Hier können Sie die Auswahl einschränken.
Wählen Sie einfach die verschiedenen Kriterien aus.

eNews

X





Dialect
Felipe Romero Beltrán: aus der Serie "Dialect"
Courtesy by the artist and HATCH

Felipe Romero Beltrán »

Dialect

Exhibition: 1 Mar – 12 Apr 2025

Fri 28 Feb 18:00 - 21:00

KLEMMS

Leipziger Str. 57/58
10117 Berlin

+49-(0)1772144395


www.klemms-berlin.com

Wed-Sat 12-18

Dialect
Felipe Romero Beltrán: aus der Serie "Dialect"
Courtesy by the artist and HATCH

Felipe Romero Beltrán

Ausstellung: 1. März bis 12. April 2025
Eröffnung: Freitag, 28. Februar, 18 Uhr

Klemm’s freut sich, die erste Einzelausstellung des kolumbianischen Künstlers Felipe Romero Beltrán in der Galerie anzukündigen, in der Auszüge aus seiner Fotoarbeit Dialect (2020-2023), sowie die Videoprojektion Recital (2020) präsentiert werden.

Der 1992 in Bogotá geborene und heute in Paris lebende Felipe Romero Beltrán, widmet sich in seinem multimedialen Langzeitprojekt der liminalen Realität von Migrant:innen. In der Gegenüberstellung der Serie Dialect mit der 3-Kanal-Videoprojektion Recital verschmelzen Dokumentation und Inszenierung zu einer ambiguen, zugleich eindrucksvollen Erzählung über das Warten, Gefährt:innenschaft und die (administrativen, wie sprachlichen) Bedingungen von Migration. Über drei Jahre hinweg begleitete Beltrán eine Gruppe Minderjähriger aus Marokko, die auf irregulärem Weg nach Spanien kamen und in einem Internierungszentrum darauf warteten, immigrieren zu dürfen. Bis zu drei Jahre kann es dauern, bis die sodann rechtlich für volljährig Erklärten schlussendlich einen Aufenthaltsstatus erhalten. Gefangen im Stillstand, vertreiben sie sich ihren Alltag mit Sport, Körperpflege und Gesprächen.

Beltrán experimentiert mit einem visuellen Verständnis, das der dokumentarischen Fotografie verwandt ist, einer Erwartungshaltung, die sich sogleich auflöst in einer irritierenden Künstlichkeit der Szenen. Die Darstellungen zeugen von der feinfühligen Empathie des Fotografen, und weisen gleichzeitig eine eindeutige künstlerische Handschrift auf. Durch sehr präzise Regieführung gelingt es ihm, Fragen nach Identität, Machtverhältnissen und gesellschaftlichen Strukturen zu stellen, dabei aber eine völlig eigene Bildsprache zu schaffen, die sich einer klaren typologischen Zuordnung entzieht. Beltráns fotografische Werke entfalten eine doppelte Wirkmacht, die vor der narrativen vor allem eine visuelle ist.

Er zielt auf eine subtile, aber tiefgreifende Reflexion über die Art und Weise, wie Migration nicht nur als geografische, sondern auch als bürokratische, soziale und emotionale Erfahrung zu begreifen ist. Durch seine szenische Inszenierung werden die Langeweile und Trägheit der Zeit nahezu physisch spürbar, wobei der Körper als Metapher fungiert. Seine Kompositionen, die an religiöse Gemälde der Renaissance erinnern, wirken sakral und wächsern. Sie verweisen auf das Warten als ein existenzielles Element – das Warten auf die Einlösung eines Versprechens, auf ein Leben, das im Begriff ist, sich zu entfalten, aber im Moment der fotografischen Fixierung stillsteht und nur als fernes Zukunftsideal schwelt.

Dialect
Felipe Romero Beltrán: aus der Serie "Dialect"
Courtesy by the artist and HATCH

Beltráns Fotografien bilden die Realität der jungen Männer ab und kommunizieren gleichzeitig die Künstlichkeit der Situation. Die Protagonisten, die gebeten wurden, bestimmte Szenen aus ihren Leben nachzustellen, erscheinen wie Figuren, die zwischen verschiedenen Welten, verschiedenen Zugehörigkeiten, stehen – ein Eindruck, der durch die sorgfältige Komposition und Choreografie der Aufnahmen verstärkt wird. Der Stillstand, der in den Bildern vorherrscht, ist ein paradoxer Ausdruck der ständigen Bewegung der Menschen, die den Traum einer besseren Zukunft verfolgen, aber in politischen, buchhalterischen Systemen stecken bleiben. Wir werden Zeug:innen fragmentarischer, reinszenierter Momente eines sich entwickelnden Prozesses und betrachten Menschen, deren Leben sich im Definitionsverfahren innerhalb eines Systems befinden, das sie nur bedingt akzeptiert.

In der Videoarbeit Recital, die diese Themen weiter vertieft, wird die Sprachbarriere und die surrealen, oft absurd wirkenden Anforderungen, denen Migrant:innen gegenüberstehen, evident. Die jungen Männer werden dabei gefilmt, wie sie die ersten vier Seiten des spanischen Einwanderungsgesetzes vorlesen und dafür über 20 Minuten brauchen, wie sie mit jener Sprache hadern, die versucht, sie zu kategorisieren. Kommunikation und Verständigung in einem System der Verwaltung und Kontrolle.

Für die Präsentation in den Galerieräumen entwickelt er ein spezielles Setting, in dem Anklänge des Bürokratischen, Temporären in Beziehung zu den Arbeiten treten und in der Betonung des Konstruierten das konzeptuelle Gefüge unterstreichen. Felipe Romero Beltrán schafft mit Dialect eine vielschichtige Erzählung, die drängende Fragestellungen der Migration aufgreift und dabei die emotionalen und psychologischen Dimensionen dieses Prozesses reflektiert. Eine Erzählung, die die unsichtbaren, aber fundamentalen Strukturen globaler Kontexte reflektiert und die der Künstler klug in eine visuelle Sprache übersetzt, die so international verständlich, wie charakteristisch ist.

Dialect
Felipe Romero Beltrán: aus der Serie "Dialect"
Courtesy by the artist and HATCH