
auf dem Bett und schützt ihre Augen vor dem Sonnenlicht,
das durch das Fenster strömt. In den Zehnerjahren kehrte sie
in die Region zurück, die sie 1990 hoffnungsvoll verlassen hatte
– doch in Westdeutschland hatte sie nie wirklich Fuß gefasst.
Die schwache wirtschaftliche Struktur prägt ihren Alltag, geprägt
von wiederkehrender Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven.
2024, Schweina, Deutschland
© Michel Kekulé
Michél Kekulé »
MUTTERLAND
Exhibition: 2 Oct – 16 Nov 2025

vhs-photogalerie
Rotebühlplatz 28
70173 Stuttgart
post@bettina-michel.de
www.vhs-photogalerie.de
Mon-Sat 8-22, Sun 9-18

Ein altes, verlassenes Haus am Wegesrand.
Seit 1991 sind etwa 3.681.649 Menschen von Ost- nach Westdeutschland gezogen.
Davon waren 56 % Frauen.
2022, Brotterode, Thüringen, Deutschland
© Michel Kekulé.
Michel Kekulé
"MUTTERLAND"
Ausstellung: 2. Oktober bis 16. November 2025
Eröffnung: Mittwoch, 1. Oktober, 19 Uhr
Die Ausstellung ist geschlossen am 3.10. und 1. & 2.11.2025
"MUTTERLAND" ist eine fragmentarische, dokumentarische Arbeit, in der Michel Kekulé die gesellschaftlichen und persönlichen Bruchstellen erkundet, die die deutsche Wiedervereinigung in der ostdeutschen Provinz hinterlassen hat. Auch mehr als 35 Jahre nach dem Mauerfall sind die Folgen dieses Umbruchs noch spürbar. Die Arbeit nähert sich einem Landstrich, in dem sich Spuren der Transformation eingeschrieben haben – und sucht zugleich in der Vergangenheit nach Antworten. Sie bewegt sich zwischen gesellschaftlicher Aufarbeitung und einer intimen Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte des Fotografen.
"MUTTERLAND" ist keine Verklärung des Vergangenen, keine Romantisierung eines untergegangenen Staates. Es ist der Versuch, das zu fassen, was im Übergang nicht verschwindet, sondern sich verlagert. Eine Spurensuche nach den Frakturen im Osten, deren Nachklang jetzt erst hörbar wird. Was bleibt, ist das Bild: als Beweis, als Behauptung von Gegenwart.

sitzt ein Mann, der einst vom Eigenheim nach der Wiedervereinigung
träumte – ein Traum, der nie Wirklichkeit wurde. Die Wohnung
gleicht dem Zustand des Autos. Er spricht von Erschöpfung,
vom Verlust der Motivation. Heute lebt er krank, allein, umgeben
vom sichtbaren Ausdruck seiner inneren Krise.
2023, Bad Salzungen, Deutschland
© Michel Kekulé
Michel Kekulés fotografische Arbeit ist geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen und eröffnet Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten. Zu seinen Kernthemen gehören Migration und die multiperspektivische Auseinandersetzung mit Ostdeutschland. Seine Arbeit richtet sich auf gesellschaftliche Realitäten, in denen sich soziale Ungleichheiten, Spannungen und Brüche verdichten – ohne sie auf einen geografischen Raum zu begrenzen. Michel Kekulé lebt in Berlin.

2020, Thüringer Wald, Deutschland
© Michel Kekulé.

Er legt Wert auf sein Äußeres, bevorzugt auffällige Kleidung.
Die Wohnung ist spärlich: keine Deckenlampen, das Bad von Taschenlampen erleuchtet,
Matratze und Waschbecken als einzige Möbel. Fernseher auf dem Boden,
ein einzelner Kühlschrank in der Küche. Er sagt, durch seine Nachtschichten
brauche er kein Licht.
2023, Bad Salzungen, Deutschland
© Michel Kekulé