
aus der Serie "Graubaum und Himmelmeer", 2019-2023
© Loredana Nemes
Loredana Nemes »
Haut und Holz
Künstlerführung:
Sun 14 Dec 15:00

Haus am Kleistpark
Grunewaldstr. 6-7
10823 Berlin
+49 (0)30-902776964
hausamkleistpark@ba-ts.berlin.de
www.hausamkleistpark.de
Tue-Sun 11-18
Die Ausstellung "Haut und Holz" im Haus am Kleistpark präsentiert vier Zyklen der Fotografin Loredana Nemes. In diesen, entstanden in den letzten sechs Jahren, setzt sie sich mit den Themen Natur, Liebe und Verwurzelung auseinander.
In Sicilia (2024–25), erstmals in Deutschland zu sehen, feiert sie die Verbundenheit von Mensch und Natur sowie die Vielfalt beider an diesem europäischen Ort, indem sie auf ihren vielen Reisen über die Insel die Sizilianer und deren Lieblingsbäume porträtiert. Sie tritt dabei in ein Gespräch mit der belebten Präsenz der Natur und hört gleichsam von den Insulanern Geschichten, die geprägt sind von Natur, Liebe, Flucht und dem Gefühl tiefer Verbundenheit mit der Erde Siziliens. In Sicilia löst sich die Künstlerin von Klischees und zeigt ein neues, einzigartiges Verständnis der Insel – erstmalig Schwarzweiß und Farbe mischend.
Mit der Serie Immergrün (2020) geht sie der Frage nach, wie die Fotografie jahrzehntelange Liebe visualisieren kann. Wie kann die Seelen- und Körperverwandtschaft Liebender ausgedrückt werden? Die Antwort fand Loredana Nemes in analogen Doppelbelichtungen, in denen sie dem fotografischen Zelluloid und dem Zufall erlaubt, die Körper dieser lebenslangen Paare auf einem Negativ zu verweben. Diesen Fotografien stellt sie poetische Texte zur Seite, die verdichtet von den Begegnungen mit den 14 Paaren erzählen.
Die Zyklen Graubaum und Himmelmeer (2019–23) sowie White (2024) sind eine Ode an den Baum und seine sich durch alle Jahreszeiten ziehende Schönheit. Beide Serien verweisen zugleich auf Siebenbürgen, wo Loredana Nemes geboren wurde und das sie 1986 aus politischen Gründen verlassen musste. Zurück blieben auch die Buchen sowie die Karpaten, die sie trugen. 2019 begegnete sie auf Rügen erstmals dem Nationalpark Jasmund mit seinen Buchen – altvertraute Bäume ihrer Kindheit. Sie kehrte vierzehn Mal dorthin zurück, um am Hochuferweg, auf den Spuren von Caspar David Friedrich, "ihre" Buchen in zärtliche Grautöne zu verwandeln und stellte diese Aufnahmen den Weiten des Meeres gegenüber. White führt Nemes an das andere Ende Deutschlands, wo sie während einer Auszeit in den Alpen der Magie dieser verschneiten, vernebelten Koniferen begegnet und darüber schreibt: "Es gibt Tage, da verschwindet der Himmel und die Erde und was bleibt, ist schön. Es gibt Tage, da kann man Tannen aus den Wolken schneiden und sie lange anschauen. Dann leuchtet das Jetzt so allein."
Mit "Haut und Holz" zeigt Loredana Nemes Bäume und Gesichter, menschliche Züge und pflanzliche Formen, die mit formaler Klarheit und poetischer Zurückhaltung dargestellt werden. Die Arbeiten dokumentieren die Natur ebenso wenig wie sie sie idealisieren; vielmehr hören sie ihr zu. Der Blick der Künstlerin trifft auf den der Bäume und Menschen, die zu Gesprächspartnern werden in einem unausgesprochenen Dialog.
Loredana Nemes (geb. 1972 in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien) studierte zuerst an der Eliteuniversität RWTH in Aachen deutsche Literatur und Mathematik, bevor sie sich 2001 der Fotografie zuwandte und seither als Künstlerin in Berlin lebt und arbeitet. Ihre Werke wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, zuletzt im Stadthaus Ulm und in der Berlinischen Galerie. Ihre Arbeiten sind zudem in zahlreichen Sammlungen weltweit vertreten, u. a. Folkwang Museum, Essen und Sammlung Spallart, Salzburg. Nemes publizierte zahlreiche Monographien u. a. Graubaum und Himmelmeer (2023), Immergrün (2021), Gier Angst Liebe (2018), beautiful (2013) sowie beyond (2010).