sich in ihren Fotografien durch eine besondere Sensibilität: Dijkstras Arbeiten fangen fragile Momente, subtile Gesten ein, die zwischen bewusster Pose und unbewusster Haltung liegen. Sie vermag es, die Würde ebenso wie die Unsicherheiten von Individuen herauszuarbeiten.

Die Künstlerin arbeitet mit einer 4x5-Zoll- Großformat-Plattenkamera, mit der sie ihre Motive frontal fotografiert. Das Ergebnis sind Bilder von außergewöhnlicher Detailtreue und Präzision, deren Komposition bis ins Detail durchdacht und umgesetzt ist. Da für jede Belichtung ein separates Filmblatt erforderlich ist, spielen Geduld, Zeit und Konzentration sowohl für die Fotografin als auch das Modell eine essenzielle Rolle. Gleichzeitig entspannen sich die Porträtierten während dieser Vorbereitungen und gewöhnen sich an die ungewohnte Situation.

Die Porträts reflektieren nicht nur, wie wir uns der Welt präsentieren, sondern auch, was es heißt, medial dokumentiert zu werden. Sie können geradezu als Studien des menschlichen Verhaltens vor der Kamera bezeichnet werden. Gerade vor dem Hintergrund der Allgegenwärtigkeit von Sozialen Medien bieten sie die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Authentizitätsansprüchen von Bildern und sich wandelnden Strategien der (Selbst-)Inszenierung.

Die Einzelausstellung in der Berlinischen Galerie gibt einen Überblick über Dijkstras Werk, wobei ein besonderes Augenmerk auf dem Thema des Wandels und Übergangs liegt. Zentral sind hierfür die Serien "New Mothers", "Bullfighters" und "Almerisa". In der Präsentation werden verschiedene Fotografien aus ihrer "Park"-Serie, die zum Teil im Berliner Tiergarten entstanden sind, ebenso eine Rolle spielen wie Arbeiten aus ihrem Archiv, die bisher nicht öffentlich zu sehen waren. Dijkstra ist fasziniert von dem Thema Authentizität, der Art und Weise, wie Menschen ihre Persönlichkeit ausdrücken und wie sich eine gewisse Art von Unbefangenheit in Fotografien festhalten lässt. Dies wird besonders in ihren Videoarbeiten deutlich, von denen eine Auswahl präsentiert wird – neben ihrem ikonischen "The Buzz Club, Liverpool, UK / Mystery World, Zaandam, NL" (1996-97) auch "I See a Woman Crying" (2009).

Rineke Dijkstra wurde 1959 in Sittard in den Niederlanden geboren. Von 1981 bis 1986 besuchte sie die Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam. Sie wurde u.a. mit dem Johannes Vermeer Prijs (2020), dem Hasselblad Foundation International Award in Photography (2017), SPECTRUM, Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen (2017) und dem Citibank Private Bank Photography Prize (1999) ausgezeichnet. Retrospektiven ihres Gesamtwerks waren im Museum De Pont, Tilburg, Niederlande (2018), im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek, Dänemark (2017), im San Francisco Museum of Modern Art und im Solomon R. Guggenheim Museum in New York (2012) zu sehen. Im Jahr 2013 zeigte das Museum für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt die weltweit erste umfassende filmische Retrospektive der niederländischen Künstlerin.