
Body 174, aus: Suspicious Minds, 2009
© Viktoria Binschtok und Galerie Klemm’s, Berlin
It’s the 21st Century that Expects Everything from You
Viktoria Binschtok » Elina Brotherus » Peggy Buth » Yvon Chabrowski » Louisa Clement » Marsha Cottrell » Rebekka Deubner » Jan Paul Evers » Falk Haberkorn » Esther Hovers » Paul Hutchinson » Sven Johne » Julia Kissina » Simon Lehner » Marge Monko » Simon Norfolk » Barbara Probst » Adrian Sauer » Marion Scemama » Sarah Ancelle Schönfeld » Clare Strand » Rosemarie Trockel » David Wojnarowicz » & others
Exhibition: 1 Mar – 29 Mar 2025
Wed 12 Mar

"Exquisite Corpse Serie 07 (Another Magazine), 2011
© Clare Strand, Foto: Marlene Burz, Berlin
"It’s the 21st Century that Expects Everything from You"
Kuratiert von Christin Müller (freie Kuratorin und Autorin, Leipzig)
Ausstellung: 1. März bis 29. März 2025
15. März, 17 Uhr
Gespräch über kollektives Engagement in der Kunst mit dem Art’Us Collectors’ Collective, Bianca Kennedy (Künstler*innerkollektiv kennedy & swan) und Nicola E. Petek (frontviews at HAUNT), moderiert von Heike Fuhlbrügge (freie Kuratorin und Autorin, Berlin)
29. März, 15 Uhr
Viktoria Binschtok und Paul Hutchinson im Dialog mit Christin Müller über gegenwärtige Bildkulturen, anschließend Finissage
29. März, 16 – 18 Uhr
Finissage
Welche Auswirkungen hat die Neuordnung von Gesellschaften? Wie verändern sich urbane und ländliche Realitäten? Wie positionieren wir uns als Individuum in der Gegenwart? Welche Einsichten ermöglicht das Medium Fotografie?
Die Ausstellung "It’s the 21st Century that Expects Everything from You" beschäftigt sich mit dem aktuellen Zustand und den Herausforderungen für die Gesellschaft in einer Gegenwart, die von vielfachen Umbrüchen und Krisen geprägt ist. Die Digitalisierung, der Klimawandel, die Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Staaten erzeugen vielschichtige politische und soziale Verwerfungen, die sich in der Umwelt genauso abzeichnen wie in unseren Körpern.
Die ausgewählten Künstler*innen aus den Sammlungen des Art’Us Collectors’ Collective befassen sich mit erlebten und bevorstehenden Transformationsprozessen. Mit ihren Arbeiten setzen sie der rasanten Bildpolitik der Medien sorgfältig erarbeitete Bilder entgegen und bieten so neue Perspektiven auf das beginnende 21. Jahrhundert. Ihr Einsatz des Mediums Fotografie ist genauso präzise wie Sinn stiftend: Während analoge Verfahren wie die Cyanotypien, Fotogramme oder Polaroids ephemere Erscheinungen und das Vergängliche (Hovers, Stolte, Deubner) spiegeln, wagen digitale fotorealistische Zeichnungen einen Blick auf die veränderten Körper und die Umwelt der Zukunft (Chabrowski, Clement, Sauer). Inszenierungen für die Kamera sind Zeichen von Widerstand und brüchigen Identitäten (Brotherus, Reimann) und die Auseinandersetzung mit gefundenen Bildern zeugt von einer reflektierten Beobachtung der gesellschaftspolitischen Entwicklungen (Binschtok, Buth).
Der Ausstellungstitel ist einer Arbeit des Künstlers Paul Hutchinson entlehnt, der sich selbst auf eine Rede von Gabriel Garcia Marquez bezieht. Marquez verwies bereits 1999 in einer Rede auf die Aufgabe für die "jungen Träumer*innen unter vierzig, die extremen Ungleichheiten zu überwinden". Das 21. Jahrhundert ist Marquez zufolge kein fertiges, sondern wartet nur darauf, von uns in einer migrantischen Gesellschaft geformt zu werden. Rund 25 Jahre später ist diese Aufforderung weiterhin hochaktuell.
"Die Ausstellung soll Denkräume für die drängenden Fragen der Gegenwart schaffen. Die Arbeiten im Erdgeschoss des HAUNT thematisieren die Veränderungen von urbanen und ländlichen Räumen. Unsere Positionierung als Individuen in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts beschäftigen die Künstler*innen, deren Werke in der ersten Etage zu sehen sind. Bei der Bewegung durch das Gebäude wechselt folglich die Perspektive von unserem Umfeld, auf unsere Körper und wieder zurück. Beim Verlassen des Ausstellungsraums hat sich der Blick der Besucher*innen auf die eigene Lebensrealität etwas geändert", hofft die Kuratorin Christin Müller.

aus: Afghanistan – Unrepairable military Equipment at Qal-y-Shanan, 2001
© Simon Norfolk
Initiiert wurde die Ausstellung im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie Berlin 2025 vom Art’Us Collectors’ Collective, das sich seit der Gründung 2016 als gemeinnütziger Zusammenschluss von Privatsammler*innen für eine lebendige Ausstellungs- und Vermittlungskultur engagiert:
"Kunstsammeln, das ist oft eine private Angelegenheit. Was unter Künstlerinnen und Künstlern nicht unüblich ist – das Zusammenarbeiten, das gemeinsame Wirken im Kollektiv – ist bei Sammlerinnen und Sammlern eher selten. Wir als Art’Us Collectors’ Collective tragen den Kollektivgedanken schon im Namen: ein Zusammenschluss von vier Kunstsammlungen zu einer Plattform, auf der wir gemeinsam agieren. In einer Zeit, in der privates Engagement für die Kunst besonders nötig und wichtig ist."
"It’s the 21st Century that Expects Everything from You" wird im HAUNT gezeigt, einem neuen Zentrum für Zeitgenössische Kunst und Kultur in Berlin-Tiergarten. Betrieben wird der Ausstellungsort von einem Kollektiv aus Künstler*innen und Theoretiker*innen mit einem besonderen Interesse an einem lebendigen Austausch zu zeitgenössischer Kunst.

The Cyanotype aus: The Right to be Forgotten, ab 2021
© Esther Hovers und VG Bild-Kunst, Bonn

Between Spherical Waves #2, 2011
© Marsha Cottrell