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Fotografien, Filme, Freundinnen
Ella Bergmann-Michel, Brücke, 1927, Museum Folkwang Essen © Sünke Michel

Ella Bergmann-Michel »

Fotografien, Filme, Freundinnen

Exhibition: 29 Apr – 16 Jul 2006

Historisches Museum Frankfurt

Fahrtor 2
60311 Frankfurt (Main)

069-21235599


www.historisches-museum.frankfurt.de

Tue-Sun 10-17, Wed 10-21

Im Zentrum der Ausstellung stehen das avantgardische fotografische und filmische Werk der Künstlerin Ella Bergmann-Michel (1895-1971) und ihre Beziehung zur Kultur und Architektur des Neuen Frankfurt. Ella Bergmann-Michel lebte seit 1920 mit dem Künstler Robert Michel und ihren beiden Kindern in der Schmelzmühle in Eppstein-Vockenhausen. Das Haus im Taunus entwickelte sich mit Gästen wie Kurt Schwitters, László Moholy-Nagy, Jan Tschichold, Willy Baumeister, Mart Stam und anderen Künstlern zu einem wichtigen Treffpunkt der Avantgarde – zum »Heimatmuseum of Modern Art«. Neben ihrem dadaistisch konstruktivistischen bildnerischen Werk, setzte sich die Künstlerin zwischen 1927 und 1935 intensiv mit den Medien Fotografie und Film auseinander. Im »Bund Das Neue Frankfurt« leitete sie die »Liga für unabhängigen Film«, die Avantgardefilme internationaler Filmkünstler präsentierte und drehte ab 1931 eigene experimentelle Dokumentarfilme. Ihr Atelier lag im Zentrum Frankfurts, am Eschenheimer Turm. Frankfurt war Mitte der 1920er Jahre eine Stadt im Aufbruch. In der Architekten- und Künstlergruppe um den Stadtbaurat Ernst May entstand in den neuen Siedlungen am Stadtrand nicht nur preisgünstiger Wohnraum. Den Menschen, die das »Neue Frankfurt« planten, ging es um eine grundlegende künstlerische und soziale Neugestaltung der Stadtkultur. Hieran arbeitet Ella Bergmann-Michel mit. In ihren Fotografien und Filmen untersucht sie das Verhältnis von Öffentlichem und Privatem, die Sozialverhältnisse und die Arbeits- und Wohnsituation in Frankfurt. Ihre Fotografien der Siedlungen im neusachlichen Stil beschreiben – im Gegensatz zur puristischen Architekturfotografie des Bauhauses – die Beziehungen von neuer Architektur und ihren Benutzern. Das Leben in den Großsiedlungen erhält so ein menschliches Maß. Bei ihren Stadt- und Naturaufnahmen geht es aber auch um das Sichtbarmachen neuer Wahrnehmungsprozesse zwischen abbildender und gestaltender Fotografie: das optische Eigenleben von Licht, Schatten und Bewegung und die Zeit als unsichtbare Dimension in der Fotografie. Als Avantgardekünstlerin ist Ella Bergmann-Michel an einer Verbindung von gestalterischem Experiment und der Darstellung gesellschaftlicher Wirklichkeit interessiert. Dies kommt insbesondere in ihren fünf Filmprojekten zum Ausdruck. So stellt sie in WO WOHNEN ALTE LEUTE die kommunikative Struktur des Henry- und Emma-Budge-Altersheims als Funktionalität zum Wohle alter Menschen in den Mittelpunkt ihres Filmes. In FLIEGENDE HÄNDLER verbindet sie ihre Dokumentation über arbeitslose Straßenhändler mit experimentellen Bewegungs- und Lichtstudien. Die Ausstellung wird erweitert durch Fotografien zweier Freundinnen: Gezeigt werden Aufnahmen von Ilse Bing (1899-1998), die bis zu ihrem Umzug nach Paris 1930 mit Ella Bergmann-Michel in Frankfurt zusammen arbeitete und Fotostudien von Marta Hoepffner (1912-2000), einer jüngeren Mitstreiterin im »Bund Das Neue Frankfurt«, die sich in ihrem künstlerischen Werk auf Ella Bergmann-Michel bezog. Der Dialog ihrer künstlerischen Werke eröffnet neue Perspektiven auf die Entwicklung von Künstlerinnen im Umfeld des Neuen Frankfurt. Begleitend zur Ausstellung veranstalten wir in Kooperation mit dem Arbeitskreis Fotografie im Hessischen Museumsverband, dem Deutschen Filmmuseum und der ernst-may-gesellschaft e.v. eine Vortrags- und Filmreihe, die das Thema FOTO UND FILM IM NEUEN FRANKFURT in den Mittelpunkt rückt. Ausgehend vom künstlerischen Werk Ella Bergmann-Michels wird im Historischen Museum in fünf Vorträgen untersucht, welche Bedeutung die moderne Fotografie und der moderne Film für die Architektur und Kultur des Neuen Frankfurt hatten. Gefragt wird außerdem nach der Identität von Fotografinnen in der Zwischenkriegszeit zwischen Beruf und künstlerischem Schaffen. Im Deutschen Filmmuseum präsentieren wir an drei Abenden das filmische Werk Ella Bergmann-Michels und Werke mit ihr befreundeter avantgardistischer Film-Künstler, die Ella Bergmann-Michel im Rahmen ihrer Arbeit in der »Liga für demokratischen Film« in den dreißiger Jahren in Frankfurt zur Aufführung brachte. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang Essen, dem Sprengel Museum Hannover und dem Stadtmuseum Hofheim am Taunus. Die Essener Ausstellung »Ella Bergmann-Michel. Fotografien und Filme« wurde von Annelie Duscha kuratiert.

Fotografien, Filme, Freundinnen
Ella Bergmann-Michel, Römerstadt Burgfeldstraße, Foto-Studie für einen dokumentarischen Film FRANKFURTER SIEDLUNGEN, 1929-32, Museum Folkwang Essen © Sünke Michel
Fotografien, Filme, Freundinnen
Ella Bergmann-Michel, Baumstamm mit Schatten, 1927-35, Museum Folkwang Essen © Sünke Michel
Fotografien, Filme, Freundinnen
Ella Bergmann-Michel, Mädchen mit Springseil, 1934/35, Museum Folkwang Essen © Sünke Michel