Tabus, Sex und die Kunst: Körper als Erfahrung, Dokumentation, Folge 3
Marina Abramović » VALIE EXPORT » Elke Krystufek » Terry Richardson »
TV: – 15 Jun 2007
Fri 15 Jun 22:20
Die dreiteilige Dokumentation zu Grenzüberschreitungen in der Kunst porträtiert im letzten Teil den amerikanischen Kunst- und Modefotografen Terry Richardson, die in den 60er Jahren bekannt gewordene Wiener Aktionskünstlerin Valie Export, die provozierende Performancekünstlerin Marina Abramovic und die multimedial arbeitende Künstlerin Elke Krystufek. Terry Richardson hat es nach Drogenabhängigkeit und einem Leben von Sozialhilfe zu einem gefragten Kunst- und Modefotografen in Amerika gebracht. Lifestyle-Magazine schätzen seine "Porn-Chic" betitelte Ästhetik. Häufig stellt sich Richardson selbst nackt vor die Kamera und animiert damit seine freiwilligen Fotomodelle, jede Scham abzulegen. Sein bevorzugtes Arbeitsgerät ist die Schnappschusskamera, die ihm erst seine Arbeitsweise ermöglicht: "Nicht das formale Getue dieser gekünstelten Fotografie - Fotograf, Kontrolle, das ganze Zeug - sondern frei und locker. Solche Bilder zu machen ist großartig." Dass einige seiner Aufnahmen die Grenze zur Pornografie berühren, lässt ihn kalt. "Ich glaube nicht, dass ich eine Art moralischer Verantwortung habe, außer vor mir selbst." Die Wiener Aktionskünstlerin Valie Export schockierte Ende der 60er Jahre das Publikum mit verschiedenen Darstellungen anatomischer Details des weiblichen Körpers als Teil ihrer Performancekunst. 1969 nahm sie bei ihrer Aktion "Aktionshose Genitalpanik" in einer Jeans mit Ausschnitt im Genitalbereich mit ihrem Publikum Kontakt auf. Über 30 Jahre später wagt Marina Abramovic eine Neuauflage der Export-Performance im New Yorker Guggenheim-Museum. Aber hat "Genitalpanik" noch immer dieselbe Wirkung wie in Anfangszeiten der sexuellen Revolution? In dieser Tradition stellt Elke Krystufek, Jahrgang 1970, sich selbst und ihre Sexualität offensiv in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten. In vielen Werken provoziert sie mit vollem Körpereinsatz das voyeuristische Verlangen des Betrachters. Die Frau, ihre Selbstwahrnehmung und ihre Wahrnehmung auch als Sexualobjekt hält die multimedial arbeitende Künstlerin trotz vermeintlicher gesellschaftlicher Entwicklung noch immer für ein Hauptthema künstlerischer Auseinandersetzung.