
Trattoria di Pozzuoli, Napoli 1950
© Estate Pietro Donzelli, Renate Siebenhaar, Frankfurt
Die Tugend der Reduktion
Bruno Barbey » Jonas Bendiksen » Werner Bischof » Norbert Bunge » René Burri » Cristina De Middel » Pietro Donzelli » Arno Fischer » Stuart Franklin » Burt Glinn » Philippe Halsman » Max Jacoby » Barbara Klemm » Herbert List » Will McBride » László Moholy-Nagy » Martin Munkácsi » Paolo Pellegrin » Albert Renger-Patzsch » Max Scheler » Friedrich Seidenstücker » Anton Stankowski » Antanas Sutkus » Paul Wolff »
Exhibition: 29 Jun – 21 Sep 2025

Fotografie-Forum der StädteRegion Aachen
Austr. 9
52156 Monschau
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Tue-Fri 14-17, Sat/Sun 11-17

Tippi Hedren, actress in Alfred Hitchcock's movie "The Birds", 1962
© Philippe Halsman / Magnum Photos
"DIE TUGEND DER REDUKTION"
Ausstellung: 29. Juni bis 21. September 2025
Eröffnung: 29. Juni, 12 Uhr im Bürgersaal, Austr. 7, in Monschau
Die Ausstellung "Die Tugend der Reduktion" widmet sich der Schönheit klarer,
schlichter Bildkompositionen in der Fotografie. Sie nimmt damit Werke in den
Blick, denen eine zeitlose Ästhetik innewohnt und die sich einer direkten
Zuordnung zu einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Zeit entziehen.
In der Fotokunst bezieht sich der Begriff der Reduktion zumeist auf eine
bewusste Vereinfachung der Bildsprache, die durch unterschiedliche Mittel
erreicht werden kann, wie durch Komposition, Lichtführung, Farb- und nicht
zuletzt die Motivauswahl. Anhand von 25 fotografischen Positionen und rund
170 Arbeiten präsentiert die Schau ganz unterschiedliche künstlerische
Strategien der Vereinfachung, die in fast allen Genres des Mediums zu finden
sind.
"Aus der Faszination für die Fotograf ie der 20er und 30er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts entstand die Idee, eine weitere Ausstellung zu
konzipieren, die sich der Ästhetik und Schönheit von klaren, schlichten
Bildkompositionen widmet – Bildern also, die zeitlos sind und sich meist
keinem bestimmten Ort und keiner bestimmten Zeit zuordnen lassen",
erläutert die Kuratorin und Leiterin des Fotografie-Forums Dr. Nina Mika-
Helfmeier.
In der Landschaftsfotografie zeigt sich diese Reduktion etwa in weiten,
menschenleeren Landschaften und einer klaren Linienführung. Die Werke von
Friedrich Seidenstücker aus den 1930er Jahren lassen die Umgebung durch
schlichte Bildarrangements besonders poetisch wirken. Paolo Pellegrin
versucht eher die Essenz der Landschaft zu vermitteln und greift dafür auf den
gezielten Einsatz von Linien und (Bild-)Flächen in seinen Kompositionen
zurück.

Megnes, Mloulay Ismail Mausoleum, Marokko, 1985
© Bruno Barbey / Magnum Photos
In seinen Aufnahmen des 2021 ausgebrochenen isländischen Vulkans
Fagradalsfjall ordnet ein minimales Farbspektrum von Schwarz- und Rottönen
zusätzlich den Bildaufbau. Die meisten Landschaftsfotografien in der
Ausstellung sind jedoch schwarz-weiß. Ikonenhaft ist hier die Fotografie von
Barbara Klemm mit dem Titel "Matterhorn, Schweiz" aus dem Jahr 1933. Sie
zeigt den Mond der die Spitze des Matterhorns anstrahlt und sie silbrig zum
Leuchten bringt. Die Vogelperspektive der Aufnahme simuliert eine Art von
göttlichem Blick auf die Erde.
Die Reduktion zieht sich als ästhetisches Prinzip auch durch die Arbeiten
anderer Künstler der Ausstellung. So nutzt Hugo Thomassen in seinem Bild
"Das Meer" (2023) das Spiel mit Licht und Schatten, um das Wesentliche auf
ein Minimum zu reduzieren. Herbert List, bekannt für seine streng
komponierten, surrealistischen Stillleben, verwendet das Mittel der Reduktion,
um Klarheit und Präzision in seinen Fotografien zu erreichen.
Auch Anton Stankowski zeigt in seinem Fotogramm "Erbsenschote" (1928), wie durch
bewusste Vereinfachung die ästhetische Wirkung der Form verstärkt wird.
In der Porträtfotografie werden vereinfachende Elemente ebenfalls genutzt, um
das Wesentliche einer Person zu demonstrieren. So werden Menschenbildnisse
beispielsweise als kontrastreiche Silhouetten dargestellt, um den Körper als
eine abstrakte Form zu zeigen. Der neutrale schwarze oder weiße Hintergrund
der Fotoaufnahmen lenkt die Aufmerksamkeit der Betrachtenden auf das
Gesicht, die Hände oder die momenthafte Körperbewegung.
In jeder präsentierten Aufnahme wird das Zusammenspiel zwischen Sujet und
Gestaltung auf eindrucksvolle Weise sichtbar. Während des
Ausstellungsrundgangs sind die Besuchenden dazu eingeladen, die Schönheit
in den scheinbar einfachen Kompositionen zu entdecken und ein "anderes
Sehen"", mit Liebe zum Detail, zu erlernen.

Matterhorn, 1993
© Barbara Klemm

Wasserspiegelung, Lago Maggiore, 1949
© Herbert List Estate