Egbert Haneke »
vis motrix
Exhibition: 26 Feb – 18 Mar 2007
fluctuating images. contemporary media art
Jakobstr. 3
70182 Stuttgart
0711-5051114
fluctuating-images@gmx.de
www.fluctuating-images.de
Thu 18-20 . Sat/Sun 16-18
Bilder von Egbert Haneke, und zwar in Dia-Überblendtechnik, waren bereits 2004 bei der Eröffnungsausstellung der Medienkunstgalerie fluctuating images zu sehen. Seine Konzentration auf Materialkontraste und auf das Zusammen- oder Widerspiel von urbaner Natur und architektonischem Stadtraum hat er seitdem weiterentwickelt. Zudem hat er inzwischen sein über sechs Jahre währendes Forschungsprojekt zur Dye-Transfer-Drucktechnik abgeschlossen, die wie kein anderes fotografisches Verfahren seiner Bildwelt entspricht. Hanekes Rekonstruktion des aus den 1930er Jahren stammenden, von Kodak entwickelten Druckverfahrens erweitert gleichzeitig die mediale Dimension der Fotografie. Dies insofern, als Haneke von analogen Kleinbilddias ausgeht, sie dann mit einem Trommelscanner digitalisiert und anschließend digital bearbeitet, um die Bilder dann wieder in das analoge Druckverfahren des Dye-Transfer-Prints, also der Farbstoffübertragung, zurückzuführen. Haneke hat hiermit ein weltweit einmaliges fotografisches Druckverfahren entwickelt. "Vis Motrix" (Bilderfolge, bestehend aus 30 Bildern) Die fotografischen Arbeiten der Bildgruppe "Vis Motrix" von Egbert Haneke zeigen durchweg Selbstverständliches, Unspektakuläres und Triviales der uns umgebenden Welt. Radikale, scharf begrenzte Ausschnitte, die in ihrer kompositorischen Präzision eine sowohl grafische als auch farbliche Bestimmtheit deutlich machen, schließen eine Zufälligkeit dabei kategorisch aus. Spiegelungen in Glasscheiben und Reflektionen auf Wasseroberflächen treiben ein Spiel mit sich überlagernden Ebenen. Zäune und Gitter, die den Blick auf das Bild verwehren wollen oder Pflanzenfragmente einkeilen, Flächen, auf denen bei aller Ödnis auch noch die letzten Steinbrocken, als Protagonisten, aus dem Zentrum des Bildes geschoben scheinen. Ein Unkrautpionier bahnt sich seinen widrigen Weg durch einen minimalen Riss – die Bildmotive aus Hanekes Archiv-Kategorien "Natur-Kultur-Abfall" stehen gleichwertig und ohne Konkurrenz nebeneinander. Zusätzliche Informationen, welche eine topografische oder zeitliche Einordnung der Motivik ermöglichen könnten, fehlen. Auch der Versuch, eine solche Annäherung selbst zu unternehmen, bleibt vage, assoziativ und scheitert schließlich. Ebenso sind narrative Stränge oder Elemente in dieser Bildgruppe nicht zu finden. Hergestellt sind diese Bilder mit einem modifizierten Druckverfahren der 1930er Jahre, Dye Transfer genannt, bei dem reine Farbstoffe auf einen Baryt-Karton übertragen werden. Die opulente Farbigkeit, die kaum erklärbare dreidimensionale Raumwirkung und die ungewöhnlich hohe Dichte dieser Dye-Transfer-Drucke vermitteln eine Prägnanz, welche die Bildmotive als außergewöhnliches Licht- und Farbereignis präsentiert. Das Prinzip der fotografischen Abbildung, die das Wesen der Fotografie ist, scheint hier durch eine eigentümlich andersartige Bildwirkung so weit erodiert, dass ein Blick auf das eigentliche Bild frei wird. Die Abbildhaftigkeit der Fotografie wird zugunsten einer neuen Bildhaftigkeit aufgegeben.