Das kritische Auge
Nezaket Ekici » Parastou Forouhar » Amir Ali Ghasemi » Yook Keyun Byung » Mohamed Shoukry »
Exhibition: 24 Sep – 12 Nov 2006
Neuer Kunstverein Aschaffenburg
Landingstr. 16
63739 Aschaffenburg
06021-299278
nkvaschaffenburg@t-online.de
www.kunstlanding.de
Tue 14-19, Wed-Sun 11-17
Diese Künstlerinnen und Künstler, aus östlichen/nahöstlichen Kulturräumen kommend, verbindet ein kritischer Blick auf unsere heutige Gesellschaft. Ihr "kritisches Auge" richten sie sowohl auf ihre Kultur, aus der sie stammen, und in der sie teilweise auch leben, als auch auf unsere "westliche" Gesellschaft, in der sie sich kurzfristig aufgehalten haben oder in der sie bis heute permanent leben. In den Medien Video, Fotografie, Performance, Installation spiegelt sich ihre ost-westliche Kultur-Erfahrung wider, mit der sie kritisch, anklagend aber auch spielerisch umgehen. Parastou Forouhar, geb 1962 in Teheran, derzeit Villa-Massimo Stipendiatin in Rom, beschäftigt sich auch schreibend intensiv mit der politischen und künstlerischen Situation ihres Heimatlandes. In ihrem eigenen Werk thematisiert die in Frankfurt lebende Künstlerin Formen gesellschaftlicher Gewalt, Indoktrination und den allgegenwärtigen Konformitätsdruck. In der Videoinstallation "Spielmannszüge" sind in einem Brunnen "computeranimierte Figuren in tänzelnden Bewegungen. Was auf den ersten Blick wie eine spielerische Reigenchoreographie erscheint, erweist sich als krude Folterdarstellung" (A. Karentzos). In "Trauerfeier" besetzen Ikea-Bürostühle den Raum, sie sind mit zeremoniellen iranischen Ashura-Tüchern bezogen - eine östlich-westliche Begegnung von starker Symbolkraft. Nezaket Ekici, geb. 1970 in der Türkei, heute in Deutschland lebend, ist eine Künstlerin, deren Performances prozessorientierte Installationen sind, die ein virtuoses Spiel mit verschiedenen kulturellen und gesellschaftlichen Codes betreiben, um den Betrachter in ein beziehungsreiches Netzwerk zu verwickeln. In "Living Sculpture" trägt sie auf einer Straße in Istanbul ein Kleid aus metallenen "Blauen Augen" - die im Islam der Abwehr des bösen Blicks dienen - dokumentiert, wie die Menschen auf diese Verfremdung eines mythisch aufgeladenen Symbols reagieren, um uns dann - spiegelbildlich - mit diesen Reaktionen zu konfrontieren. In "Hulla", lässt sie eine verschleierte Frau mit einem Hulla-Hoop-Reifen tanzen, in "Fackeln im Wind" singt sie den Text der türkischen Nationalhymne auf die Melodie der deutschen und umgekehrt - und konterkariert so unsere aktuelle Diskussion über kulturelle und nationale Identität. Amirali Ghasemi, geb. 1980 in Teheran, ist eine junger Fotograf und Videokünstler, der auf Vermittlung von P. Forouhar nach Deutschland kommt, In seiner interaktiven Videoarbeit "Coffe-Shop Ladies" lenkt er den Blick auf die identitätslöschende Wirkung der weiblichen Verschleierung. Mohamed Shoukry, geb 1976 in Kairo, verweist in seinen Videoinstallationen subtil auf die gesellschaftliche Situation seines Landes, auf verdeckte Gewalttätigkeit, lässt den Betrachter emotional die Wirkung der Menschenmengen in der Megalopolis Kairo miterleben. Keun-Byung Yook, geb. 1957 in Korea, richtet sein kritisches Auge - sein Erkennungszeichen auf der Kasseler documenta 9 (1992), wo zwei riesige Video-Augen in Erdhügeln sich vor dem Fridericianum anblickten - auf die Kriegsschauplätze unserer Welt. Eröffnung: Sa 23. September 18 Uhr mit einer Performance von Nezaket Ekici. Es erscheint ein Katalog