Fotografie ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt von Christian Egelhaafs künstlerischer Arbeit. Dabei interessiert ihn v.a. - wie auch bei seinen Objekten - die Veränderung von Realität durch die Beeinflussung der Wahrnehmung des Betrachters: Seine Montagen, digitalen Collagen und Mehrfachbelichtungen irritieren Sehgewohnheiten und führen in eine surreale Welt. Die Brüche in Egelhaafs Bildern - gewollt durch die durchaus sichtbaren Spuren der Montage - eröffnen dem Betrachter neue Seh-Welten im Alltag, vielschichtige Zusammenhänge von Realität und Illusion, die verstören und Rätsel aufgeben. Sehr häufig spielen dabei Verzerrungen, Schatten, Spiegelungen, Fenster und der Blick „dahinter“ eine Rolle. Obwohl Egelhaaf seine bevorzugten Motive zumeist in der weiten norddeutschen Landschaft findet, in der Strenge und Klarheit moderner Architektur oder aber auch in verrottenden baulichen Überresten der ehemaligen DDR, bekommen diese durch seine digitalen Manipulationen und Inszenierungen etwas betörend Geheimnisvolles und öffnen Erinnerungsräume. Durch den Verzicht auf vorgefertigte und abgegriffene Effekte entstehen neue Bilder im Bild und im Kopf des Betrachters, die Imagination erzeugt ein Kontinuum alltäglicher Anblicke mit einer anderen, neuen Wirklichkeit. Dabei sind die von Egelhaaf verwendeten Techniken solche, die es eigentlich schon immer gab, nur waren die Möglichkeiten in der Dunkelkammer sowie mit Schere und Kleber sehr eingeschränkt. Ausgangsmaterial für seine Montagen sind eigene Digitalfotografien, teils aus dem Archiv, teils zu diesem Zweck aufgenommen. Schon lange beschäftigt er sich in seinem Werk mit der Verfremdung von Realität. Zunächst nutzte er dafür Bewegungsunschärfe und Spiegelungen (z.B. in Schaufenstern), in den aktuellen Bildern hat er nun durch die digitale Bildbearbeitung selbst aktiv in die Bildkomposition eingegriffen. Dadurch werden Details der Realität zum Objekt des Bildes, zu Kunstwerken, in denen Realität und Illusion verschmelzen. Christian Egelhaaf, Jahrgang 1951, studierte in Braunschweig und Berlin Physik und lebt bei Lübeck, seit 2002 Austellungen im Norddeutschen Raum, Berlin und Dänemark. Sabine Lueken