
aus der Serie: BECOMING, 2020—2022,
Fotomontage auf Wandtapete, 150 x 500 cm
© Wenke Seemann
Wenke Seemann »
Utopie auf Platte
EMOP: was zwischen uns steht. Fotografie als Medium der Chronik
Artist Talk, Book Talk, Lesung: 28 Feb – 4 May 2025
Tue 11 Mar 19:00

Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
10557 Berlin
+49 (0)30-20057-2000
Tue-Sun 11-19
Artist Talk, Book Talk, Lesung
Di 11.03.2025 17–18.30 Uhr
Utopie auf Platte
Buchpräsentation mit Lesung
mit Wenke Seemann, Sozialwissenschaftlerin, Künstlerin, Performerin und Autorin
Annett Gröschner, Schriftstellerin, Journalistin, Dozentin und Performerin
und Bakri Bakhit, Dozent und Verleger
Wie verbindet sich das Erleben der ,Baseballschlägerjahre’ mit den (vermeintlich) positiven Bildern des Aufbruchs nach dem Fall der Mauer? Ausgangspunkt von Wenke Seemanns Arbeit ist die fotografische Dokumentation des Baus von sogenannten Plattenbausiedlungen in der DDR aus dem Archiv ihres Vaters. Entstanden ist daraus die Arbeit Archivdialoge #1 – Bauplan Zukunft, in der sie das Material zu Videoarbeiten, Fotomontagen, Collagen, Zeichnungen und Texten verwebt und architektonische Strukturen der Siedlungen sowie die kollektiven Rituale und Alltagssituationen der Bewohner*innen untersucht. Diese Sammlung von Medien und Material, von Fragmenten aus den Selbst- und Fremdbildern der Bewohner*innen und Untersuchungen der vorherrschenden Narrativen in der gesamtdeutschen Erzählung wird selbst zu einer Art Collage. Sie zeigt das Bild einer Zeit, in der Utopie und Realität aufeinanderprallen.
In einer Zeit krisenhafter Ereignisse lassen wir uns von Bildern polarisieren. Man möchte mit der eigenen Stimme – und mit Bildern – der zunehmenden Spaltung etwas entgegenhalten. Doch welches Wissen können fotografische Bilder noch transportieren? Ist es nicht gerade die Kamera, die zwischen uns steht? Ununterbrochen zeichnet sie auf und bestärkt in unzähligen Kanälen die jeweiligen Gewissheiten. Bilder vertiefen Gräben, markieren die Dissense und werden selbst zum Medium der Polarisierung.
Die Ausstellung unterbricht diesen Kreislauf. Projekte von rund 20 Künstler*innen stehen dafür, dem Gegenüber mittels der eigenen Stimme Resonanz zu verleihen. In Mikrogeschichten thematisieren die Arbeiten u. a. den Zusammenhang von sozialer Klassifikation und Bildungschancen, anhaltende Ausgrenzungserfahrungen oder die Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft. Aber auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine und der Krieg in Nahost sind Themen, die in den Beiträgen fragend umkreist werden.