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Die Fotografin war auch nachts auf dem Platzspitz unterwegs.
Sie kannte viele Betroffene und pflegte langjährige Freundschaften.
Aufnahme vom 29.1.1989.
© Schweizerisches Sozialarchiv
Die offene Drogenszene in Zürich
Heinz Nigg » Gertrud Vogler »
Exhibition: 21 Feb – 9 Mar 2025
Thu 20 Feb 18:00
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Der Kiosk am Eingang zum Platzspitz versorgte die Kundschaft mit den Dingen des täglichen Bedarfs,
diente als Informationsstelle über Krankheiten und Gefahren und als Treffpunkt auf der Gasse.
Aufnahme vom 30.8.1989.
© Schweizerisches Sozialarchiv
"Die offene Drogenszene in Zürich"
mit Beiträgen von Gertrud Vogler und Heinz Nigg
Ausstellung: 21. Februar bis 9. März 2025
Eröffnung: Donnerstag, 20. Februar 2025, 18 Uhr
Vor 30 Jahren, am 14. Februar 1995, schliesst die Stadt Zürich die offene Drogenszene am Letten. Die Schliessung bleibt zusammen mit der Einführung des Vier-Säulen-Modells als Zäsur in der Drogenpolitik und Erfolgsmoment in der kollektiven Erinnerung.
Die Ausstellung in der Photobastei mit Bildern von Gertrud Vogler und Videobeiträgen von Heinz Nigg erinnert 30 Jahre später an diese traumatische Zeit des Needle Parks und auf die schmerzhafte menschliche und gesellschaftliche Erfahrung von damals.
Was bleibt, sind nicht nur politische und drogenpolitische, sondern auch kulturelle und urbane Erfahrungen. Was sich vor allem im Zürcher Quartier-Kreis 5 abspielte, war eine für die Schweiz neue Art von sozialer Katastrophe. Alle fühlten sich überfordert: die Drogenabhängigen, ihre Familien, die Gassenarbeiterinnen und Gassenarbeiter, die sozialen Institutionen im Kreis 5, die Polizei, aber auch die Parteien und die Verwaltung.
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Der Arzt André Seidenberg im Gespräch mit einer Patientin.
Aufnahme vom 30.6.1987.
© Schweizerisches Sozialarchiv
Die damaligen harten Realitäten und Widersprüche aus historischer Distanz mit Foto- und Videodokumenten in Erinnerung zu rufen, ist der Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte von Zürich. Dabei stellen sich interessante Fragen: Wie gehen die Betroffenen mit den traumatischen Erlebnissen um, wie hat sich die Drogenpolitik in Zürich über die Jahre entwickelt und vor welchen neuen Aufgaben steht der Umgang mit Drogen heute?
Die Ausstellung in der Photobastei richtet sich auch an ein junges Publikum, das die offene Drogenszene der 1990er Jahre nur vom Hörensagen oder aus Filmen kennt.
Die in der Ausstellung gezeigten Videos konnten dank der Zusammenarbeit mit Memoriav im Rahmen des Erhaltungsprojekts «Video - ich sehe» des Schweizerischen Sozialarchivs gesichert werden. (Trailer: hier).
Führungen und Gespräche mit Protagonist:innen jener Zeit begleiten die Ausstellung.
Die Ausstellung konnte dank der Unterstützung der Stadt Zürich sowie des Migros Kulturprozent finanziert und realisiert werden.
Eine Ausstellung, kuratiert von Heinz Nigg in Zusammenarbeit mit Romano Zerbini, Gian Vaitl und Stefan Länzlinger, der die Fotografien für die Ausstellung auswählte.
Seit den frühen 1980er Jahren ist Heinz Nigg freiberuflich als Ethnologe und Kulturschaffender tätig. Seine Schwerpunkte sind soziale Bewegungen, Videoarbeit mit Gruppen, Partizipation in der Stadtentwicklung und die Darstellung von Migrations- und Mobilitätserfahrungen durch Selbstzeugnisse. Heinz Nigg arbeitet vor allem mit Porträts, basierend auf der Methode der Oral History. 2017 kuratierte Nigg für das Schweizerische Nationalmuseum die Ausstellung Rebel Video über die alternative Videobewegung der 1970er- und 1980er-Jahre in der Schweiz und Grossbritannien. Er beschäftigt sich auch immer wieder mit Medienkunst und Fotografie. Heinz Nigg lebt in Zürich.
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Ein 'Filterlitisch' mit Injektionszubehör.
Aufnahme vom November 1990.
© Schweizerisches Sozialarchiv
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Die Kochgruppe war ein wichtiger Teil des zivilgesellschaftlichen Engagements am Platzspitz.
Die freiwilligen Helfer:innen versorgten die Drogenabhängigen mit einer warmen Mahlzeit.
Aufnahme vom 3.5.1990.
© Schweizerisches Sozialarchiv