Šejla Kamerić
"YOU, WHO CAN FLY"

Exhibition: 14 March – 27 July 2025

The exhibition "YOU, WHO CAN FLY – ŠEJLA KAMERIĆ" presents various groups of works by the artist from the last decades with current installations developed for the presentation in Linz. The multi-layered network offers an insight into the artistic self-image and the political and social intentions and hopes of the artist, who was born in 1976 in Sarajevo in the former Socialist Federal Republic of Yugoslavia. The exhibited self-stagings for photographic recordings, the self-portraits, which have been repeatedly conceived for over 20 years, run like a common thread through the thematic focus of the work. The representations of women and the female body, as they are coded and propagated in the visual and social media, find an equivalent in the artist's self-portraits and at the same time a provocative, self-determined de- and re-coding.

Šejla Kamerić
"YOU, WHO CAN FLY"

Ausstellung: 14. März bis 27. Juli 2025

Die Ausstellung "YOU, WHO CAN FLY – ŠEJLA KAMERIĆ" inszeniert verschiedene Werkgruppen der Künstlerin aus den letzten Jahrzehnten mit aktuellen für die Präsentation in Linz entwickelten Installationen. Das vielschichtige Geflecht bietet einen Einblick in das künstlerische Selbstverständnis und die politischen und sozialen Intentionen und Hoffnungen der Künstlerin, die 1976 in Sarajewo in der damaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien geboren wurde.

Die Werkgruppe "Keep Away from Fire" wird in neuer Form präsentiert und verweist, vor dem Hintergrund der Fashion Industrie mit der Produktion in Billig-Lohnländern bei oft katastrophalen Arbeitsbedingungen für die meistens weiblichen Arbeiterinnen, auf die Katastrophe beim Brand einer Textilfabrik am Rande von Dhaka der Hauptstadt von Bangladesch im November 2012.

"I Really, Really, Really" – ebenfalls neu inszeniert – bringt Migration, Flucht und Krieg in den Fokus und zitiert den "I really don’t care – do u?" Aufdruck auf einer Jacke, die die damalige First Lady Melania Trump im Juni 2018 beim Besuch eines Heimes für Flüchtlingskinder an der mexikanischen Grenze getragen hatte.

Die Foto-Installation "June is June Everywhere" vermittelt die traumatische Zeit als Šejla Kamerić statt einer sorglosen Jugend die Jahre zwischen 16 und 19 in der während des Bosnien-Kriegs für 1425 Tage belagerten Stadt Sarajewo versuchte zu überleben.

Die ausgestellten Selbst-Inszenierungen für fotografische Aufnahmen, die Selbst-Portraits, die seit über 20 Jahren immer wieder konzipiert werden, ziehen sich wie ein roter Faden durch die thematischen Schwerpunkte des Werks. Die Darstellungen der Frau und des weiblichen Körpers, wie sie in den visuellen und sozialen Medien codiert und propagiert werden, finden in den Selbst-Portraits der Künstlerin eine Entsprechung und gleichzeitig eine provokative, selbstbestimmte De- und Neu-Codierung. Vom It-Girl einer sexy Fashion-Aufnahme, zum Cover-Motiv eines Hochglanzmagazins, zum kleinen Schnappschuss mit angeschwollenem Augenlid, bis zur Aktaufnahme mit Strohbesen, verweisen die Portraits immer wieder auf den Versuch, starke Bilder für Körperlichkeit, Sinnlichkeit und Erotik zu entwickeln, die zugleich die permanente Gefährdung und Bedrohung weiblicher Selbstbestimmung, sowie Gewalt und Hass gegen Frauen visualisieren.

Die drei Triptychen der Selbst-Portraits "Mother Is a Bitch" spielen mit Bildwelten, die aus der tiefsitzenden Angst des Patriarchats vor einer selbstbestimmten Sexualität der Frau heraus, seit Jahrhunderten zu kollektiven und tief im sozialen und gesellschaftlichen Gefüge verankerten Vorurteilen und Ängsten führten. Das Patriarchat konstatiert geheime Kräfte, Kenntnisse und Fähigkeiten, wehrt sich gegen das Recht über den eigenen Körper und den Kinderwunsch zu entscheiden und findet immer wieder, oft in einem religiös verbrämten Fanatismus, einen Vorwand für Entwürdigung, Vergewaltigung, Totschlag und Mord.

"YOU, WHO CAN FLY – ŠEJLA KAMERIĆ" ist die erste umfassende Museumsausstellung der Künstlerin in Österreich, die in Sarajewo lebt und arbeitet.