
Überfrorene Steinbuhne, 06.02.2012
© Marc-Oliver Schulz
Marc Oliver Schulz »
Wasserland
Künstlerführung:
Sat 11 Oct 16:00 - 21:00

Alfred Ehrhardt Stiftung
Auguststr. 75
10117 Berlin
+49 (0)30-20095333
info@aestiftung.de
www.aestiftung.de
Tue-Sun 11-18
11.10.25 Sa. 16:00 Uhr
Führung durch die Ausstellung »Marc-Oliver Schulz – Wasserland« mit dem Künstler Marc-Oliver Schulz und Dr. Christiane Stahl, Direktorin der Alfred Ehrhardt Stiftung
Eintritt frei. Voranmeldung erbeten: info@aestiftung.de
Marc-Oliver Schulz
"Wasserland"
Ausstellung: 13. September bis 21. Dezember 2025
Weite, Wasser und steter Wandel prägen das Wattenmeer – eine Landschaft, die sich im
Rhythmus der Gezeiten alle sechs Stunden neu formt. Alfred Ehrhardt sah darin einst
"Urkräfte am Werk". Der Hamburger Fotografen Marc-Oliver Schulz betrachtet das Watt
aus anderer Perspektive. Auch ihn zieht es immer wieder an die Nordseeküste, doch er
richtet seinen Blick nicht wie Alfred Ehrhardt auf Strukturen oder Stimmungen, sondern auf
das Sehen selbst. Seine Werkserie Wasserland umfasst 35 Fotografien, die erstmals in Berlin
ausgestellt werden.
Zwischen 2009 und 2017 besuchte Schulz regelmäßig die Elbmündung zwischen Büsum
und Cuxhaven, ein Ort zwischen Land und Wasser, Auf den Steinbuhnen im offenen Watt
wartet er auf den Moment, in dem sich Landschaft, Licht und Zeit entgrenzen. Seine
Aufnahmen entstehen oft in der Dämmerung oder bei Nacht, wenn sich der Horizont mit
dem Sternenhimmel aufzulösen scheint. In Analogie zum kurzen Stillstand der Fließkräfte
am Kipppunkt der Tide zeigen seine Bilder einen Stillstand in der Kontinuität des Wandels.
Die konzeptuelle Strenge und Beschränkung der Bildelemente abstrahieren die Landschaft
und erheben ihre karge Schönheit auf eine universelle Ebene. Die Leere und Weite des
Wattenmeers begünstigen die Schärfung der Wahrnehmung, weil das Narrativ entfällt. Das
gegenstandsorientierte Sehen kann einem offenen, absichtslosen Schauen weichen. Im Bild
wird der Ort nachrangig, dafür der Zustand der Landschaft bestimmend. Das Sehen
bestimmt das Bild.
Im Gegensatz zu Alfred Ehrhardt blendet Marc-Oliver Schulz Spuren menschlicher
Zivilisation nicht aus. So sind z.B. die der Schifffahrt dienenden Seezeichen ein
wiederkehrendes Bildelement, das wie ein Erkennungsmerkmal die gesamte Bildserie
durchzieht. In jeder Aufnahme verweisen Steinbuhnen, Holzlahnungen, Bohrinseln oder
Lichter der Küstenstädte auf die Anwesenheit des Menschen, der sich zwischen
Landgewinnung und Landverlust täglich mit dem Meer messen muss. Der Steinwall, auf
dem der Fotograf steht – und wir als Betrachter mit ihm – wird so zum Symbol einer
Bruchkante zwischen Natur und Mensch.