
Installationsansicht
Susanne Junker »
SO WHAT!
und Finissage
Künstlerführung:
Sat 5 Jul 17:30

Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast
Beim Glaspalast 1
86153 Augsburg
+49 (0)821-324 4155
h2-zentrumfuergegenwartskunst@augsburg.de
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
Tue-Sun 10-17
Die Ausstellung "SO WHAT!" präsentiert eine umfassende Werkschau der Künstlerin und
Fotografin Susanne Junker. Mit über 200 Fotografien, Installationen und Videos beleuchtet
sie 30 Jahre Schaffen dieser außergewöhnlichen Künstlerin: von den frühen Selbstporträts
der 1990er-Jahre bis zu neusten Arbeiten.
Mit ihrer Kamera als Werkzeug hat Susanne Junker, Jahrgang 1973, eine ganz eigene,
visuell kraftvolle Sprache entwickelt, die sich der Repräsentation weiblicher Identität und den Mechanismen ihrer medialen Inszenierung widmet. Ihr Werk ist geprägt von der
Reflexion über Schönheit, Geschlechterrollen und gesellschaftliche Machtverhältnisse –
Themen, die in einer Ära der digitalen Selbstinszenierung aktueller denn je sind.
Susanne Junker: "Anfang der 1990er Jahre arbeitete ich als Model. Es war die glamouröse
Zeit der Supermodels, die ihr perfektes Aussehen verkauften. Dieser Schönheitszwang
wurde von der Modeindustrie bestimmt und war von der Dominanz des männlichen Blicks
in der Kultur geprägt. Für mich waren diese starren Normen unerträglich und ich beschloss,
statt Objekt zu sein, selbst Künstlerin zu werden."
Junker begann also, sich selbst ins Bild zu setzen, und nutzte das Selbstporträt als Mittel der Rebellion. Mit ihren Fotografien eroberte sie ihre Identität zurück und hinterfragte zugleich die Welt der Medien, die sie als Model miterlebte. Bis heute kreist Junkers künstlerisches Tun um einige grundlegende Fragen: Wer sind wir? Was bedeutet
Schönheit? Was bedeutet Perfektion? Dabei entlarvt sie Stereotype, bricht Tabus und
zerlegt die normativen Vorstellungen von Weiblichkeit, die durch Werbung, Film und
Popkultur geprägt werden.
Bereits seit den 1960er Jahren erweiterten neue Kunstformen wie Performance und Body-Art den tradierten Werkbegriff, sie lösten die Grenzen zwischen Kunst und Alltag auf und
thematisierten das Verhältnis von Künstler:in und Leben. Künstlerinnen wie Judy Chicago,
Miriam Schapiro, Ulrike Rosenbach, Marina Abramović und Niki de Saint Phalle prägten
diese Entwicklung, indem sie den weiblichen Körper, persönliche Erfahrungen und
gesellschaftliche Normen ins Zentrum ihrer Arbeit rückten.
Susanne Junker reiht sich in diese Tradition ein: Wie die Installationskünstlerin Jenny Holzer, die die visuelle Sprache der Werbung nutzte, um schnell verständliche Botschaften zu verbreiten, verwendet auch Junker ihre Kunst als politisches Werkzeug. Damit stehen ihre Arbeiten auch in Dialog mit Vorreiterinnen wie Cindy Sherman, Barbara Kruger und Valie Export. Während Sherman in ihren inszenierten Selbstporträts die Manipulation von
Frauenbildern im Film entlarvt und Kruger mit Statements wie "Your body is a
battleground" gesellschaftliche Machtverhältnisse thematisiert, setzt Junker den weiblichen Körper als Medium für persönliche und politische Botschaften ein. Darüber hinaus greifen ihre Fotografien, Installationen und Aktionen die Dynamiken sozialer Medien auf, in denen Selbstdarstellung oft bis ins Groteske übersteigert wird. Dieses Wechselspiel zwischen Voyeurismus, Selbstbestimmung und medialer Inszenierung wird in Junkers Arbeiten durch verfremdete Körperbilder, humorvolle Überzeichnungen und subversive Textelemente sichtbar, die die Absurdität idealisierter Schönheitsstandards offenlegen und kritisch hinterfragen.