Sveinn Fannar Johannsson »
Interior of a rural home
Welde-Kunstpreis 2005
Exhibition: 29 May – 24 Jul 2005
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Der diesjährige Träger des Welde-Kunstpreises, Sveinn Johannsson, ein junger Fotograf aus Island, eröffnet uns Blicke in die Innenräume eines nordischen Landhauses und zeigt uns Menschen bei vermeintlich vertrauten Tätigkeiten. Die gesamte Atmosphäre erinnert an einen jener Träume, in denen die widersprüchlichsten Dinge ganz beiläufig geschehen, sich beliebig und rasch transformieren. Sveinn Johannsson präsentiert in seiner Serie Interior of a rural home elegante Inszenierungen, die durch ihre heitere Unbeschwertheit bestechen, schlüssig komponiert und virtuos umgesetzt sind. Sveinn Johannsson gestaltet in seiner neunteiligen Serie "Interior of a rural home", die man mit "Inneres eines ländlichen Heimes" übersetzen könnte, eine Stimmung, die sich für die Betrachter irritierend und heiter präsentiert, für die Akteure in den Bildern jedoch ganz selbstverständlich zu sein scheint. Stoffbespannte Wände, polierte Böden und das gepflegte Mobiliar vermitteln uns das gute Gefühl die jungen Menschen an einem großbürgerlich sicheren Ort zu wissen. Die Aktionen jedoch, die die Protagonisten in diesem ausgesprochen gesetzten Umfeld ausüben, erfolgen in traumwandlerischer Unschuld und erzeugen für uns Betrachter ein Gefühl, als seien wir in einem jener Träume befangen, in denen die widersprüchlichsten Dinge beiläufig und aus einer absoluten Notwendigkeit heraus geschehen. In "Das rote Zimmer" entfaltet sich vor uns eine bestürzend absurde Szenerie. Eine Frau drückt ihr Gesicht in die Polster eines Kanapees, während nebenbei eine zweite ungerührt die Tischplatte eines grazilen Tischchens mit Wasser begießt. Wir entdecken die Spiegelung eines Banane essenden jungen Mannes und im Hintergrund des Nebenzimmers drei Mitglieder einer Combo, die ihren Auftritt vielleicht gerade hinter sich gebracht haben. Die Gießerin wendet sich in ihrem Blick direkt an uns und dieser Blick ist gerade, offen und bewusst: Sie weiß, was sie tut und sie weiß, dass wir ihr hierbei zusehen. Doch das stört sie ebenso wenig wie es irgendeinen der übrigen Akteure stört. Situationen wechseln bei Johannsson rasch und unerwartet ihre Bezüge, alles scheint zu gleiten und sich zu transformieren. Dass diese Transformationen Alltagssituationen karikieren ist ein wohl verschlüsseltes Nebenziel dieser Inszenierungen, die auch in den teilweise doppelbödigen Bildtiteln (Die Vorstellung, Vor der Tür stehen etc.), zum Ausdruck kommt. Der junge Fotograf Sveinn Johansson hat mit dieser Serie ein Kabinettstück im Wortsinne geschaffen. Eine intime, klar begrenzte Arbeit, die sich mit Konstellationen von Menschen im Inneren diverser Kabinette beschäftigt. Unaufgeregt, elegant, mit handwerklicher Finesse und einem sicheren und liebenswerten Konzept gelang es ihm, die Jury des Welde-Fotokunstpreises zu überzeugen. Sveinn Johannsson hat als Standfotograf in Filmen gearbeitet und das merkt man dieser Werkgruppe an. Ich habe selten bei einem jungen Fotografen eine so große Fähigkeit gesehen, komplexe Beziehungen schlüssig zu inszenieren und nebenbei auch noch handwerklich virtuos umzusetzen. Dass ihm bei alledem die Leichtigkeit nicht verloren geht, macht erst die irritierende Wirkung der Serie aus, denn sein beinahe schon lässiger Umgang mit Raum und Charakteren verstärkt den Charme dieser Serie noch. Sveinn Johannsson * 1977 in Reykjavik, studierte an der Fotografischen Kunstschule, Oslo und ist gegenwärtig an der HGB in Leipzig.