Larry Sultan »
The Valley
Exhibition: 26 Apr – 30 May 2006
Campus-Galerie der BAT
Audimax der Uni Bayreuth
95444 Bayreuth
BAT CampusGalerie
Universitätsstr. 30
95444 Bayreuth
0921-61090
info@campusgalerie.de
www.campusgalerie.de
Mon-Sun 10-18
Die Vernissage zur 25. Ausstellung in der BAT CampusGalerie findet am Montag, den 8. Mai im Beisein des Künstlers statt. In das Werk führt Corey Keller, SFMOMA, ein. Close to Home: Larry Sultan's The Valley (Auszug aus dem Katalogtext zur Ausstellung von Corey Keller, San Francisco Museum of Modern Art) Los Angeles spielte lange die Hauptrolle im gesamten Fantasieleben der Amerikaner. Es ist immerhin das Zuhause Hollywoods, der Welthauptstadt der Fantasieproduktion. Gesegnet mit mildem Klima, grünem, natürlichem Milieu, bewohnt von Filmstars und wohlhabenden Unternehmen verkörpert Los Angeles mehr als jede andere Stadt in den Vereinigten Staaten die Erfüllung des "American Dream". (...) Vom ländlichen Hafen der Prominenten in den 30er Jahren wurde das Valley in den 50ern zu Amerikas Bilderbuch-Vorstadt, eine schnell wachsende Agglomeration von Einkaufsstraßen und Reihenhäusern für die Nachkriegsgeneration. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand das Valley für das gesunde Familienleben, wo jede Familie ihr eigenes Haus besitzt und - vielleicht das ultimative Symbol des kalifornischen Lebensgefühls - einen Swimming Pool. Heute jedoch wird eine andere Spielart der Fantasie im Valley gespielt: die Gegend ist auch Heimstatt der amerikanischen Pornofilm-Industrie. Larry Sultan wurde im San Fernando Valley in einem Mittelklasse-Haus groß gezogen, das den Häusern stark ähnelt, die er in The Valley fotografiert hat. Obwohl er jetzt in Nord-Kalifornien lebt und arbeitet, kehrt er regelmäßig in den südlichen Teil des Staates zurück, um die soziale Landschaft seiner Jugend abzulichten. 1998 bekam er von einem Magazin den Auftrag, einen Tag im Leben eines Pornostars zu fotografieren. Der Drehort war ein Vorstadthaus im Valley, das für einen Tag von seinem Besitzer, einem Zahnarzt, gemietet wurde. Fasziniert davon, wie einfach die familiäre, häusliche Umgebung seiner Jugend in die Kulisse erotischer Fantasien verwandelt wurde, kehrte Sultan zurück, um das Sujet eingehender zu untersuchen. Zwischen 1998 und 2003 fotografierte er bei nahezu 100 Pornoproduktionen, die im San Fernando Valley oder in Kulissen, die diesen nachempfunden sind, gedreht wurden. (...) In seiner Faszination vom häuslichen Theater kann The Valley als Erweiterung zu Sultans früherem und persönlicherem Projekt Pictures from Home gesehen werden. Dieser erste Ausflug in das häusliche Terrain, in dem er ein komplexes und vielschichtiges Bild seiner eigenen Familie konstruiert, lässt das spätere Projekt The Valley erahnen. Durch das Gegenüberstellen von Familienschnappschüssen, Filmen, Interviews und den Portraits seiner alternden Eltern, behandelt Pictures from Home die heikle Entstehung eines familiären Mythos. Die im sorgfältig dekorierten Wohnzimmer seiner Eltern oder an deren Swimmingpool im Garten ihres südkalifornischen Hauses gemachten Fotos zeigen ein Paar, das seinen Ruhestand eher erträgt als genießt. Ihre Sehnsüchte, ausgedrückt in ihren eigenen Worten und reflektiert in ihrem materiellen Besitz, stehen im starken Kontrast zur Vision ihres Sohns von ihnen. Inmitten ihrer Mittelklassetrophäen sehen Sultans Eltern weniger triumphierend als verloren aus. (...) Wenn Pictures from Home die persönlichen Enttäuschungen und hohlen Freuden der Mittelklasse herausstellen, dann scheint The Valley eine Alternative aufzuzeigen. Die gleichen Symbole – moderne Küchen, sprudelnde Pools und gepflegte Gärten – erscheinen in beiden Fotoserien, jedoch bilden sie in The Valley eine Bühne für die Entfesselung der unterdrückten Wünsche. Sultans The Valley ist die Antithese zu der erzwungenen Regelmäßigkeit des Vorstadtlebens, ein aus den Fugen geratenes Familiendrama, das zugleich abstoßend und verführerisch ist. Seine Fotografien packen uns und verwandeln uns in willige Voyeure, gierig darauf, einen flüchtigen Blick auf die Freuden des vorstädtischen Edens nach dem Sündenfall zu erheischen. (...) (Deutsche Übersetzung Christian Knoche)